Julia Extra Band 0347
Ivys Stimme zu hören.
„Hallo?“
Völlig tonlos. Flach. Nicht die Spur von Freude. „Ivy, Olivia hat mich angerufen. Sie entschuldigt sich für das, was sie zu dir gesagt hat.“
Schweigen. Dann: „Ich möchte das nicht am Telefon besprechen, Jordan. Wir reden, wenn du zu Hause bist.“
Er hörte noch ihr: „Danke, Margaret“, dann unterbrach sie die Verbindung. Aber zumindest würde sie auf ihn warten.
Der Berufsverkehr floss nur zäh und stellte Jordans Geduld auf eine harte Probe. Er versuchte es mit verschiedenen Entspannungstechniken. Nichts half. Vor einer der vielen roten Ampeln zog er sich das Jackett aus, nahm die Krawatte ab und öffnete die obersten beiden Hemdknöpfe. Dabei überlegte er, wie er Ivy verführen konnte. Körper besaßen mehr Ausdruckskraft als Worte. Der Sex zwischen ihnen war noch immer fantastisch. Das würde sie nicht bestreiten können.
Das hat sie in der Vergangenheit auch nicht vom Gehen abgehalten.
Sofort verdrängte er den negativen Gedanken. Er würde sie zurückgewinnen. Es war ihm schon einmal gelungen, und er würde es wieder schaffen.
Mit diesem Entschluss überstand er die restliche Fahrt.
Margaret hielt ihn auf, als er mit energischen Schritten durch das Haus in den Garten gehen wollte, und überreichte ihm ein Tablett, auf dem eine Weinflasche, zwei Gläser, eine Schale mit Crackern und Dips angerichtet waren. „Das hilft vielleicht“, sagte sie und öffnete die Hintertür für ihn.
„Danke, Margaret. Das ist allein Olivias Schuld“, warf er grimmig über die Schulter zurück, als er an ihr vorbeiging. Den vorwurfsvollen Blick seiner Haushälterin konnte er jetzt nicht auch noch ertragen. Er hatte alles in seiner Macht Stehende getan, um Ivy den Klatsch und die hektischen Partys mit den selbstzerstörerischen Narren, die sich mit Drogen und Alkohol berauschten, zu ersparen. Er würde sich das jetzt nicht von seiner überdrehten Schwester zerstören lassen.
Es gab auch viel Gutes in seiner Welt. Hatte er Ivy diese Seite etwa nicht gezeigt? Er würde ihr mehr davon bieten, wenn sie ihn nur ließ. Es jetzt zu beenden wäre einfach nicht fair! Er würde ihr das klarmachen. Er würde es sie fühlen lassen!
Ivy hielt den Blick auf den Hafen gerichtet, doch nichts von der großartigen Szenerie drang wirklich in ihr Bewusstsein. Das Warten auf Jordan hielt sie in einem Vakuum gefangen, sie konnte nicht vor und nicht zurück.
Dass Olivia ihm von dem unerwarteten Treffen erzählt hatte, vereinfachte die Sache für Ivy. So brauchte sie Jordan die Szene wenigstens nicht zu schildern. Und ob es seiner Schwester leidtat oder nicht, war völlig unerheblich. Es war besser, die Beziehung zu beenden.
Energische Schritte waren zu hören. Das musste Jordan sein. Ivys Körper verspannte sich.
Und dann stieg Jordan auch schon die Stufen zum Pavillon empor, ein Tablett mit Erfrischungen in den Händen. Eine Aura von Macht und Unbeugsamkeit umgab ihn, Ivy lief eine Gänsehaut über den Rücken. Es würde keine gütliche Trennung geben. Jordan würde kämpfen, um seinen Willen durchzusetzen, und sich jeder ihrer noch so kleinen Schwächen bedienen.
Das hatte er schon einmal so gemacht. Doch dieses Mal würde sie nicht darauf hereinfallen. Dazu war sie fest entschlossen, auch wenn ihr Körper schon jetzt auf Jordans Nähe reagierte.
„Wein?“, fragte er und stellte das Tablett ab. Der Blick aus seinen blauen Augen war durchdringend – er suchte nach einem Zeichen, dass sie nachgeben würde.
„Nein, danke. Ich fahre gleich nach Hause, Jordan. Ich dachte … vielleicht solltest du die Leute, denen du die Kreuzfahrt abgekauft hast, kontaktieren und ihnen die Tickets zurückgeben. Ich trete die Reise nicht an, und wenn du ohne mich nicht fahren willst, verfallen die Plätze.“
Er setzte sich auf die Bank ihr gegenüber, stützte die Ellbogen auf die Knie und schaute Ivy fragend an. „Was hat dich zu dieser Entscheidung bewogen, Ivy?“
„Unsere Zeit ist um“, antwortete sie schlicht.
Er schüttelte den Kopf. „Das ist nicht wahr. Was genau hat Olivia zu dir gesagt, dass du das denkst?“
„Sie hat mir klargemacht, was ich für dich bin.“
„Olivia hat nicht die geringste Ahnung, was du für mich bist“, schoss er sofort zurück. „Sie sieht alles nur aus ihrer Perspektive.“
„Mag sein. Aber ihre Worte haben mir zu denken gegeben. Du warst ein großartiger Begleiter, Jordan, und ich danke dir für alles, was du mir geboten hast. Ich wünschte, ich
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