Julia Extra Band 0347
Jede war zwar auf ihre Weise nett gewesen, doch für ihn völlig unpassend. Er war kurz davor, seine Erwartungen herunterzuschrauben und sich nur nach einer lockeren Bekanntschaft umzusehen. Jemand, dem es nichts ausmachte, ihn zu Terminen zu begleiten und somit vor den Übergriffen anderer Frauen zu schützen. Selbst das blödeste Computerprogramm – oder was immer bei Blinddatebrides.com dahintersteckte – sollte eine solch simple Aufgabe erledigen können.
Obwohl die von Blinddatebrides.com vorgeschlagenen Damen laut ihres Profils vielversprechend waren, enttäuschten sie jedoch bei der persönlichen Begegnung seine Erwartungen.
Hoffentlich würde sich dieser Trend heute Abend nicht fortsetzen. Er beugte sich vor, um das kleine Foto auf der Profilseite zu begutachten. Geschäftsfrau. Alter: 40. Das Foto hatte seinen Reiz. Dunkles, glänzendes Haar. Ausdrucksvolle blaue Augen und der Anflug eines Lächelns, das sowohl Intelligenz als auch Verschmitztheit ausdrückte. Nicht unbedingt sein Typ, doch sah er sich ihr Profil immer wieder an. Und wenn es eines gab, das er gelernt hatte in all diesen Jahren der Kreativität, so war es, dass man manchmal die äußeren Dinge ignorieren und auf sein Bauchgefühl hören sollte.
„Hallooo!“, hörte er plötzlich Martines Stimme aus der Küche schallen. Er griff nach der Maus und schloss schnell die Website, als sie auch schon in der Tür stand.
„Was war das?“, fragte sie mit Blick auf den Monitor.
„Nichts, was für deine Schnüffelnase interessant wäre“, erwiderte er schmunzelnd und überreichte ihr einen Stapel Reiseunterlagen.
2. KAPITEL
Die junge Frau am Reservierungspult blickte zu ihm hoch. Es war dieselbe wie letzte Woche, und auch heute schien sie nicht gerade bester Laune zu sein.
„Smith“, sagte er. „Ein Tisch für zwei.“
Sie blinzelte, bevor sie sich herabließ im Reservierungsbuch nachzusehen. „Hier entlang, Sir“.
Mit schnellen Schritten eilte sie voraus.
„Ist meine Abendbegleitung schon da?“
Die Angestellte hielt es nicht für nötig zu antworten. Wenn Barrucci’s nicht eine der besten Weinkarten hätte, würde er nicht einen Fuß in dieses Restaurant setzen.
Punkt acht Uhr betrat eine Frau das Lokal.
Das war sie.
Noah legte die Speisekarte zur Seite und richtete sich auf. Sein Herz begann schneller zu schlagen. Hatten die unsichtbaren Kräfte von Blinddatebrides.com es diesmal hinbekommen?
Die Frau flüsterte der Bedienung etwas zu, die daraufhin nickte und wartete, bis sie ihren schwarzen Mantel abgelegt hatte. Ein kollektives Innehalten ging durch den Raum, als jeder Mann für den Bruchteil einer Sekunde den Atem anhielt und heimlich die attraktive Frau mit den Augen verfolgte, während sie den Raum durchschritt.
Sie trug ein atemberaubendes Kleid, das im Farbton und Glanz einem Pfauenkörper glich. Der Saum endete eine Handbreit über dem Knie und gab den Blick auf ein Paar wundervolle Beine frei.
Die Beine waren auf dem Foto nicht zu sehen gewesen, doch sie waren in der Tat perfekt. Vielleicht zu perfekt. Noah lockerte seine Krawatte ein wenig und versuchte zu lächeln.
Als die Bedienung der Frau den Stuhl an seinem Tisch anwies, erhob er sich und streckte die Hand aus. „Noah … Smith“. Eine kleine Notlüge, um besser einschätzen zu können, ob sein jeweiliges Gegenüber sich für ihn persönlich oder nur für den Namen mit dem entsprechenden Bankkonto interessierte. Manchmal wünschte er, genug Größe zu haben, um ein Pseudonym zu verwenden. Doch die Verlockung, endlich „Noah Frost“ auf dem Cover eines Buches zu lesen, war zu groß nach all den Jahren des Misserfolgs.
„Hallo“, sagte sie und schüttelte seine Hand. „Sie haben schöne Zähne.“
Damit ich dich besser fressen kann. Er versagte sich jedoch die Bemerkung und bedeutete ihr höflich, Platz zu nehmen.
„Schöne Zähne?“, wiederholte er lächelnd. „Wollen Sie vielleicht auch meine Füße sehen?“
Sie lief ein wenig rot an, und das verschmitzte Lächeln von dem Foto auf der Profilseite kam zum Vorschein.
„Grace Marlowe – Blind Date Jungfrau …“ Schnell hielt sie sich den Mund zu und versuchte vergeblich, ein Grinsen zu verbergen.
„Entschuldigung. Ich wollte sagen, dass das hier mein erstes Mal ist.“
Sie schloss die Augen und biss sich auf die Lippen. „Jetzt habe ich es verpatzt, nicht wahr?“
Noah starrte sie an. Auf diese Weise hatte noch keines seiner Dates begonnen.
„Ich habe schon ein wenig Erfahrung
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