Julia Extra Band 0342
fassungslos.
„Klingt vielleicht albern, aber ja.“
„Kein Problem. Schon erledigt.“ Hoffentlich zitterte ihre Stimme dabei nicht.
„Gut zu wissen. Die Leute hier schließen nämlich schon Wetten darauf ab, wann es bei Ihnen so weit ist.“
„Unglaublich! Dabei will ich doch nichts weiter als einen guten Job machen!“
Aufgebracht drehte Alex sich um und ging zu ihrem Tresen zurück. Um sich von dem eben Gehörten abzulenken, stürzte sie sich wieder in die Arbeit. Eines stand fest: Sie musste sich dringend von Wyatt fernhalten.
Sie war gerade dabei, die Schubladen des Tresens nach weiteren Informationen zu durchwühlen, als sie plötzlich Mr Toliver durch den Haupteingang kommen sah. Sofort richtete sie den Blick auf sein Haar, das … oh je, praktisch nicht mehr vorhanden war.
Oh, damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Tolivers Frisur war das krasse Gegenteil der blonden Mähne von Seth. Sie schluckte.
„Mr Toliver?“, sprach sie ihn zaghaft an.
Doch zu ihrer Überraschung breitete sich ein Lächeln über sein Gesicht, als er auf sie zukam. „Na? Was halten Sie von meiner neuen Frisur?“
„Ich …“
„Ganz schön kurz, was?“, sagte er und fuhr sich über den kahl geschorenen Schädel. „Aber Gregory hat gesagt, dass ich die perfekte Kopfform dafür habe. Und da ich sowieso allmählich kahl werde, dachte ich, warum eigentlich nicht? Es ist vielleicht nicht jedermanns Geschmack, fühlt sich aber angenehm kühl an. Vor allem bei dieser Hitze.“
Alex dankte dem ihr bisher völlig unbekannten Gregory im Geiste. Anscheinend hatte das McKendrick’s mit seiner Hilfe mal wieder einen Gast glücklich gemacht. Von Nahem betrachtet sah Mr Toliver wirklich nicht so übel aus. „Die Frisur steht Ihnen hervorragend“, sagte sie.
Strahlend ging Mr Toliver davon. Als Alex ihm hinterhersah, blieb ihr Blick plötzlich an Wyatt hängen, der seinen Hotelgast ebenfalls eingehend musterte. Sie hatte sein Kommen gar nicht bemerkt.
Spontan ging Alex auf ihn zu. So viel zu ihrem Vorsatz, sich von ihm fernzuhalten. „Ziemlich kurz, oder?“, fragte sie nervös.
„Ihm gefällt’s. Ich bin ihm gerade draußen über den Weg gelaufen“, sagte Wyatt und drehte sich zu ihr um. „Er war ganz begeistert von Ihrem Tipp. Gute Arbeit.“ Sein anerkennender Blick beschleunigte ihren Herzschlag noch viel mehr als der Anblick von Mr Tolivers kahlem Kopf gerade eben.
„Haben Sie denn gar keinen Schreck bekommen, als Sie ihn gesehen haben?“, fragte Alex.
Wyatt zögerte einen Moment. „Ehrlich gesagt hatte ich schon mein Handy gezückt, um Champagner auf sein Zimmer bestellen zu lassen“, sagte er widerstrebend.
Alex musste unwillkürlich lachen. „Aha, dann hatten Sie also doch Bedenken!“
Wyatts Mundwinkel zuckten. „Okay, ich gebe es zu. Trotzdem bin ich mit Ihrer Arbeit sehr zufrieden. Glauben Sie mir, solange Sie alles dafür tun, dass unsere Gäste sich wohlfühlen, erfüllen Sie meine Anforderungen voll und ganz. Ich gebe Ihnen auch gern die Hand darauf, wenn Sie wollen.“
Alex stutzte. Hielt Wyatt ihr tatsächlich gerade die Hand hin? Einen Moment lang starrte sie wie hypnotisiert darauf, bevor sie ihm zögernd ihre gab.
Als er sie nahm, überlief es sie schlagartig heiß. Der Mann ist ein Einzelgänger, warnte sie sich selbst. Er hat es selbst zugegeben, und Randy hat es bestätigt.
„Okay“, krächzte sie. Als Wyatt ihre Hand losließ, fühlte sie sich an, als habe er sich auf ihr eingebrannt.
„Sie können jetzt gehen, Alex“, sagte er.
Verwirrt runzelte sie die Stirn.
„Lois übernimmt die nächste Schicht“, erklärte er. „Ihr erster Tag ist vorbei. Sie haben sich wacker geschlagen.“
Da bin ich mir nicht so sicher, dachte sie, als sie davonging. Sosehr sie sich auch einzureden versuchte, dass das hier nur ein Job war – allmählich kam er ihr eher wie ein Härtetest vor.
Auf ihrem Zimmer angekommen, betrachtete sie ihre Hand verblüfft. Wie konnte man nur so extrem auf einen bloßen Händedruck reagieren? Die Nervenenden ihrer Finger fühlten sich wie versengt an.
Dieser Mann übte wirklich eine enorme Anziehungskraft auf sie aus – genau wie Randy ihr prophezeit hatte. Sie atmete tief durch und begann bis zehn zu zählen. „Ich bin stark“, sagte sie zu sich selbst. „Ich bin nicht Sklavin meiner Emotionen.“
Sie hatte diese Bekräftigung auch bitter nötig, wenn sie nicht schon wieder enttäuscht werden wollte.
Gott sei Dank handelte es sich nur um einen Job.
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