Julia Extra Band 0342
unterbrach ihn dabei. Linc seufzte, sah kurz aufs Display, dann entschuldigte er sich und nahm den Anruf entgegen.
Sie hörte ihn mehrere Minuten lang über irgendein architektonisches Design diskutieren, dann beendete er das Gespräch. Er hatte kaum aufgelegt, als es erneut klingelte. Linc seufzte und warf Molly einen kurzen Blick zu.
„Stört es dich, wenn ich noch ein paar Dinge erledige, bevor wir essen gehen? Das dauert nur eine Minute, versprochen.“
„Kein Problem, ich versteh schon.“
Er nahm den Anruf entgegen, dann machte er einige weitere. Molly bekam mit, dass er die ganzen nächsten Besprechungen absagte und die Verantwortung an andere Personen in der Firma übertrug.
Es war ein krasser Kontrast zwischen ihrer eigenen kleinen Welt, in der Fünfjährige sich mit Farben und Zahlen beschäftigten, und Lincs Multimillionen-Dollar-Deals.
Schließlich legte er auf und schloss seinen Laptop.
„Tut mir leid.“
„Die Arbeit eines Geschäftsführers ist nie ganz getan, und so weiter?“
„So ähnlich.“
Linc verstaute das Telefon in seiner Gürteltasche. Gleichzeitig kam das Auto vor einem italienischen Restaurant mit einer grellroten Markise und mehreren Bistrotischen zum Stehen.
Linc stieg aus und reichte Molly seine Hand.
Als ihre Hand von seinem vertrauten festen Griff erfasst wurde, verspürte sie wieder dieselbe elektrische Spannung, an die sie sich noch so gut erinnerte.
Doch fast so schnell, wie er sie erfasst hatte, ließ er sie auch wieder los.
Hatte er dasselbe gespürt? Oder wollte er nur höflich sein?
Molly beschloss, nicht zu fragen. Sie hatte ihre Prioritäten: einen Job zu ergattern sowie Informationen für ihr Kind zu sammeln.
Eine Minute später saßen sie schon in einer abgeschiedenen Nische im hinteren Teil des Restaurants.
„Möchtest du etwas Wein?“, fragte Linc.
„Äh … nein, danke. Ich bleibe beim Wasser.“ Sie rutschte unwohl auf ihrem Platz herum. „Es ist noch zu früh.“
„Du hast recht.“
Danach erwähnte er den Wein nicht mehr, und sie war sich sicher, dass er nicht ahnte, weshalb sie den Alkohol tatsächlich abgelehnt hatte.
Warme Brotstangen wurden zusammen mit dem Wasser serviert, dann verschwand der Kellner und ließ sie alleine.
Molly versuchte, ihre leichte Übelkeit mit dem Brot zu bekämpfen. Und es funktionierte – zumindest ein wenig. Dennoch war sie nicht sicher, ob sie etwas essen konnte.
„Also … Warum jetzt?“, fragte Linc. „Warum besuchst du mich gerade heute, nachdem zwei Monate vergangen sind?“
Röte schoss ihr ins Gesicht. Wusste er Bescheid? Sah man ihr die Schwangerschaft an der Nasenspitze an? Hatte es ihm jemand erzählt?
Sie schüttelte diese Gedanken ab. Sie war einfach nur paranoid. Lincs Frage war zu erwarten gewesen und völlig gerechtfertigt.
Sie konnte ihm die Wahrheit sagen. Sie konnte ihm sagen, dass sie Hunderte, Tausende Male seit dieser Nacht an seine Augen gedacht hatte, an seine Berührungen. Doch das hätte sie beide erneut in amouröse Verwicklungen gestürzt und dazu war Molly momentan alles andere als bereit. Schon gar nicht, wenn ihre Gefühle offensichtlich nicht erwidert wurden.
„Ich bin nicht hergekommen, um wieder etwas anzufangen“, sagte sie, überzeugt, dass Offenheit die beste Herangehensweise war. „Ich bin hergekommen, weil ich mich für das Softwareprogramm interessiere, das du erwähnt hast.“
Linc lehnte sich zurück und legte seinen Arm über die Lehne der Sitzecke.
„Erstaunlich, dass du dich daran noch erinnerst.“
„Es hörte sich sehr interessant an: Interaktiv, fördert das Lesen, und gleichzeitig bringt es Kindern etwas über die Natur bei. Etwas, das sowohl computerunterstütztes Lernen als auch das Interesse an Aktivitäten im Freien weckt.“
„Dieses Programm … Das war nur so eine Idee“, sagte Linc. „Meine Firma beschäftigt sich eigentlich mit anderen Dingen. Wir haben uns auf Sicherheitssysteme für große Konzerne spezialisiert. Betrugsprävention, Schutz vor Hackern … Dieses andere Programm … Das war nur ein Traum.“
„In dieser Nacht hat es aber so geklungen, als sei es dir ziemlich wichtig.“
„Ich …“ Er hielt kurz inne. „Vor langer Zeit dachte ich, das sei die Art von Firma, die ich führen wollte. Die Art von Software, die ich herstellen wollte. Aber damit lässt sich kein Geld verdienen. Und wenn man eine Firma leitet, muss man praktisch denken. Ich habe die Idee sogar meinem Team vorgestellt – und die haben sie
Weitere Kostenlose Bücher