Julia Extra Band 0332
noch.“
Alexandros senkte den Blick. „Ich habe dich hierher gebracht, weil deine Familie dir alles bedeutet.“ Er lächelte in sich hinein. „Sie ist genau so, wie du sie beschrieben hast.“
Wie auf ein Stichwort tönten die lauten Stimmen ihrer Neffen vom Flur. „Ich hätte nie gedacht, dass eine Familie wirklich so sein kann.“
„War deine Kindheit denn anders?“
Seine Züge verhärteten sich, als er sich wieder zum Fenster wandte. „Ich wusste immer, dass ich weder gewollt war noch geliebt wurde. Meine Mutter hat als Dienstmädchen in San Francisco gearbeitet und wurde von ihrem Chef schwanger.“
Ihre Augen weiteten sich. „Du kommst aus San Francisco?“
Er drehte sich zu ihr. „Ich habe hier gelebt, bis ich fünf war. Dann hatte meine Mutter genug davon, allein die Verantwortung zu tragen, ist zu ihrem alten Chef und hat gedroht, seiner Frau von mir zu erzählen.“ Hart lachte er auf. „Mein Vater hat ihr Geld gegeben, um das Problem aus der Welt zu schaffen. Danach hat er mich zu meinen Großeltern nach Griechenland geschickt.“
„Mit fünf Jahren?“ Rose war schockiert. „Das muss deiner Mutter doch das Herz gebrochen haben.“
Er schnaubte verächtlich. „Sie hat das Geld von meinem Vater genommen und sich in Miami ein schönes Leben gemacht.“ Er stockte. „Sie wollte nie wieder in ihr altes Leben zurück, zu ihren Eltern, die sie für ihren lockeren Lebensstil verachteten. Meine Großeltern sprachen kein Englisch und schämten sich für mich, den Bastard. Aber mein Vater …“, er spuckte das letzte Wort verächtlich aus, „hat Geld geschickt, sodass ich für sie eine gute Einnahmequelle war.“
Entsetzt dachte Rose an den fünfjährigen Jungen. Verlassen von der eigenen Mutter, abgelehnt vom Vater, war er in ein fremdes Land geschickt worden, zu Großeltern, die ihn ignorierten und verachteten.
Alexandros’ Blick schweifte durch Roses altes Zimmer. „Früher habe ich oft von einem Heim wie diesem geträumt, und von einer Familie wie deiner. Wenn meine Großeltern dann tagelang nicht mit mir sprachen, habe ich mir vorgestellt, nach Amerika zurückzugehen und meine Eltern zu suchen.“
„Und, hast du es getan?“, fragte sie atemlos.
Er stieß ein hässliches Lachen aus. „Ja. Aber da war ich schon erwachsen und hatte ein Vermögen gemacht. Ich fand meinen Vater und habe seinen Betrieb zerstört.“
„Du hast deinen Vater ruiniert?“, flüsterte sie.
„Und es hat mir Spaß gemacht.“ Seine Augen funkelten. „Ich wusste nicht, dass er an einer Herzattacke sterben würde. Aber ich hätte wissen müssen, dass sein Herz schon Schaden genommen hatte, da er mich als Kind zu einem Leben in Einsamkeit und Schweigen verdammt hat.“
„Ach, Alexandros …“
Er schwieg einen Moment. „Aber ich habe das Geheimnis gewahrt, um das er sich die meisten Sorgen gemacht hat. Ich habe nie öffentlich gemacht, dass ich sein Sohn bin.“
„Du hast ihn geschützt.“
„Nein, nicht ihn.“ Entschieden zog er die Vorhänge zu. „Danach habe ich meine Mutter gesucht und sie in Florida gefunden. Sie war gerade von ihrem letzten Liebhaber verlassen worden, lebte in einem Rattenloch und ihre Leberzirrhose raffte sie immer mehr dahin.“
„Und was hast du gemacht?“
„Ihr eine Flasche Wodka mit großer roter Schleife darum gebracht.“ Sein Lachen klang hart. „Sie hat sich darüber gefreut. Ich hatte mir vorgenommen, sie allein zurückzulassen, so wie sie es mit mir getan hat.“ Er wandte den Blick ab. „Stattdessen habe ich versucht, sie zum Entzug in einer Klinik zu überreden, habe ihr ein neues Apartment gekauft und ihre Rechnungen bezahlt, bis sie gestorben ist.“
„Du hast dich um sie gekümmert“, sagte Rose leise.
Die Traurigkeit in seinem Blick strafte sein lässiges Schulterzucken Lügen. „Ein Moment der Schwäche. Sie musste sowieso sterben.“
Roses Kehle war wie zugeschnürt. Sie trat hinter ihn, schlang die Arme um ihn und drückte ihre Wange gegen seinen Rücken. „Es tut mir leid.“
Er drehte sich in ihren Armen zu ihr um.
„Jetzt weißt du, wie ich bin“, sagte er leise. „Jetzt weißt du auch, dass es dumm wäre, mich zu lieben. Gerade von dir.“
Aber ich liebe dich doch, dachte sie und spürte den Schmerz in ihrem Herzen.
Sie hatte schon den Mund geöffnet, um die Worte auszusprechen, als die Tür mit lautem Quietschen aufging. Ihre Mutter stand auf der Schwelle, mit ihrer geblümten Schürze über dem Hosenanzug. Vera Linden warf nur
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