Julia Extra Band 0342
bemerkt hatte. „Das ist nicht das, was du dir wünschst.“
Fast trotzig hob Jayne das Kinn. „Doch, das ist es.“
„Du kennst mich doch gar nicht.“
„Und ob.“ Seine Worte weckten in ihr jedoch leise Zweifel über ihr Urteilsvermögen Männern gegenüber. Wie um sich selbst Mut zuzusprechen, fuhr sie fort: „Ich weiß genug. Du bist freundlich. Großzügig. Du hast mir geholfen, wieder Spaß am Leben zu haben. Du hast mir gezeigt, was möglich ist und wie ich meine Träume verwirklichen kann. Meine Freunde mögen dich … Ich vertraue dir.“
„Das solltest du nicht tun. Du weißt ja nicht, wozu ich fähig bin.“
Ein kalter Schauer fuhr ihr über den Rücken. Konnte sie sich so sehr in ihm getäuscht haben? Genauso wie in Rich, als er behauptet hatte, er wollte sie heiraten? „Ich dachte, du wolltest es auch?“
„Nicht jetzt.“
Seine Zurückweisung verletzte sie, aber so leicht wollte sie sich nicht geschlagen geben.
„Ich verstehe dich nicht.“ Sein abrupter Stimmungswechsel war absolut unbegreiflich. „Du hast mir ehrlich gesagt, was du willst. Das ist okay für mich. Es muss nicht für die Ewigkeit sein. Ich bin mit deinen Bedingungen einverstanden. Hier und jetzt.“
„Jayne …“
Warum nahm er sie nicht in die Arme und küsste sie?
„Ich bin derjenige, der dir die SMS geschickt hat“, platzte er heraus.
„Welche SMS?“ Verdattert sah sie ihn an.
„Dass du in Richs Apartment kommen sollst, weil er eine Überraschung für dich hat.“
Erstaunt riss sie den Mund auf. „Was?“
Tristan ging zur Bar und goss sich einen Drink ein, ehe er weitersprach. „Rich wollte dir nicht sagen, dass er eine Affäre mit Deirdre hatte, und ich musste ihm hoch und heilig versprechen, dass ich dir auch nichts verraten würde. Also musste ich mir etwas anderes ausdenken, damit du es vor der Hochzeit noch erfährst.“
„Nein.“ Plötzlich wurde Jayne übel.
„Es ist die Wahrheit. Ich war mit Rich in dem Laden, wo er seinen Smoking für die Hochzeit kaufen wollte. Er hatte sein Handy auf einen Tisch gelegt, und während er in der Umkleidekabine war, sah ich deinen Namen auf dem Display blinken. Ich wusste, dass er sich später mit Deirdre treffen würde. Ich habe deinen Anruf als Zeichen von oben gesehen und dir die SMS geschickt.“
Seine Sätze schnürten ihr die Kehle zu. „Ich habe nie verstanden, warum Rich es mir auf diese Weise gesagt hat. Es war so grausam und herzlos. Nächtelang habe ich darüber nachgedacht, warum er es mir auf diese brutale Art mitteilen musste. Dabei war er es gar nicht …“
„Wenn ich noch einmal in dieser Situation wäre …“, Tristan vergrub die Hände in seinen Taschen, „… würde ich es anders machen.“
Die Worte explodierten in ihren Ohren. Die Aussichten auf einen schönen Abend waren zunichte. Ihre Hoffnungen zerstört.
Es kostete sie gewaltige Mühe, nicht in Tränen auszubrechen.
Wie konnte das geschehen?
Jayne liebte Tristan. Sie hatte ihm vertraut. In seiner Gegenwart hatte sie sich sicher gefühlt. Aber sie hatte sich geirrt. Vollkommen geirrt. „Ich auch.“ Nach einer Weile fragte sie: „Warum hast du mir das nicht gleich gesagt? Als du mich besucht hast … weil Grace sich um mich sorgte …“
„Ich habe mich auch um dich gesorgt“, unterbrach er sie. „Aber du hast mir gesagt, dass du mit der Vergangenheit abschließen und Rich vergessen wolltest. Deshalb habe ich mich entschlossen, kein Salz in offene Wunden zu streuen …“
Sie lachte. Es klang verbittert. „Vielen Dank dafür.“ Und ich habe dir vertraut. Ich habe dich gewollt. „Ich weiß nicht, wem ich noch vertrauen kann“, sagte sie. „Allmählich traue ich nicht mal mehr mir selbst. Und meinem Urteilsvermögen schon gar nicht …“
„Es tut mir leid.“ Hilflos hob Tristan die Schultern.
„Mir auch. Du hast keine Ahnung, wie leid es mir tut.“
Ihre Worte brachen ihm fast das Herz.
„Das ändert jetzt auch nichts mehr. Gute Nacht, Tristan.“ Sie ging in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Tristan machte die ganze Nacht kein Auge zu. Er wartete auf irgendetwas. Auf die Morgendämmerung. Auf irgendein Zeichen.
Auf Jayne.
Aber sie hatte sich in ihr Schlafzimmer eingeschlossen und ließ sich nicht mehr blicken.
Der Sonnenaufgang tauchte die Wüste jenseits der Stadt in ein überirdisch schönes Licht. Tristan achtete nicht darauf. Nachdem er stundenlang kein Geräusch aus Jaynes Schlafzimmer gehört hatte, begann er sich ernsthaft Sorgen
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