Julia Extra Band 0347

niemand etwas anhaben konnte.
    Ihr war klar, dass das eine naive Hoffnung war. Aber sie nahm sich fest vor, jeden Moment mit Jordan bis zur Neige auszukosten.
    Am Montag setzte Heather sofort zu Begeisterungsstürmen über Ivys Beziehung mit Jordan Powell an. Ihrer Meinung nach bewies seine Hartnäckigkeit, wie viel ihm an Ivy lag. Die Tatsache, dass die Freundin das Wochenende mit ihm so sehr genossen hatte, nahm Heather als Zeichen, dass Ivy die richtige Entscheidung gefällt hatte. Und wenn er nächstes Wochenende zum Rosenhof kam, wollte sie ihn bitte unbedingt kennenlernen!
    Sacha meldete sich am Nachmittag, weil keine Rosen mehr geliefert worden waren, und wollte wissen, was das nun zu bedeuten habe. Hatte Ivy sich also mit Jordan getroffen? Hatte er sie etwa überredet, öfter mit ihm auszugehen? Sacha war entzückt, als ihre Fragen bejaht wurden, und begann sofort, die Vorteile aufzuzählen, die sich aus einer Verbindung mit einem solchen Mann ergaben, wobei ihr am wichtigsten war, dass das Leben in derartigen Kreisen Ivys Horizont endlich über ihr Dasein auf dem Rosenhof hinaus erweitern würde.
    Die Rheintour erwähnte Ivy gegenüber beiden Frauen mit keinem Wort. Wer konnte schon wissen, was in zwei Monaten war, selbst wenn es Jordan gelingen sollte, Plätze zu buchen? Sie war zuversichtlich, dass Heather und Barry die Farm während ihrer Abwesenheit problemlos managen würden, auch wenn sie ihnen erst kurzfristig Bescheid sagte.
    Ivy wurde das Gefühl einfach nicht los, dass diese Glückseligkeit mit Jordan zu schön war, um wahr zu sein.
    Jeden Abend rief er an, und dann plauderten sie eine Weile, erzählten von ihrem jeweiligen Tag und redeten über Gott und die Welt. Ohne die hässlichen Details zu beschreiben, berichtete Jordan auch davon, dass die Erpressungsdrohung von seiner Schwester abgewendet worden war. Die Scheidung war eingereicht worden, man hatte sich auf eine vernünftige Abfindung geeinigt. Olivia war bereits für eine Weile in einer exklusiven Entzugsklinik untergebracht, und hoffentlich würde seine Schwester in Zukunft mehr Verstand beweisen und sich nicht erneut ausnutzen lassen.
    Reichtum hat also sicherlich auch seine Nachteile, dachte Ivy. Und als Jordan am Freitagabend auf dem Rosenhof ankam und ihr die Buchungsbestätigung für eine Doppelkabine auf einem Rhein-Kreuzfahrtschiff überreichte, war sie sich fast sicher, dass er diesen Reichtum eingesetzt hatte, um an die Urlaubsreise zu kommen.
    „Haben wir nur Glück gehabt, oder hast du jemanden bestochen, damit er seinen Urlaub aufgibt, Jordan?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe ein Angebot unterbreitet, und es wurde angenommen. Wie andere sich entscheiden, soll uns nicht interessieren, Ivy. Wichtig ist doch nur, dass wir auf eine Rhein-Kreuzfahrt gehen.“
    Irgendwie fühlte es sich nicht richtig an. „Du hast ihnen ihre Pläne verdorben. Sie haben sich auf die Fahrt gefreut. Meldet sich da nicht dein Gewissen?“
    Er runzelte die Stirn. „Ich habe sie nicht gezwungen. Jetzt haben sie mehr Geld für einen anderen Urlaub.“
    „Wie viel mehr?“
    Er winkte gleichgültig ab. „Unwichtig.“
    „Aber ich wollte die Hälfte bezahlen.“ Es gelang ihr nicht, die Gewissensbisse abzuschütteln.
    „Nein!“ Vehement schüttelte er den Kopf. „Ich habe die Entscheidung getroffen, ich zahle. Und ich will auf diese Fahrt gehen.“ Er zog sie in die Arme und strich die Falte auf ihrer Stirn glatt. „Du willst es doch auch. Lass gut sein, Ivy.“
    Seine Nähe machte die Versuchung so groß. Lass gut sein. Aber Ivy konnte ein letztes Aufbegehren nicht unterdrücken und murmelte: „Ich hätte auch noch warten können.“
    „Es ist unsere Zeit, Ivy.“ Verführerisch glitt er mit den Lippen über ihren Mund. „Lass uns das Beste daraus machen.“
    Unsere Zeit … Seine Worte schlugen Ivy wie ein Wermutstropfen auf die Stimmung, besagten sie doch, dass ihr Zusammensein befristet war. Am Ende der Kreuzfahrt hätte ihre Beziehung vier Monate gedauert. War Jordan das lang genug?
    Aber war sie nicht ebenfalls immer davon ausgegangen, dass ihre Beziehung nicht von Dauer wäre? Das Beste daraus machen … genau.
    Das restliche Wochenende konnte Ivy nicht das Geringste finden, was sie an Jordan auszusetzen hätte. Er erkundigte sich interessiert nach dem Ablauf auf dem Rosenhof – wer Bestellungen schickte und wie sie bearbeitet wurden, fragte nach den Gewächshäusern, Kurierdiensten und der Kühlkammer mit den Pralinen und