Julia Extra Band 0342
Dachrestaurant im McKendrick’s, an einem großen runden Tisch. Die Aussicht aus dem neunundzwanzigsten Stockwerk war überwältigend. Ein Halbmond hing hoch im Himmel über der Wüste. Die Nacht war so klar, dass man die Lichter der Häuser in den meilenweit entfernten Vororten blinken sehen konnte.
„Was ist denn da draußen so interessant?“, wollte Tristan wissen, der sie eine ganze Weile beobachtet hatte.
„Siehst du die Lichter ganz weit draußen? Jedes bedeutet ein Zuhause für jemanden“, antwortete sie sehnsüchtig.
„Ganz weit draußen, ja. Doch ein Zuhause muss gar nicht so weit weg sein“, meinte Tristan.
Ihr Herz schlug ein wenig schneller.
Was hatte er vor einiger Zeit zu ihr gesagt?
Für mich ist Zuhause kein Ort. Es ist mehr ein Seelenzustand.
Allmählich begann sie zu verstehen, was er damit meinte.
„Du solltest deinen Traum vom eigenen Haus verwirklichen“, beschwor er sie mit leiser Stimme.
Sein warmer Atem umschmeichelte ihr Ohr. Sie konnte kaum atmen.
Wie gerne würde sie ihren Traum gemeinsam mit Tristan verwirklichen. Bei dem Gedanken spürte sie einen Kloß in der Kehle.
Linc, Mollys Mann, zog sein Jackett aus und krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch.
„Du hast wirklich sehr nette Freunde“, flüsterte Tristan ihr jetzt ins Ohr.
„Ja, nicht wahr?“ Sie war überrascht, wie gut er zu ihnen passte – wie das letzte Stück eines Puzzles. „Sie mögen dich übrigens auch“, flüsterte Jayne zurück.
„Hab ich’s dir nicht gesagt?“
Sie lächelte. „Ja, das hast du.“
Jayne fühlte sich so wohl, als hätte sie eine leidenschaftliche Affäre und eine gemeinsame Zukunft mit ihm.
Das musste wohl an der besonderen Atmosphäre liegen. In Gesellschaft von drei glücklichen Paaren war es allzu leicht, mehr in Tristans Worte hineinzuinterpretieren.
Diesen Fehler durfte sie nicht begehen.
Eine Bemerkung von Serena riss sie aus ihren Gedanken. „Schön, dass du bei uns sein kannst, Tristan“, sagte sie gerade.
„Ja, finde ich auch“, stimmte er zu. „Und ich finde es schön, dass ich endlich auch die Gesichter zu den Namen kennenlerne.“
„Wurde ja auch allmählich Zeit“, warf Molly ein. „Ich habe gehört, dass du viel unterwegs bist?“
O je. Fängt jetzt das Verhör an? dachte Jayne.
„Ich bin Fotoreporter.“
„Fürs Internet oder für eine Zeitung?“, wollte Wyatt wissen. Er hatte einen Arm um Alex gelegt.
„Freiberuflich“, erwiderte Tristan.
Linc stellte sein Wasserglas auf den Tisch. „Da ist die Konkurrenz aber groß.“
„Richtig“, stimmte Tristan ihm zu. „Ein Grund mehr für mich, besser zu sein als die anderen.“
„Tristan hat uns heute in der Bar fotografiert“, sagte Serena.
Jonas runzelte die Stirn. „Ich dachte, das war ein reines Frauentreffen.“
Tristan zeigte sein entwaffnendes Lächeln, bei dem Jayne immer ganz weich in den Knien wurde. „Ich war auch nur als Fotograf dabei.“
Wyatt McKendrick, eine markante Persönlichkeit, füllte Jaynes Weinglas nach. Er trug einen Designeranzug, hatte schwarzes, dichtes Haar, markante Gesichtszüge und smaragdgrüne Augen. Weil ihr Boss heute Abend anwesend war, wieselten die Kellner noch eifriger als sonst um den Tisch herum. „Jayne, Alex hat mir erzählt, dass du zum ersten Mal im Sparkle bist?“
„Stimmt. Als wir im Juni hier waren, haben wir es nur bis ins Bistro Lizette geschafft.“
„Wir hätten hier zwar gern gegessen“, fügte Serena hinzu.
„Aber wir konnten es uns nicht leisten“, vervollständigte Alex den Satz.
Mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete Wyatt seine Frau. „Willst du mir damit etwa sagen, dass unsere Preise zu hoch sind?“
„Nein“, antwortete Alex grinsend. „Unser Kontostand war zu niedrig.“
Unter dem Tisch griff Tristan nach Jaynes Hand. Mit dem Daumen streichelte er über ihre Handfläche. Wenn er doch nur … Nein, diesen Gedanken wollte sie lieber nicht zu Ende denken. Sie sollte besser den Moment genießen.
„Ich freue mich jedenfalls, dass ich endlich mal hier essen kann“, sagte Jayne. „Es ist wirklich köstlich.“ Tristans Berührung irritierte sie, während sie nach Worten suchte. „Das Warten hat sich auf jeden Fall gelohnt.“
Jetzt presste er auch noch seinen Schenkel gegen ihren.
„Das Sparkle ist nur ein Diamant in der Krone der McKendrick-Gruppe.“ Jonas Benjamin zog ebenfalls sein Jackett aus und lockerte seine Krawatte. „Ich hoffe, dass Wyatt und Alex bald noch mehr solcher Restaurants
Weitere Kostenlose Bücher