Julia Extra Band 0332
nahm die Blume aus der Vase, beugte sich über den Tisch und steckte sie Rose hinters Ohr. Als er ihre Hand in seine nahm, lief ein Zittern über ihre Haut.
Über ihnen leuchtete der Himmel in Rot und Violett, ein Abbild von Asche und Feuer. Wie das Feuer, das in seinen dunklen Augen schwelte, während er sie ansah. Das Feuer, das ihren Körper mit dem verwirrenden Schmerz des Verlangens erfüllte.
„Tut mir leid, dass ich so spät dran bin“, murmelte er und sah dann zu der abgedeckten Silberschüssel. „Das Essen muss längst kalt sein.“ Er seufzte bedauernd. „Seit einer Stunde träume ich schon von den Köstlichkeiten, die die Haushälterin für uns zubereitet hat. Das Essen auf den Malediven soll einzigartig sein, eine Mischung aus indischen und asiatischen Gewürzen. Nikos hat mehr als einmal von ihrer Kochkunst geschwärmt. Ich kann es kaum erwarten …“
Schwungvoll hob er den Deckel von der Schüssel. Und erstarrte. Überrascht ließ er sich in seinen Stuhl zurückfallen.
„Spaghetti bolognese?“, fragte er verblüfft.
„Spaghetti schmecken doch köstlich“, verteidigte sie sich.
Stumm sah er sie an.
„Und noch dazu mit Reisnudeln.“ Sie nahm ihm den Löffel ab. „Das ist doch exotisch! Soll ich dir servieren?“
Nachdem Rose auf beide Teller je eine Portion gefüllt hatte, besah sie die kalte, recht unappetitlich aussehende Kreation. Sie hatte improvisieren müssen. Reisnudeln statt Pasta und frische Tomaten. Dazu eine Art Hackfleisch, das sie in der Gefriertruhe gefunden hatte, mit allen möglichen Gewürzen von ihr versetzt, von denen sie hoffte, dass es schmecken würde.
Nachdem sie einen Bissen genommen hatte, stellte sie fest, dass es mit ihrer Kochkunst, außer was Backen betraf, nicht weit her war.
Das Essen schmeckte scheußlich. Und kalt war es obendrein.
Alexandros nahm einen Bissen und wurde blass. Er stand auf und warf seine Serviette auf den Tisch. „Ich weiß nicht, ob die Haushälterin betrunken war oder ob das ein Scherz sein soll, aber ich werde mich jetzt beschweren …“
„Nein!“ Rose umklammerte sein Handgelenk und sah ihn mit flehendem Blick an. „Es ist nicht ihr Fehler, sondern meiner.“
Stirnrunzelnd sah er sie an. „Wie das?“
„Ich habe Mrs. Vadi nach Hause geschickt. Ich habe ihr gesagt, dass ich das Essen mache und du den Unterschied gar nicht bemerken würdest.“ Mit Tränen in den Augen schüttelte sie den Kopf. „Sag bitte nicht ihrem Hotelmanager, dass sie gegangen ist. Dann wird sie vielleicht gefeuert. Aber sie kann ja nichts dafür, dass ich das Essen verdorben habe.“
Langsam setzte er sich wieder hin und sah sie an. „Warum hast du sie denn nach Hause geschickt?“
„Wir sind ins Gespräch gekommen und … ihr Mann ist kürzlich gestorben und ihr kleines Mädchen ist krank und war allein zu Hause. Sie brauchte Hilfe“, erklärte sie. „Also habe ich ihr geholfen.“
Verwundert starrte er sie an. „Ihr … seid ins Gespräch gekommen“, sagte er. „Ich habe Angestellte, die schon seit zehn Jahren bei mir arbeiten, und ich weiß nichts über ihr Privatleben.“
„Zu schade.“
„Mir gefällt es so.“ Immer noch wirkte er verwirrt. „Aber warum machst du freiwillig ihre Arbeit, wenn du dich am Strand hättest entspannen können? Es ist ihr Job. Ihre Verantwortung. Nicht deine.“
Rose lauschte den Wellen in der Dämmerung. „Ich musste ihr helfen, wegen ihrer kleinen Tochter“, flüsterte sie und hob das Kinn, um seinem Blick zu begegnen. „Und weil ich nichts anderes möchte, als mit meiner eigenen Mutter zu sprechen.“
Betretenes Schweigen hing zwischen ihnen.
„Ich kann das Risiko nicht eingehen“, sagte er schließlich ruhig. „Wenn du mit deiner Mutter redest, könnte es sein, dass sie sich mit den amerikanischen Behörden in Verbindung setzt. Und die internationale Presse würde sich sofort darauf stürzen, dass eine junge Braut gekidnappt worden ist.“
„Und wenn ich dir mein Wort gebe, dass sie nichts erzählt?“, fragte sie verzweifelt.
Er schüttelte den Kopf. „Tut mir leid.“
Rose starrte auf ihren Teller. „Jedenfalls musste ich Mrs. Vadi nach Hause gehen lassen, damit sie bei ihrer Familie ist. Weil ich es nicht kann.“
„Ich verstehe immer noch nicht.“
„Hast du keine Familie?“
Er zuckte leicht zusammen. „Nicht so, wie du es dir vorstellst.“
„Keine Geschwister?“
„Ich war das einzige Kind.“
„Und deine Mutter?“
„Ist tot.“
„Dein
Weitere Kostenlose Bücher