Julia Extra Band 0339
die Armee eintrat und bei einem Einsatz im Irak getötet wurde, hatte Nate eine Zeit lang geglaubt, dass sie an ihrem Schmerz zerbrechen würde. Aber er hatte getan, was gute Freunde tun, und das Versprechen eingelöst, das er David gegeben hatte. Er hatte sich um Cindy gekümmert und so gut es ging versucht, die Lücke zu füllen, die David hinterlassen hatte.
Nicht mehr atmen und denken können? Ehrlich, Cin, das klingt nicht einmal ansatzweise verlockend.
Sie hatte gelacht, wenn auch etwas traurig. Du hast nicht die geringste Ahnung, Hath, aber irgendwann wirst du es verstehen.
Während der schlimmen Wochen nach Cindys Tod hatte Nate beschlossen, sich ein Herz aus Eisen zuzulegen, doch nun stellte sich heraus, dass er ein Problem damit hatte. Er wusste es in dem Moment, als Morgan auf dem Beifahrersitz Platz nahm und ihm der zarte Duft ihres Parfums in die Nase stieg.
Eisen hatte nämlich ein Geheimnis: Es war nur so lange hart und widerstandsfähig, bis man es der Feuerprobe unterwarf. Setzte man es großer Hitze aus, wurde es so weich und nachgiebig wie Butter – und Morgan McGuire besaß vermutlich mehr Feuer, als ihr biederes Aussehen vermuten ließ.
Aber es zwingt mich ja niemand, es herauszufinden, sagte Nate sich.
Solange er nicht den ganzen Weg bis Greenville ihre Schulter berühren musste, sollte es ihm ein Leichtes sein, sich gegen ihren Zauber abzuschotten. Immerhin hatte er einige Übung darin, sich Frauen vom Leib zu halten. Frauen, die ihm und Ace ihr Mitgefühl und ihre Hilfe aufdrängen oder ihn gar durch ihre Liebe retten wollten.
Er brauchte nichts dergleichen, und er wollte, dass es auch so blieb. Selbst wenn es ihm an manchen Tagen so vorkam, als wäre sein Stolz alles, was ihm außer Ace geblieben war.
Nichtsdestotrotz war Nate sich während der ganzen Fahrt Morgans Nähe nur zu bewusst – obwohl sich ihre Schultern nicht berührten.
Und noch nie war ihm die Fahrt nach Greenville so kurz vorgekommen.
Gemeinsam mit Ace sang sie aus Leibeskräften „Old MacDonald Had a Farm“, wobei sich herausstellte, dass sie alles andere als eine begnadete Sängerin war. Allerdings machte sie ihre stimmlichen Mängel durch ihren Enthusiasmus wieder wett. Ihre Augen glänzten, und es stand ihr förmlich auf der Stirn geschrieben, dass sie jung war, unschuldig und völlig naiv. Dass sie nie die Härten kennengelernt hatte, die Nates Kindheit geprägt hatten, und dass ihr die Erfahrung einer echten Tragödie bisher erspart geblieben war.
„Oink, oink“ , grunzte sie fröhlich und sah ihn dabei auffordernd an. „Wollen Sie nicht mitmachen, Mr Hathoway? Ich bin sicher, Sie würden ein fantastisches Schwein abgeben.“
Er fragte sich unwillkürlich, ob das eine Anspielung auf seine Haushaltsführung sein sollte, aber ihr argloser Gesichtsausdruck ließ ihn diesen Verdacht wieder fallen lassen. Morgan McGuire war eindeutig keine Frau, die versteckte Andeutungen machte.
„… with an oink oink here and an oink oink there …“
Nate presste die Lippen zusammen und weigerte sich, in ihre Welt einzutreten. Es konnte nichts Gutes dabei herauskommen, wenn weich auf hart traf. Das Weiche zog immer den Kürzeren, und er wollte diese junge Lehrerin, die sich mit unleugbarer Aufrichtigkeit für seine Tochter engagierte, nicht verletzen.
Und genau dazu würde es kommen, wenn er dem unterschwelligen Begehren nachgab, das er in sich spürte, während ihre Stimme, ihr Duft und ihre Vorliebe für Schweine das Wageninnere erfüllten. Es würde in einer kurzen Begegnung im Bett enden, von der nichts bleiben würde als ein schaler Nachgeschmack.
Morgan McGuire war nicht lebenserfahren genug, um das zu wissen, aber dafür wusste er es umso besser.
Morgan betrachtete Nate über den Restauranttisch hinweg und fragte sich, warum er seine Gefühle hinter einer so hohen Mauer verschanzte.
Während der ganzen Fahrt hatte sie versucht, ihn aus der Reserve zu locken, indem sie absichtlich falsch gesungen und ihn auch noch zum Mitmachen animiert hatte. Natürlich nur, damit Cecilia auch einmal eine spielerische Seite an ihrem Vater sieht, hatte sie sich gesagt. Aber sie wusste, dass es nicht die ganze Wahrheit war.
Bei ihrer ersten Begegnung in der Schmiede war es ihr gelungen, ihn für den Bruchteil einer Sekunde zum Lächeln zu bringen, und sie wollte unbedingt herausfinden, ob sie ihn ein zweites Mal dazu verführen konnte.
Leider waren all ihre Bemühungen umsonst gewesen. Je hartnäckiger sie es darauf
Weitere Kostenlose Bücher