Julia Extra Band 0347
prickelnde Würze verlieh.
Sie sprang aufs Bett zurück, nahm den Laptop und schrieb so schnell sie konnte.
Englishcrumpet: Okay, Mädels. Ich mache es. Ich gehe hin.
Nachdem er eine kurze Charakterskizze seines ukrainischen Bösewichts angefertigt und ein paar Ideen zur Handlung notiert hatte, ging Noah nochmals seine E-Mails durch. Er musste sich beeilen, denn seine Assistentin würde in zwanzig Minuten hier sein.
Es war zwar Samstag, aber angesichts der bevorstehenden Konferenz für Krimischriftsteller in New York mussten sie noch mal die Reisedaten durchsprechen und die Aufzeichnungen für sein Seminar durchgehen. Außerdem musste seine Eröffnungsrede Korrektur gelesen werden.
Er schüttelte den Kopf. Es war kaum zu glauben, welchen Verlauf sein Leben genommen hatte.
Noah hatte den Eindruck, dass er nur noch am Reisen war und Vorträge hielt. Jeder wollte das Geheimnis seines Erfolges erfahren, als ob es außer ein bisschen Talent und harter Arbeit noch etwas gäbe. Das Leben eines Bestsellerautors hatte zweifellos seine großen Momente, doch gab es auch eine Kehrseite, die er nicht erwartet hatte. So verbrachte er viel zu viel Zeit mit öffentlichen Auftritten und Werbeveranstaltungen und kam kaum noch zum Schreiben. Aber seine Zeit in der Armee hatte ihn Disziplin gelehrt, und er wusste, wie man unter Druck einen kühlen Kopf behielt.
Und dann waren da die Frauen.
Sein Freund Harry war der Ansicht, er sei wohl übergeschnappt, sich über Frauen zu beschweren. Ihm selbst würde schon ein Prozent der weiblichen Aufmerksamkeit reichen, die Noah zuteilwurde.
Am Anfang hatte es Noah natürlich genossen, als zahlreiche sexy Frauen sich auf ihn stürzten, nachdem seine Bücher die Bestsellerlisten erstürmt hatten. Sie hatten an seinen Lippen gehangen und gestaunt, wie smart und gut aussehend er war – genau wie der Held seiner Bücher. Doch nach fünf Jahren fing es an, ermüdend zu werden.
Okay, die Farben der knappen Kleider und die Haarlänge wechselten, doch das war schon alles. Er hatte sogar aufgehört, sich darüber zu wundern, wie viele spindeldürre Frauen behaupteten, Kampfsport zu lieben oder vom Kalten Krieg fasziniert zu sein.
Nach all diesen Erfahrungen wäre er durchaus in der Lage, das überzeugende Porträt einer dieser Damen zu schreiben, die alles dafür tun würde, einen reichen Ehemann zu erbeuten, um sich in seinem Erfolg zu sonnen und im Prominentenkarussell mitzufahren. Vielleicht sollte er eine solche Figur in seinem nächsten Roman einbauen und dann dieses Karussell zur Explosion bringen …
Kompatibilität begann zweifellos mit der Übereinstimmung von Interessen, doch es musste tiefer gehen als schnell einstudierte Zahlen und Fakten vor einem Date. Deshalb kam ihm sein neues Lieblingsprojekt gerade gelegen. In der Sonntagszeitung hatte er einen Artikel über diese Website gelesen und war fasziniert von der Möglichkeit, weitestgehend anonym zu bleiben.
Er öffnete erneut die Website.
Blinddatebrides.com
Wenn seine Assistentin Martine wüsste, was er hier trieb, würde sie bestimmt in Ohnmacht fallen.
Aber was war daran so überraschend, dass er eine Frau finden wollte? Er war im heiratsfähigen Alter, stand finanziell auf sicheren Füßen und hatte ein großes Haus nur für sich allein. Sein Leben schrie förmlich nach einer Ehefrau. Außerdem war er es leid, überall allein hinzugehen. Er wollte nicht mehr der Einzelgänger auf den Partys seiner Freunde sein oder sich bei Schriftstellerfeten vor den promigeilen Frauen auf die Toilette flüchten müssen. Eine Ehefrau würde nicht zuletzt die beste Abschreckung sein.
Er verlangte nichts Unmögliches. Mit 41 war er alt genug, nicht mehr an die Liebe auf den ersten Blick zu glauben oder all den Quatsch mit der Seelenverwandtschaft.
Was er brauchte, war eine Lebenspartnerin. Das Schriftstellerdasein konnte nämlich ganz schön einsam sein. Er verbrachte Tage nur mit sich selbst, ohne mit einer einzigen Person zu sprechen und reiste stets allein herum. Es wäre schön, noch jemand anderes außer seiner Teilzeitassistentin im Hause zu haben. Jemand, mit dem er zusammen ein Essen und auch mal ein Glas Wein genießen konnte. Jemand, der seine Ideen kommentierte oder sich sein Gejammer über den nächsten Abgabetermin anhörte. Und sollte da auch noch ein bisschen Körperlichkeit zwischen ihnen sein, umso besser.
Bisher hatte er drei Dates über Blinddatesbride.com gehabt, doch alle Frauen hatten sich als Desaster entpuppt.
Weitere Kostenlose Bücher