Julia Extra Band 0332
einem anständigen und wahrhaftigen Menschen machte, allein durch ihre Gegenwart. Er liebte sie.
Schockiert öffnete er die Augen.
Er liebte sie tatsächlich.
Alexandros, ein Mann, der nichts besaß außer Geld und Macht – nichts von Wert – hatte sich in eine Frau verliebt, die alles in einem neuen, wunderbaren Licht erstrahlen ließ. Die wertvollste, anbetungswürdigste und leidenschaftlichste Frau der Welt.
Nicht annähernd war er ihrer wert. Und trotzdem sehnte er sich danach, es zu sein. Sehnte sich danach, sie in die Arme zu nehmen, ihr zu sagen, dass er sie liebte, sie zu seiner Frau machen wollte, um sie für immer zu achten und zu ehren. Er griff nach der Türklinke.
Dann erstarrte er.
Er liebte sie. Aber er hatte versprochen, sie gegen Laetitia auszutauschen. Ein Versprechen, mit dem er das Leben eines neunzehnjährigen Mädchens retten konnte.
Er hatte sein Wort gegeben. Ihm blieb keine andere Wahl.
Aber Rose.
Nachdenklich ging er zum Fenster, öffnete es und sog tief die kalte Nachtluft ein.
Zum ersten Mal in seinem Leben würde er sich in die Hände eines anderen Menschen begeben. In Roses Hände. Im Stillen musste er sich eingestehen, dass sie ohnehin schon die ganze Zeit Macht über ihn gehabt hatte.
Dabei hatte er zu Anfang geglaubt, alles unter Kontrolle zu haben. Doch sie war immer die Stärkere gewesen, auch wenn es beiden nicht bewusst gewesen war. Und morgen würde sie über sein Schicksal entscheiden.
Er nahm sein Handy und rief seinen Anwalt in San Francisco an. Dann gab er eine zweite Nummer ein.
„Växborg“, sagte er barsch. „Ich bin bereit für den Deal.“
14. KAPITEL
Am nächsten Morgen schlug Regen gegen die Autoscheiben, als sie nach San Francisco fuhren.
Passend zum Anlass trug Rose ein schwarzes Kleid unter einem schwarzen Regenmantel. Schon zum zehnten Mal sah sie Alexandros an, der neben ihr hinten in dem Geländewagen saß. Doch er ignorierte sie weiterhin.
Ihre Familie hatte angeboten, sie zum Flughafen zu fahren, aber er hatte abgelehnt. Eine halbe Stunde später war ein schwarzer Geländewagen vorgefahren und ein großer Van. Sechs Bodyguards in schwarzen Anzügen waren ausgestiegen, als der Chauffeur Alexandros die Tür aufhielt. Ihre Eltern hatten mit offenen Mündern dagestanden. So viel zum einfachen Volk!
Nervös sah Rose ihn nun von der Seite an. Heute würde sie Alexandros ihre Liebe gestehen. Aber nicht jetzt. Noch nicht. Sie starrte auf ihre Hände im Schoß. Der Flug nach Las Vegas würde zwei Stunden dauern, also kein Grund, überhastet in Gegenwart des Chauffeurs mit ihren Gefühlen herauszuplatzen.
Besonders, da sie ohnehin Angst davor hatte …
Verblüfft warf sie jetzt einen Blick aus dem Fenster und tippte dann dem Chauffeur leicht auf die Schulter. „Entschuldigen Sie, aber das ist die falsche Richtung.“
Alexandros schüttelte den Kopf. „Wir fahren nicht zum Flughafen?“
„Ach nein?“
Er drehte sich zu ihr. „Erinnerst du dich noch an die Klinik, eine Stunde von San Francisco entfernt, von der ich dir erzählt habe? Die beste Klinik im Land für Patienten mit Schädelhirntrauma.“
„Wir fahren also zu dieser Klinik und nicht zum Flughafen?“
Er nickte.
„Du hast Laetitia zurück“, flüsterte sie.
Er wandte den Blick ab. „Ja.“
Freude machte sich langsam in ihr breit, als ihr die Bedeutung bewusst wurde.
Alexandros musste sie nicht mehr austauschen. Ihm war bewusst geworden, dass Rose ihm mehr bedeutete als seine unumstößlichen Versprechen. Sicher hatte er seinen Schwur zurückgenommen und Lars doch ein Vermögen angeboten für Laetitia, statt ihm Rose zu überlassen. Das war die einzige mögliche Erklärung.
Alexandros hatte sich für Rose entschieden. Er hatte beschlossen, dass sie ihm wichtiger war als sein Versprechen.
Doch als sie ihn ansah, verblasste ihr Lächeln. Vielleicht deshalb, weil Alexandros nicht im Geringsten glücklich aussah, da er zum ersten Mal in seinem Leben sein Wort gebrochen hatte?
Schließlich bog der Geländewagen in die Auffahrt zu einer kleinen modernen Klinik ein. Ein kastenförmiges, schmuckloses Gebäude, das in dem kalten Februarregen fast trostlos wirkte. Doch Rose meinte, nie etwas Schöneres gesehen zu haben.
Alexandros hatte sich für sie entschieden. Plötzlich war sie so erfüllt von Liebe zu ihm, dass es ihr egal war, wer zuhörte.
Als der Wagen vor dem Krankenhaus hielt, sah sie Alexandros an.
„Ich liebe dich“, platzte sie heraus.
Seine Augen weiteten
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