Julia Extra Band 0332
zusammenfahren. Sie konnte doch unmöglich Alexandros’ Gesellschaft vermissen. Lächerlich! Er war ihr Kidnapper! Sollte sie ihn ab und zu amüsant oder charmant finden, dann doch nur deshalb, um das Beste aus ihrer Situation zu machen. Warum sie dann eine seiner Lieblingsblumen gepflückt und in eine Vase gestellt hatte, darüber wollte sie nicht weiter nachdenken. Auch nicht über seine interessierten Fragen auf dem Flug hierher, als er mehr von ihrer Familie erfahren wollte.
Als sie nun von ihrem Buch hochschaute, sah sie, dass die junge, mollige Haushälterin sich gerade abmühte, ein Tablett mit Geschirr zu einem Tisch am Strand zu tragen.
Sofort sprang Rose von ihrer Liege auf, froh darum, ihren verstörenden Gedanken zu entkommen. „Warten Sie! Kann ich Ihnen helfen?“
Die Haushälterin, die nur ein paar Jahre älter als Rose aussah, schüttelte den Kopf, obwohl sie anscheinend mit den Tränen kämpfte.
„Wirklich nicht?“ Rose biss sich auf die Lippe. „Bitte, Mrs. Vadi, lassen Sie mich Ihnen helfen.“
„Nein“, sagte die Frau, dann brach sie in Tränen aus. Es dauerte nicht lange, da wusste Rose, dass sie um ihren Mann trauerte, der vor sechs Monaten gestorben war, und dass sie sich große Sorgen um ihre achtjährige Tochter machte, die sie mit Fieber allein zu Hause hatte lassen müssen.
„Aber ich darf diesen Job nicht verlieren, Miss“, schluchzte die Frau und wischte sich über die Augen. „Sonst hat mein Kind nicht mal ein Dach über dem Kopf.“
„Gehen Sie nach Hause“, erklärte Rose, vor lauter Mitleid ebenfalls mit Tränen in den Augen.
„Das kann ich nicht.“
„Mr. Novros wird nie erfahren, dass Sie gegangen sind.“ Als die Frau immer noch zögerte, griff Rose nach ihrem Ärmel. „Bitte, es ist doch keine große Sache“, flüsterte sie. „Ich bin so weit weg von meiner eigenen Familie. Lassen Sie mich wenigstens Ihrer helfen.“
Weinend umarmte die Haushälterin sie, dann gab sie ihr genaue Anweisungen wegen des Abendessens, die Rose kaum behalten hatte, als sie eine halbe Stunde später allein in der vor Sauberkeit funkelnden Edelstahlküche stand. Deshalb beschloss sie, ihr Lieblingsessen zuzubereiten. Während die Reisnudeln kochten, ging Rose zum Strand hinunter, um den Tisch fertig zu decken.
Versonnen warf sie einen Blick zum Himmel, der in der untergehenden Sonne blutrot leuchtete. Da Alexandros jeden Moment zurückkommen könnte, hastete sie wieder zum Haus, duschte und kämmte sich die Haare. Aber was sollte sie anziehen? Dank Alexandros hing ja nur Strandkleidung im Schrank. Kurz erwog sie, T-Shirt und Shorts von ihm anzuziehen, aber das wäre eine zu vertraute Geste, die nur Liebenden vorbehalten war. Und das würden sie niemals sein.
Schließlich trug sie zwei durchsichtige Hängerchen übereinander, festgehalten mit einem Gürtel. Zufrieden betrachtete sie sich im Spiegel, da die zwei Kleider ihren Körper züchtig bedeckten.
Zusammen mit dem Abendessen stellte sie die Rose mitten auf den Tisch am Strand. Dann setzte sie sich und wartete, während sie auf den funkelnden Ozean hinausblickte, über den sich ein rot-violetter Himmel spannte.
Sie schreckte hoch, als Alexandros sie an der Schulter berührte. Entsetzt stellte sie fest, dass sie mit dem Kopf auf dem Tisch eingeschlafen war.
Alexandros’ Silhouette hob sich dunkel gegen das schon fast verblasste Sonnenlicht ab. Er hatte sich auf dem Flug hierher umgezogen, doch sie sah, dass seine Jeans und das T-Shirt jetzt staubig waren. Er wirkte grimmig, nicht mehr gutgelaunt wie noch vor ein paar Stunden.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte sie. „Was ist passiert?“
„Vergiss es“, sagte er mit belegter Stimme und nahm ihr gegenüber Platz.
„Wo warst du?“
„Das spielt keine Rolle“, entgegnete er verbittert. Dann sah er zu der Blume. „Wo kommt die Rose her?“
Sie biss sich auf die Lippe. Hatte sie einen Fehler gemacht, der verraten würde, dass sie die Haushälterin nach Hause geschickt hatte? „Warum fragst du?“
„Ich habe zwar gehört, dass es die Nationalblume dieser Insel ist, aber ich war noch nie in diesem Resort und das Personal kennt mich nicht. Ist das ein Zufall oder hast du die Blume für mich besorgen lassen?“
„Ach, das ist doch nichts.“ Sie war verlegen. „Ich habe sie im Garten gefunden und war überrascht, dass sie hier wachsen, so weit von deiner Heimat entfernt. Ich dachte, du magst sie. Das ist alles.“
„Stimmt“, sagte er leise. „Danke.“
Er
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