Julia Extra Band 0342
ich jetzt genug Energie, um mich auf meine Ziele konzentrieren zu können.“
„Ziele sind etwas sehr Gutes.“
„Da spricht wohl der Geschäftsmann aus Ihnen. Und? Was sind Ihre Ziele so, von dem Hotel mal abgesehen?“, platzte es aus ihr heraus. Sie wurde rot. „Vergessen Sie meine Frage“, sagte sie hastig. „Das geht mich selbstverständlich nichts an.“
Wyatt zuckte die Achseln. „Ehrlich gesagt lebe ich nur für meinen Beruf. Ich will es auf die Liste der Top-Ten-Hotels schaffen, da bleibt mir kaum Zeit für ein Privatleben. Außerdem bin ich sowieso nicht für Familie und Ehe geschaffen, aber damit will ich Sie nicht langweilen. So, und jetzt fahre ich Sie ins Hotel zurück. Bitte ruhen Sie sich noch etwas aus, bevor Sie sich hinter den Tresen stellen. Ich will, dass Sie sich bei uns wohlfühlen.“
Alex schwante allmählich, dass sie sich im McKendrick’s vermutlich nie wirklich wohlfühlen würde. Dazu waren ihr Job und Wyatt viel zu eng miteinander verknüpft. Wie sie es auch drehte und wendete – sie würde ihm nicht konsequent aus dem Weg gehen können. Eine Vorstellung, bei der sie sich genau genommen allerdings nicht wirklich unwohl fühlte, sondern … eher erregt!
Diese Erkenntnis war erschreckend. Wenn Alex den Job nicht schon angenommen hätte, hätte sie jetzt sofort ihre Freundinnen angerufen und sie angefleht, ihn ihr auszureden. Leider blieb ihr jetzt wohl nichts anderes übrig, als sich mit den Umständen abzufinden und sich gegen ihre körperlichen Reaktionen zu wehren, so gut es eben ging.
In einer Hinsicht hatte Beverly offensichtlich recht gehabt: Wyatt war tatsächlich wie Schokolade – verführerisch, aber total ungesund. Auf jeden Fall eine echte Bedrohung für ihren Vorsatz, keine Männer mehr in ihr Leben zu lassen.
4. KAPITEL
Auf dem Rückweg zum Hotel fragte Wyatt sich, was zum Teufel eigentlich gerade mit ihm passierte. Eine neue Angestellte einzuarbeiten, war eine Sache, aber ihre Gegenwart zu genießen, ging eindeutig zu weit.
Gut, dass Alex ihn mit ihrer Frage nach seinen privaten Zielen an seine Vergangenheit erinnert hatte – und an seine daraus resultierende Bindungsunfähigkeit.
Seine Mutter hatte ihn nach seiner Geburt zu ihrem Bruder abgeschoben, der mit Kindern genauso wenig hatte anfangen können wie sie und ihn unterdrückt und geschlagen hatte. Diese Erfahrungen hatten auch sein späteres Verhältnis zu Frauen geprägt. Er hatte sie so oft enttäuscht, dass er inzwischen die Finger von Beziehungen ließ.
Er musste sich daher von Alex fernhalten, so faszinierend er sie auch fand. Unter ihrer starken Fassade war sie nämlich sehr zerbrechlich. Und das Letzte, was sie gebrauchen konnte, war ein notorischer Einzelgänger, der ihr früher oder später das Herz brach. Nein, Beziehungen waren einfach nichts für ihn. Oder er nichts für Beziehungen.
Gott sei Dank hatte er zum Ausgleich das Hotel. Das McKendrick’s war sein ganzer Stolz, seine einzige Daseinsberechtigung.
Inzwischen war es jetzt fast fünfzehn Jahre her, dass er seine Vergangenheit hinter sich gelassen und sich etwas aufgebaut hatte. Seine Familienmitglieder hatten sich gewaltig in ihm getäuscht: Entgegen ihren Behauptungen, dass er zu nichts gut war, hatte er es verdammt weit gebracht. Sein Hotel war der beste Beweis dafür.
Aber er war noch längst nicht am Ziel.
Zurück im Hotel hatte Alex keine Zeit mehr, über ihr Problem mit Wyatt nachzudenken. Denn kaum stand sie hinterm Tresen, kam bereits ein Mann auf sie zu und fragte sie nach einem guten Friseur.
Ganz ruhig. Sag ihm bloß nicht, dass du keine Ahnung hast. Dieses Hotel wurde gerade für einen wichtigen Award nominiert. Dieser Typ könnte ein Hotelkritiker sein, der nur so tut, als suche er einen Friseur.
Hilfe suchend sah Alex sich in der Lobby um. Hm, Randys Haarschnitt war ja ganz nett, aber nicht gerade das Passende für einen Mann in den Fünfzigern. Kurz darauf wurde sie jedoch fündig und winkte Randy zu sich heran.
Stirnrunzelnd gehorchte er. „Randy, würden Sie bitte für einen Moment auf meinen Tresen aufpassen?“
Er blinzelte überrascht. Der männliche Gast ebenfalls.
„Sie bekommen Ihre Antwort in einer Minute“, sagte Alex und strebte auf einen Kellner mit blonder Löwenmähne zu, der gerade einigen Frauen Drinks neben dem Springbrunnen servierte.
Alex wartete, bis er damit fertig war, warf einen Blick auf seine Namenskarte und sprach ihn lächelnd an: „Hi, Seth, ich bin Alex Lowell, die
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