Julia Extra Band 0339
angelegt hatte, ihn mit ihrer Fröhlichkeit anzustecken, umso verschlossener war sein Gesichtsausdruck geworden. Wahrscheinlich hatte er ihre albernen Faxen nur deshalb über sich ergehen lassen, weil seine Tochter sie so offensichtlich genoss.
Und nun saß er hier bei Cheesie Charlie’s – einem Lokal, in dem man einen Mann wie ihn zuletzt vermuten würde – und aß klaglos die gummiartigen Chickenwings, die ihnen ein Kellner in einem absurden Hähnchenkostüm serviert hatte.
Als der Hähnchenkellner an ihren Tisch trat und ein frei improvisiertes Lied zum Besten gab, in das er ständig den Namen Ace einflocht, kam Morgan nicht umhin, Nates Selbstbeherrschung zu bewundern. Ohne eine Miene zu verziehen, lauschte er der Darbietung und belohnte den jungen Mann anschließend mit einem großzügigen Trinkgeld.
„Na, das war vielleicht ein Spaß“, bemerkte Morgan, als sie endlich wieder auf der Straße standen.
„Oh ja!“, stimmte Ace ihr enthusiastisch zu und zupfte ihren Vater um Zustimmung heischend am Ärmel. „Das war doch total witzig, Daddy, oder?“
Nate nickte pflichtschuldig. „Ungefähr so witzig, wie mit der Stirn einen Nagel in die Wand zu schlagen.“
„Ich glaube nicht, dass das witzig wäre“, meinte Ace.
„Bestimmt nicht“, pflichtete ihr Vater ihr bei. „Und deswegen wirst du es auch auf keinen Fall zu Hause ausprobieren.“
„Wie hat sie es eigentlich geschafft, Sie zum Mitkommen zu überreden?“, fragte Morgan ihn, als Ace vergnügt auf den geparkten Wagen zuhüpfte. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass Sie es freiwillig angeboten haben.“
Nach kurzem Zögern deutete Nate mit dem Kopf in Cecilias Richtung. „Seit dem Tod ihrer Mutter ist es Tradition bei uns, dass wir die Samstage gemeinsam verbringen. Ich war bereit, heute eine Ausnahme zu machen, aber sie nicht.“
Ein weicher Ausdruck glitt über Morgans Gesicht. „Könnte es sein, dass unter dieser harten Schale ein Herz aus Gold schlägt, Nate Hathoway?“
Endlich bekam sie ihr Lächeln, aber nicht das, auf das sie gehofft hatte, sondern eins von der zynischen Sorte. „Offenbar sind Sie noch weltfremder, als ich angenommen habe, Miss McGuire. Aber glauben Sie ruhig daran, wenn es Ihnen Spaß macht.“
Ihre Unfähigkeit, zu ihm durchzudringen, machte Morgan ganz verrückt. Mittlerweile war ihr fast jedes Mittel recht, um ihm eine emotionale Reaktion zu entlocken, und wenn sie ihn schon nicht zum Lachen bringen konnte, wollte sie ihn wenigstens verunsichern.
„Nachdem Cheesie Charlie’s Ihnen schon so gut gefallen hat, werden Sie die Schneehöhle lieben ! “, prophezeite sie ihm genüsslich.
Morgan tat so, als würde sie die Qualen, die Nate litt, nicht bemerken. In aller Ruhe durchstöberte sie mit Cecilia die Regale, Verkaufstische und Kleiderständer, die vor exklusiver Mädchenbekleidung nur so überquollen.
Als sie nach einer halben Stunde unter der Last von T-Shirts, Pullovern, Röcken, Strumpfhosen und Schuhen fast zusammenbrach, deutete Nate mit dem Kopf zur Kasse. „Dann können wir ja jetzt bezahlen und gehen“, meinte er, da sie offensichtlich kein einziges weiteres Teil mehr schleppen konnte.
„So weit sind wir noch lange nicht“, eröffnete Morgan ihm. „Sie muss doch erst alles anprobieren.“
Er sah aus wie ein Wolf in der Falle. „Wozu? Kaufen wir einfach alles, damit wir endlich von hier verschwinden können.“
„Dieses Geschäft ist sehr teuer.“ Morgan genoss seine Verzweiflung in vollen Zügen und empfand nicht die geringsten Gewissensbisse dabei. „Sie sollten Cecilia erlauben, sich ein oder zwei Teile auszusuchen, und den Rest kaufen wir dann woanders.“
„Woanders …?“ Er schloss die Augen und gab einen gepeinigten Laut von sich. Als er Morgan wieder ansah, lag ein Ausdruck wilder Entschlossenheit in seinem Blick. „Hören Sie, Miss McGuire, es ist mir völlig egal, was dieses Zeug kostet. Wir werden es jetzt kaufen, und dann nichts wie raus hier.“
Noch immer stellten sich keine Schuldgefühle ein. Nicht nachdem er ihrem Charme, auf den sie sich sonst eigentlich immer verlassen konnte, so mühelos widerstanden hatte.
„So funktioniert das nicht“, sagte sie fest. „Der Spaß hat für Cecilia doch gerade erst angefangen. Machen Sie ihr zuliebe gute Miene zum bösen Spiel, anstatt sich wie ein Weichei zu benehmen.“
Er schluckte hart. „Sie nennen mich ein Weichei?“
„Ja“, bestätigte sie freundlich.
Er sah sie fassungslos an. Runzelte die Stirn. Schob
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