Julia Extra Band 0339
würde.
Abgesehen vom letzten Schritt kannten Jonas und sie sich so intim, wie ein Mann und eine Frau sich nur kennen konnten. Dass er ihre Liebkosungen ebenso genossen hatte wie sie seine, erfüllte sie mit glücklicher Genugtuung. Nur einen Wermutstropfen gab es – ihre Gefühle für ihn.
Was sie für ihn empfand, war mehr als sexuelles Verlangen, viel mehr. Daran zweifelte sie nicht eine Sekunde, auch wenn sie im Moment nicht gewillt war, das Was und das Wie genauer zu analysieren. Denn die Möglichkeit, dass sie sich nach diesem Abend nicht mehr sehen würden, bestand durchaus …
Bisher hatte er sich dazu mit keiner Silbe geäußert. Nach dem Liebesspiel hatten sie sich fast scheu wieder angezogen, und noch immer sprach keiner ein Wort. Der Grund für ihr Schweigen leuchtete ein – eine Situation wie diese war neu für sie. Sie wusste nicht, was man sich danach sagte oder nicht sagte. Doch auf Jonas traf das nicht zu. Warum schwieg er dann? Sie hatte keine Ahnung, was in ihm vorging.
Nach einer kleinen Ewigkeit murmelte er lediglich: „Danach ist es gewöhnlich immer etwas unbehaglich.“
Die schnöde Bemerkung schnitt ihr ins Herz, und nach ihrem Dafürhalten konnte sie nur eins bedeuten …
„Du meinst, nach dem, was sich zwischen uns abgespielt hat, fällt es dir schwer, jetzt die richtigen Worte zu finden?“
„So ungefähr.“ Er schwieg. Wie zuvor waren auch diesmal die Dinge aus dem Ruder gelaufen.
Alles, was er beabsichtigt hatte, war, Mary physisch zu verwöhnen, ihr sexuell Genuss zu verschaffen. Dass es wechselseitig sein könnte, damit hatte er nicht gerechnet – und schon gar nicht, dass sie ihn zum Orgasmus bringen würde. Doch genau das hatte sie getan, mit einer Natürlichkeit und erotischen Finesse, die ihm den Atem raubten.
In seinem Leben hatte es viele Frauen gegeben, aber letztendlich hatte ihm keine wirklich etwas bedeutet. Und so wollte er es auch.
Jonas hatte Affären, keine Beziehungen. Ihm ging es dabei um guten Sex und seiner jeweiligen Bettgefährtin um die Extras – exklusive Restaurants und den gelegentlichen Klunker. Dagegen hatte er nichts einzuwenden, es war ein fairer Austausch und er kein Geizkragen. In seinen Augen handelte es sich bei Affären um geschäftliche Transaktionen, und auf diesem Gebiet kannte er sich aus.
Mit Mary lagen die Dinge anders. Sie war keine Frau für eine heiße Affäre, von einer Beziehung konnte auch nicht die Rede sein – was sie und ihn miteinander verband, war ihm im Grunde ein Rätsel.
Aus geschäftlichen Gründen hatten sie sich kennengelernt, die Begegnung in der Lyndwood Gallery war mehr oder weniger Zufall gewesen. Natürlich hatte er gewusst, dass es sich um ihre Ausstellung handelte, aber nicht ihretwegen war er hingegangen, sondern um seine Cousine zu begleiten. Dass er Mary nach dem unergiebigen Gespräch zwei Tage zuvor durch sein Erscheinen aus der Fassung gebracht hatte, betrachtete er als Bonus.
Aber schon für das gemeinsame Mittagessen im Restaurant gab es keine einleuchtende Erklärung, ebenso wenig wie für das Zusammensein in seiner Wohnung. Und absolut gar nichts rechtfertigte seine Anwesenheit hier bei ihr heute Abend …
Für Frauen wie Mary McCoy war in seinem Leben kein Platz, es wurde höchste Zeit, der ganzen Geschichte ein Ende zu machen. Sie beherrschte sein Denken schon jetzt viel zu ausschließlich.
Sie wusste mehr über ihn als seine engsten Bekannten, mehr als Joel Baxter, mit dem er seit zwölf Jahren befreundet war. Sex war okay, aber nicht diese aufkeimende Seelenverwandtschaft zwischen ihnen.
Mary, der sein Schweigen langsam ungemütlich wurde, drehte sich zu ihm – und was sie in seinen Augen las, raubte ihr die letzte Hoffnung. Nun, sie mochte dumm genug sein, ihr Herz an ihn zu verlieren, aber ihr Stolz war immer noch intakt.
Entschlossen schob sie seinen Arm beiseite und glitt vom Sofa. „Keine Angst, Jonas, ich mache dir keine Szene. Dieser Abend war … äh … aufschlussreich, aber auf eine Wiederholung bin ich nicht scharf.“
Stirnrunzelnd setzte er sich auf und strich sich das zerzauste Haar aus der Stirn. „Willst du behaupten, dass du es nicht genossen hast?“, fragte er ungläubig.
„Ganz und gar nicht, das wäre dumm von mir, nicht wahr?“ Seinem Blick standhaltend, fuhr sie ruhig fort: „Ich finde nur, dass sexuelle Befriedigung kein Grund ist, auch weiterhin mit dir in Kontakt zu bleiben.“
Die gleiche Erkenntnis, zu der er eben auch gelangt war! In seinem
Weitere Kostenlose Bücher