Julia Extra Band 0347
vollkommen trocken. Aber sie hob würdevoll ihr Kinn. „Nein, Olivia, ich habe keinen Cent von Jordan angenommen.“
„So? Dann erhoffen Sie sich von dieser Investition wohl, weiter bei ihm zu kommen als nur bis in sein Schlafzimmer. Wollen Sie ihm zeigen, dass Sie fit für die Rolle an seiner Seite sind?“
Ivy schüttelte den Kopf, es fiel ihr schwer, auf solche Bösartigkeiten zu reagieren. „Warum meinen Sie, mich angreifen zu müssen? Ich habe Ihnen nichts getan.“
„Ich kenne Ihre Sorte. Ich wette, Jordan gegenüber spielen Sie das zuckersüße Püppchen, so wie Ashton bei mir den Harmlosen gespielt hat. Aber mein Bruder ist clever, Sie verschwenden also Zeit und Geld. Sie können zu ihm ins Bett kriechen, aber weiter kommen Sie nicht, denn mein Bruder liebt seine Unabhängigkeit. Irgendwann wird er Sie genauso fallen lassen wie all die anderen.“
Olivia sagte nur die Wahrheit. Diese Erkenntnis traf Ivy mit der Wucht eines Vorschlaghammers. Sie konnte nicht einmal widersprechen, es hatte auch keinen Sinn, diesen Disput fortzusetzen. Sie sah in Olivias Augen – die Jordans so sehr glichen – und wusste, dass sie sich die ganze Zeit über etwas vorgemacht hatte. Sie gehörte nicht in die Welt, in der die beiden lebten. Würde nie dazugehören.
„Danke, ich weiß Ihren Rat zu schätzen.“ Zumindest war Olivias verdatterte Miene Balsam auf Ivys verletzter Seele. „Wenn Sie mich dann bitte entschuldigen wollen … ich muss mich wieder umziehen. Lassen Sie mich Ihnen versichern, dass ich schon bald aus dem Leben Ihres Bruders verschwunden sein werde.“ Ohne auf eine Erwiderung zu warten, ging Ivy in die Umkleidekabine zurück. Ihr Interesse an eleganter Kleidung war verflogen.
Glücklicherweise waren Olivia und ihre Freundin nicht mehr im Laden, als Ivy wieder aus der Kabine hervorkam. Sie machte sich auf den Weg zu dem Bistro, in dem sie ihre Mutter treffen sollte. Während sie bei einer Tasse Kaffee auf Sachas Ankunft wartete, verwünschte sie sich im Stillen, ihr Herz an einen Mann verloren zu haben, der für sie unerreichbar war.
Sachas freudiges Lächeln erstarb, als sie erkannte, dass keine einzige Einkaufstüte zu Ivys Füßen stand. „Hast du denn gar nichts gefunden, was dir gefällt?“, hob sie enttäuscht an.
Ivy verzog ironisch den Mund. „Ich bin Jordans Schwester über den Weg gelaufen, und das hat mich ziemlich aus dem Konzept gebracht.“
Mit gerunzelter Stirn setzte Sacha sich an den Tisch. „Soll heißen?“
„Das heißt, dass mir klar geworden ist, was für eine Närrin ich war, mich in ihn zu verlieben. Ich werde die Sache sofort beenden.“
Sacha schaute sie entsetzt an. „Aber Liebes, du gehst doch nächste Woche mit ihm auf diese romantische Kreuzfahrt!“
Nein, das konnte sie unmöglich. Nicht, wenn sie sich innerlich so zerrissen fühlte. Tränen schossen ihr in die Augen. Seit dem Tode ihres Vaters hatte sie nicht mehr geweint, aber das hier fühlte sich ebenfalls wie der Tod von etwas sehr Wertvollem an – der Tod ihrer Träume und Hoffnungen. Sie schlug die Hände vors Gesicht.
„Oh Ivy!“
Sie nahm den bekümmerten Ausruf ihrer Mutter kaum wahr, spürte jedoch deren Umarmung. Die tröstende Geste machte es Ivy nur noch schwerer, sich zu fangen, aber sie hasste es, in der Öffentlichkeit eine Szene zu machen.
Ivy riss sich zusammen. „Es geht schon wieder, ich bin in Ordnung“, stieß sie aus. „Entschuldige. Bitte, setz dich wieder.“
Sacha ließ sich auf ihrem Stuhl nieder und betrachtete die Tochter mit mitfühlender Sorge. „Ivy, ich weiß, ich war nie die Art Mutter, die du dir gewünscht hast, aber … ich möchte helfen.“
„Da kann niemand etwas tun. Es war ein Fehler.“ Mit der Serviette tupfte Ivy sich hastig die Tränen aus den Augen und atmete tief durch. Sie brachte sogar ein schwaches Lächeln zustande. „Ich hätte eben einen klaren Kopf bewahren sollen“, sagte sie und klang dabei, als hätte sie den Bruch innerlich bereits vollzogen.
„Bei der Liebe geht es nicht darum, einen klaren Kopf zu bewahren“, hielt Sacha trocken dagegen. „Es war völlig unvernünftig, dass dein Vater und ich uns ineinander verliebten – eine Hippie-Künstlerin und ein Vietnamveteran, der meine unbekümmerte Art brauchte, um seinen Lebensmut wiederzufinden. Noch unvernünftiger war es, dass wir geheiratet haben. Aber ich habe es nie bereut, Ivy. Robert war der einzige Mann, den ich je geliebt habe. Ich bin froh, dass ich diese Erfahrung
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