Julia Extra Band 0339
es lieber, wenn du das nicht tust, Jonas.“
„Interessiert dich denn nicht, was aus Yvonne wird?“
Mary zuckte die Schultern. „Ich bin sicher, die Polizei benachrichtigt mich, sollten sie mich brauchen.“
Mit anderen Worten, ihn brauchte sie nicht. Für sie existierte er nicht mehr. Doch so leicht wurde sie ihn nicht los.
Er umschloss ihren Arm. „Ich schaue bei dir vorbei, Mary“, wiederholte er resolut. „Schließlich ist da auch noch die Sache zwischen uns, über die wir reden sollten.“
„Was gibt es da noch zu bereden?“ Sie schüttelte seine Hand ab, das Gesicht feuerrot – ob vor Verlegenheit oder vor Wut, war schwer zu erraten. „Unser … Intermezzo im Bett war, wie gesagt, aufschlussreich, aber jetzt ist es vorbei.“
Es war die ideale Gelegenheit zum Rückzieher, und er sollte sie wahrnehmen, bevor er sich noch länger zum Narren machte. Aber alles, woran er denken konnte, waren die Küsse, die sie getauscht hatten, und die Liebkosungen, mit denen sie sich gegenseitig verwöhnt hatten.
„Nachdem ich auf dem Revier war, komme ich noch mal her“, beharrte er.
„Vergiss es. Sobald du weg bist, schließe ich ab und gehe schlafen.“
„Dann wirst du wohl nicht darum herumkommen, wieder aufzuschließen und mich hereinzulassen.“
Frustriert presste Mary die Lippen zusammen. „Bist du taub, Jonas?“
„Nein, und schwerhörig bin ich auch nicht.“
Erbittert sah sie ihn an. „Genügt es denn nicht, dass deine Assistentin in dich verliebt ist? Muss es partout ein Harem sein?“, rief sie empört.
„Das war ein Schlag unter die Gürtellinie, Mary.“
Sie errötete. Dass Yvonne Richards durchgedreht hatte, war nicht sein Fehler. „Tut mir leid“, sagte sie leise. „Trotzdem bitte ich dich, nicht zurückzukommen.“
„Warum?“
„Ehrlich gesagt finde ich die ganze Situation peinlich“, gestand sie. „Mag sein, dass du bist mit solchen Sachen vertraut bist – ich leider nicht. Alles, wonach ich mich sehne, ist, allein zu sein, schlafen zu gehen und den Albtraum zu vergessen.“
Jonas war sprachlos. Bisher hatte noch keine Frau Sex mit ihm als Albtraum qualifiziert. Noch eine neue Erfahrung, die er Mary McCoy verdankte.
„Ich verstehe nicht ganz, was du mit ‚Situation‘ meinst, aber ich beuge mich – vorläufig – deinem Wunsch nach Alleinsein.“ Verstimmt strich er sich das Haar aus der Stirn. „Falls es dich tröstet – für mich ist dieser Abend auch nicht so verlaufen, wie ich ihn mir vorgestellt hatte.“
Mary schnitt eine Grimasse. „Bis jetzt war zwischen uns nichts wie erwartet“, sagte sie. Wäre sie ihm doch nie begegnet ! Hätte sie sich doch nur nicht in ihn verliebt !
„Das stimmt.“ Er betrachtete sie schweigend, dann wandte er sich ab und ging zur Tür. „Ich rufe dich morgen an.“
Von ihr aus konnte er anrufen, so viel er wollte. Sie würde nicht da sein.
Für Mom und Dad musste sie sich eine Ausrede einfallen lassen, weshalb sie nach zwei Tagen schon wieder auftauchte. Aber was sollte sie sonst tun? Hierzubleiben und morgen die ganze traurige Geschichte noch einmal mit ihm durchzukauen überstieg ihre Kräfte.
„Schön“, meinte sie nur.
Er blieb stehen und sah sie an. „Verschweigst du mir etwas, Mary? Wenn ja, was ist es?“
„Nichts, das dich interessieren könnte.“ Ihre Stimme klang spröde.
Jonas ließ sie nicht aus den Augen. Was, fragte er sich, wäre geschehen, hätte Yvonne ihn und Mary nicht mit ihrer Wahnsinnstat unterbrochen? Lägen sie jetzt in dem breiten Bett dort drüben? Oder hätte der Abend genauso geendet?
Seine Absicht war gewesen, mit ihr zu Abend zu essen, weiter nichts. Aber vielleicht redete er sich das nur ein. Waren die Dinge zu weit gegangen, weil er es unbewusst so gewollt hatte? Er kannte sich selbst nicht mehr aus.
„Vergiss nicht, abzuschließen“, sagte er schroff, als er die Tür hinter sich zuzog.
Mary wartete, bis sie ihn nicht länger hören konnte, dann drehte sie den Schlüssel im Schloss, schob den Riegel vor und lehnte sich gegen die Wand.
Warum, warum nur musste sie einen Mann lieben, für den Liebe ein Fremdwort war? Was in aller Welt sollte sie jetzt anfangen?
Sie straffte die Schultern. Morgen früh abreisen, das war das Erste.
12. KAPITEL
Aber aus der Reise wurde nichts.
Als das Telefon morgens kurz nach acht schrillte, ließ Mary es erst einmal klingeln, aber nach einer Weile hob sie dann doch widerstrebend ab. Zu ihrer Erleichterung antwortete ein Polizeibeamter, der sie
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