Julia Extra Band 0342
erstes Projekt sollte diese Software sein, aber …“
Er spielte mit dem grünen Papierhut an der Spitze seines Strohhalms herum.
„Was ist passiert?“
„Die Marktanalyse ergab, dass mit Programmen für Kinder kein Geld zu verdienen war. Dafür aber mit Sicherheitssoftware. Also entschieden wir uns für die lukrativere Variante.“
Er pflückte das grüne Dreieck vom Strohhalm und knüllte ihn zusammen.
Ein praktisch denkender Mann. Eigentlich sollte sie froh sein. Schließlich entsprach diese Art von Vernunftentscheidung auch Mollys eigener Natur.
Stattdessen verspürte sie ein Gefühl der Enttäuschung.
Was hatte sie erwartet? Dieselbe wilde Spontaneität, die sie in dieser anderen Nacht bei ihm bemerkt hatte?
„Hast du deine Entscheidung jemals bereut?“
„Nein. Ich tat, was gut für die Firma war. Für die Leute, die in sie investiert hatten. Die Leute, die von Anfang an daran geglaubt hatten.“
Obwohl er voller Überzeugung sprach, bemerkte sie einen Hauch von Bedauern in seiner Stimme – ein Echo ungenutzter Möglichkeiten.
„Nun, wo du die Firma zum Mega-Erfolg geführt hast …“, sagte sie lächelnd, „ … hast du doch sicher Zeit, einigen deiner früheren Träume nachzugehen. Ich meine, du bist doch der Boss. Du und dein Bruder, ihr könntet Vogelhäuser oder Hula-Hoop-Reifen herstellen, wenn ihr das wolltet. Wer will euch davon abhalten?“ Molly hob eine Augenbraue.
Ihre Blicke trafen sich und in diesem Moment entstand durch ihren gemeinsamen Gedanken wieder eine Verbindung zwischen ihnen.
Diese Nacht. Diese unglaubliche, spontane, heißblütige, verrückte Nacht.
„Nun, für gewöhnlich treffe ich keine spontanen Entscheidungen“, sagte Linc und ein Funke flammte in seinen blauen Augen auf. Nur ganz kurz, dann war er wieder erloschen. „Im Geschäftsleben richtet sich jede Entscheidung nach Analysen, Zahlen, finanziellen Vorhersagen.“
Wenn irgendetwas an ihm schrie: Ich bin kein Familienmensch, dann das.
„Es geht also nicht darum, ob ich diese Software produzieren will“, fuhr Linc fort. „Es geht vielmehr um weise Geschäftsentscheidungen. Wie mein Team mir schon klargemacht hat, wäre das vermutlich eine Verschwendung von Firmengeldern.“
Offensichtlich hatte er seine Entscheidung getroffen. Sie musste eine andere Möglichkeit finden, um für ihr Baby zu sorgen. Und wenn es darum ging, den Vater des Babys näher kennenzulernen …
Bevor sie die Stadt verließ, würde sie Linc ganz einfach sagen, dass sie schwanger war, und ihm die Entscheidung überlassen, ob er etwas mit dem Kind zu tun haben wollte. Vielleicht würde er das befürworten, vielleicht auch nicht.
Der bloße Gedanke daran, dass er ihr und dem Kind den Rücken kehren könnte, ließ eine Woge der Enttäuschung über ihr zusammenschlagen. Ganz gleich, wie oft sie sich selbst eingeredet hatte, dass sie keine begeisterte Reaktion auf ihre Anwesenheit erwartet hatte …
Sie schnappte ihre Handtasche und begann, sich aus der Sitznische hinauszumanövrieren.
„Tut mir leid, dass ich dir so viel Zeit gestohlen habe. Ich dachte, als ich dich in dieser Nacht kennengelernt habe, da …“ Sie atmete aus. „Ich habe dich falsch eingeschätzt, nehme ich an.“
Sie stand auf und wollte los, doch Linc hielt sie mit einer Berührung am Arm auf.
„Warte! Geh nicht!“, sagte er.
Sie zögerte, ohne sich dabei umzudrehen. Ihre Nervenenden prickelten unter seiner Berührung.
„Warum bist du wirklich hier, Molly?“
Es war die Art, wie er ihren Namen betonte – dieselbe sanfte, rauchige Art wie in jener Nacht –, die sie innehalten ließ.
„Das habe ich dir doch gesagt. Um dich um diesen Job zu bitten.“
„Ich dachte, du arbeitest als Vorschullehrerin.“
„Meine Stelle wurde für das kommende Schuljahr gestrichen.“
„Deswegen hast du beschlossen, zu mir zu kommen? Wir haben über das Programm doch nur ganz kurz geredet, bevor wir …“
Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht.
„Bevor wir zu anderen Dingen übergegangen sind.“
Das waren sie in der Tat. Mehrere Stunden lang hatten sie nichts anderes mehr getan als sich zu küssen, sich zu berühren. Gesprochen hatten sie dabei kaum.
Sie schob diese Gedanken beiseite.
Bleib bei deinem Plan, Molly! Verhalte dich klug. Nicht wieder so naiv.
Molly kam in die Sitznische zurück und setzte sich auf die Kante ihres Platzes.
„Als du mir von dieser Software erzählt hast, da habe ich einen Mann gesehen, der von Leben erfüllt war. Der
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