Julia Extra Band 0339
ihre Freundschaft hatte sie gegen die Verachtung und den Spott ihrer wohlhabenderen Klassenkameraden geschützt.
Während für Nate die Schmiede der Ausweg aus dem Elend gewesen war, hatte David sich für eine Laufbahn beim Militär entschieden. Er wollte sich dort zum Ingenieur ausbilden lassen, um Cindy heiraten und ihr ein sorgenfreies Leben bieten zu können. Stattdessen war er in einem fahnengeschmückten Sarg zurückgekommen.
Du musst dich um sie kümmern, falls mir etwas passiert, Hath.
Nate hatte es getan, aber nach Davids Tod war Cindy nie wieder ganz dieselbe geworden. Ein Teil ihrer Fröhlichkeit war zusammen mit David gestorben, aber trotz allem hatten sie eine gute Beziehung gehabt. Eine starke Partnerschaft, die auf gegenseitigem Vertrauen und bedingungsloser Hingabe an die Familie gründete.
Cindy zu verlieren war wie ein Sturz in einen tiefen Abgrund gewesen, den er bei Davids Tod gerade noch hatte vermeiden können. Es war, als hätte er ein Stück von sich selbst verloren, und umso mehr erfüllte es Nate mit Schuldgefühlen, dass Cindys Duft nie ein so intensives Verlangen in ihm ausgelöst hatte wie der von Morgan McGuire.
Plötzlich wusste Nate, dass sie da war.
Hier, in der Schmiede, als hätten seine Gedanken sie herbeigezaubert.
Sie kam direkt auf den Schmiedeofen zu. Eine knappe Armlänge von ihm entfernt, blieb sie schräg hinter ihm stehen und begann, ihn intensiv zu beobachten.
Nate arbeitete weiter, als hätte er ihr Kommen nicht bemerkt. Um sich von ihrer Gegenwart abzulenken, nahm er den Blasebalg und fachte mit aller Kraft die Glut an, bis ihm die Arme schmerzten. Erst als er sicher war, ihrem Anblick gewachsen zu sein, drehte er sich zu ihr um, fest entschlossen, sie ohne lange Vorrede wegzuschicken.
Das zuckende Licht des Feuers verlieh ihrem üppigen rotbraunen Haar ein geheimnisvolles Eigenleben, und ihre Augen leuchteten in einem so klaren Grün, dass selbst Smaragde daneben verblasst wären.
„Hi“, hörte er sich sagen. Nicht übermäßig freundlich, aber ein unmissverständlicher Hinauswurf war etwas anderes.
„Hi. Was ist das, woran Sie gerade arbeiten?“
Tut mir leid, Miss McGuire, aber für Plaudereien habe ich wirklich keine Zeit. „Es ist ein Teil eines schmiedeeisernen Eingangstors für einen historischen Besitz in Georgia. Eine Auftragsarbeit.“
„Es ist fantastisch …“
Sie schlenderte zu dem großen Arbeitstisch, auf dem die bereits fertigen Teile lagen. Anscheinend war sie zu Fuß gekommen, denn sie trug eine pinkfarbene Daunenjacke und dicke Fäustlinge, die einem ihrer Schüler hätten gehören können. Ihre Wangen waren von der kalten Luft draußen bezaubernd gerötet.
Nate sah ihr an, dass ihre Bemerkung über seine Arbeit keine leere Floskel gewesen war, und es wurmte ihn, dass ihr Lob ihm so viel bedeutete. Kein Wunder, dass ihre Schüler ihr aus der Hand fraßen.
„Ich wollte nur vorbeischauen, um Ihnen zu sagen, dass die letzte Woche für Cecilia richtig gut gelaufen ist.“
„Wegen der neuen Outfits?“ Er schnaubte verächtlich. „Finden Sie nicht, dass wir in einer erschreckend oberflächlichen Welt leben, wenn Sechsjährige einander nach ihrer Kleidung beurteilen?“
Er wollte unbedingt, dass sie von hier verschwand, und da er anscheinend nicht den Mumm besaß, es ihr direkt zu sagen, würde er eben einen Streit vom Zaun brechen, um sein Ziel zu erreichen. Denn trotz seiner legendären Selbstdisziplin konnte Nate nicht verhindern, dass er wieder dieses lästige Ziehen in seinem Bauch spürte, als hätte sich dort ein kleiner, nervtötender Hund festgebissen, der einfach keine Ruhe geben wollte.
Leider schien sein barscher Tonfall sie nicht sonderlich zu beeindrucken. „Es liegt nicht an den Outfits an sich“, erklärte sie sachlich, „sondern daran, dass Cecilia sich jetzt zugehörig fühlt. Die neuen Sachen haben ihr nur das nötige Selbstvertrauen gegeben.“
„Ich habe auch Selbstvertrauen, obwohl ich ohne schicke Klamotten aufgewachsen bin.“
Sie ließ die Augen sanft und einladend auf seinem Gesicht ruhen, als wollte sie ihn auffordern, ihr mehr zu erzählen.
Was er keinesfalls tun würde!
„Danke, dass Sie extra vorbeigekommen sind, um mich über Ace auf dem Laufenden zu halten“, sagte er mit unbewegter Miene. „Aber eine kurze Nachricht hätte es auch getan.“
Sie wirkte noch immer nicht im Mindesten gekränkt. Stattdessen lächelte sie. Nate wünschte, sie würde das nicht tun. Es erweckte den Wunsch in
Weitere Kostenlose Bücher