Julia Extra Band 0339
beleuchtete einen Moment lang ihr blasses Gesicht und das glänzende Haar, dann war sie verschwunden.
Schulterzuckend stieg er die Treppe hinauf. Hoffentlich war Mary McCoy nicht ebenso kratzbürstig wie ihre Freundin!
Nach erledigten Einkäufen schwatzte Mary noch ein Weilchen mit den Ladenbesitzern, bevor sie sich wieder auf den Heimweg machte. Doch dann verlangsamte sie ihren Schritt – der Unbekannte war immer noch da. Er saß jetzt auf der untersten Treppenstiege und sah ihr nicht gerade freundlich entgegen.
Die Tüte mit Lebensmitteln auf dem Arm, blieb sie stehen. „Miss McCoy ist wohl nicht daheim“, bemerkte sie leichthin.
Jonas betrachtete sie nachdenklich. Seit einer Viertelstunde wartete er nun schon auf ihre Rückkehr. In der Wohnung hatte niemand auf sein Klopfen geantwortet; da sie jedoch hell erleuchtet war, musste jemand zu Hause sein. Oder war es zumindest bis vor Kurzem gewesen.
Was nur eins bedeuten konnte: Die junge Frau, die er für eine Freundin gehalten hatte, war Mary McCoy in Person. Eine Künstlerin, deren Gemälde seit einiger Zeit von Experten und Sammlern gleichermaßen gepriesen und zu beträchtlichen Preisen verkauft wurden – und die ihm seit sechs Monaten das Leben schwer machte.
Kritisch musterte er sie von Kopf bis Fuß. Diese halbe Portion in der ausgebeulten Latzhose und der rosa Strickjacke? Es war kaum zu glauben!
Er stand auf. „Wäre es nicht einfacher gewesen, Sie hätten mir gleich gesagt, dass Sie Mary McCoy sind?“
Nachlässig hob sie die schmalen Schultern. „Möglich. Aber bei Weitem nicht so amüsant.“
Jonas presste die Lippen zusammen. Zur Unterhaltung seiner Mitmenschen beizutragen gehörte nicht gerade zu seinen Ambitionen. „Nachdem ich nun weiß, wer Sie sind, schlage ich vor, wir setzen uns zu einem ernsthaften Gespräch zusammen“, informierte er sie brüsk.
„Abgelehnt.“
„Wie bitte?“
„Sie mögen ja wissen, wer ich bin, aber ich habe immer noch keine Ahnung, wer Sie sind.“
Sein Gesicht verfinsterte sich. „Ich bin derjenige, den Sie schon monatelang an der Nase herumführen.“
Mary runzelte die Stirn. Sie war sich sicher, dass sie ihm noch nie begegnet war. Keine Frau, ob jung oder alt, vergaß einen Mann, der knapp zwei Meter groß war und aussah wie er. „Tut mir leid, aber ich weiß nicht, wovon Sie reden.“
Abfällig verzog er den wohlgeformten Mund. „Ist Ihnen der Name Buchanan Construction ein Begriff?“
Eine Alarmglocke schrillte in ihrem Kopf, und mit schmalen Augen studierte sie erneut das markante Gesicht. Mit diesem Mann war nicht gut Kirschen essen. „Jetzt verstehe ich. Da Mr Buchanan mit seinen bisherigen Bemühungen keinen Erfolg hatte, schickt er mir jetzt einen seiner Helfershelfer ins Haus.“
Ungläubig sah er sie an. „Sie halten mich für eine Art Gorilla, der Sie einschüchtern soll?“
„Wen sonst?“, konterte sie. „Firmenanwalt, Assistentin und Bauleiter waren schon hier und haben ihr Glück versucht, warum jetzt nicht auch ein Handlanger?“
„Weil es in meinem Unternehmen keine Handlanger gibt“, entgegnete er harsch. Ein kleiner Muskel zuckte deutlich sichtbar an seiner Wange.
In der Hoffnung, die renommierte, aber offenbar ziemlich störrische Mary McCoy mit logischen Argumenten überzeugen zu können, war Jonas heute Abend persönlich hergekommen – mit dem Ergebnis, sich die Beleidigungen einer gerade mal ein Meter fünfzig großen Xanthippe anhören zu müssen.
Marys rauchgraue Augen wurden noch größer. „ Sie sind Jonas Buchanan?“
Voll Genugtuung konstatierte er, dass er dem Selbstbewusstsein der aufreizenden Person zumindest einen kleinen Hieb versetzt hatte. „Der bin ich. Sind Sie jetzt überrascht?“, spöttelte er.
Mehr als überrascht – Mary war wie vom Blitz getroffen.
Natürlich war ihr Buchanan Construction ein Begriff, die Anwaltsfirma des Unternehmens hatte ihr schließlich ein Kaufangebot für das Lagerhaus unterbreitet. Außerdem konnte man den Namen seit Monaten an genügend Londoner Baustellen lesen. Aber unter dem Besitzer eines weltweit bekannten Bauunternehmens hätte sie sich eher einen soignierten Herrn in den Fünfzigern oder Sechzigern vorgestellt, der sich sowohl das Essen als auch die Zigarre zum Cognac danach gut schmecken ließ.
Dieser Mann war höchstens Mitte dreißig, sonnengebräunt und athletisch. Mit Sicherheit kein Fan von Mahlzeiten mit fünf Gängen, hochprozentigen Getränken und dicken Zigarren.
„Können Sie sich
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