Julia Extra Band 0342
Lincoln Curtis, hast du gerade einen Witz gerissen? Über die Arbeit?“
Er schmunzelte. „Sieht wohl so aus. Du bringst meine schlechtesten Seiten zum Vorschein.“
„Oder eher die besten?“
Sie lächelte erneut und während sie das tat, wurde ihr etwas bewusst.
Sie flirtete mit ihm.
Irgendwann hatte sie ihrer eigentlichen Mission, den Vater des Babys besser kennenzulernen, eine neue Richtung gegeben. Und die bestand darin, mit Linc wieder vertrauter zu werden – jenem Linc, den sie kennengelernt hatte. Der sie fasziniert hatte und ihr eine völlig neue Seite an ihr gezeigt hatte.
Sie hatte aufgehört, nach Hinweisen auf seine Vergangenheit Ausschau zu halten, nach den Antworten, die sie für das Baby-Buch brauchte. Stattdessen hatte sie damit begonnen, herauszufinden ob …
… er ebenfalls an ihr interessiert war.
Er sah zu ihr hinüber und ertappte sie dabei, wie sie ihn bei seinem Kampf mit der Angelschnur beobachtete. Er warf ihr einen neckenden Blick zu – denselben wie in ihrer ersten Nacht.
Eine Hitzewallung ging durch ihren Magen. Die Angelrute entglitt ihren Händen und fiel auf den Boden.
Linc war sofort da, um sie aufzuheben.
Genau im selben Moment geriet das Boot ins Fahrwasser eines vorbeikommenden Bootes und wurde von dessen Welle erfasst. Die plötzliche Instabilität schleuderte Linc gegen sie. Er stieß mit der Brust an ihre. Schnell legte er einen Arm auf ihren Rücken, damit sie noch leicht taumelnd das Gleichgewicht wieder erlangen konnte.
Er sah zu ihr hinab. „Tut mir leid.“
„Schon okay. Das waren die …“ Einen Moment lang fehlten ihr die Worte. „… Wellen. Oder das … Boot.“
„Oder … auch nicht.“
Zwischen ihnen glühte die Hitze, und der unmissverständliche Hauch von Verlangen lag in der Luft.
Molly öffnete ihren Mund, um irgendetwas Cleveres zu sagen. Etwas, das die Spannung löste, aber ihr fiel nichts ein.
Sie konnte kaum atmen, geschweige denn denken. Alles, was sie sah, alles, was sie wahrnahm, war Lincs Berührung. Der intensive Blick seiner blauen Augen. Die Wärme seines Körpers auf ihrer Haut. Sie schmiegte sich in vollkommener Harmonie an ihn, so natürlich wie Efeu, das sich um einen Baum rankt. So als hätte sie schon immer in seinen Armen gelegen.
Als wäre kaum Zeit vergangen, seit sie sich das letzte Mal berührt, geküsst, sich geliebt hatten.
Molly stockte der Atem, ihr Herz raste.
Linc hob die Hand und umfasste ihr Kinn.
„Oh, Molly“, sagte er, seine Stimme rau und dunkel. „Was tust du mit mir?“
Dann beugte er sich zu ihr vor. Und diesmal ohne Hilfe des Bootes überwand er die Distanz zwischen ihnen und küsste sie.
Molly Hunter zu küssen war wie eine perfekte Symphonie. Jede Berührung, jeder Moment traf den perfekten Ton, als sei sie nur für ihn gemacht.
Ihre samtigen Lippen wanderten über seine und ihr Körper schmiegte sich eng an ihn.
Linc wollte mehr von ihr – alles! Er schlang seinen Arm noch enger um Mollys Hüfte, dann vergrub er seine andere Hand in ihrem langen samtigen Haar und küsste sie noch intensiver.
Mein Gott, hatte er sie vermisst. Ihren Geschmack, diese Mischung aus Süße und Würze. Die sanften Geräusche, die ihr entwichen, wenn seine Zunge sich vortastete, um mit ihrer zu spielen. Das Gefühl ihrer weiblichen Rundungen an seinem Körper.
Aber vor allem hatte er es vermisst, wie sie ihn mit einem Kuss alles andere vergessen ließ. Ihn, wenn auch nur für einen Moment, hoffen ließ, dass er alles haben konnte.
Sie wich zurück, das Gesicht gerötet, und lächelte ihn an.
Der Blick aus ihren dunkelgrünen Augen schien kein Ende zu nehmen und er fragte sich, ob es möglich war, dass er sich in diesen smaragdenen Tiefen hoffnungslos verlor.
„Das war … unglaublich.“
Er erwiderte das Lächeln. „Allerdings.“
„Und … ziemlich verzwickt.“
Das Lächeln wurde schwächer, und sie entwand sich seinem Griff, um wieder etwas Distanz zwischen ihnen zu schaffen. Ein kühler Luftzug füllte die Lücke.
„Wir sind Arbeitskollegen, Linc. Sonst nichts.“
Er streckte die Hand aus, zeichnete ihr Kinn mit seinen Fingern nach. Mehr als alles andere wollte er sie küssen. Die Stimme der Vernunft sagte ihm, dass Mollys Verhalten richtig gewesen war, aber im Moment war er nicht in der Stimmung, ihr zuzuhören.
„Tatsächlich? Mir kommt es nämlich nicht so vor, als hätten wir heute irgendetwas getan, das auch nur annähernd nach Arbeit aussieht.“
Eine kurze Pause entstand.
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