Julia Extra Band 0347
bestimmt nicht über Nacht allein lassen wollen.
Eines Tages würde sie es schon sehen, sie musste sich einfach nur ein bisschen länger gedulden. Dennoch … sie war fasziniert von der Magie, die Ibrahim so leichthin abtat. Sie wollte mehr herausfinden über die Sagen und Mythen der Wüste, wollte die typischen Geschmäcker kosten und Düfte und Öle riechen. Sie wollte Zaraq erkunden und mehr vom Land sehen als nur Boutiquen und den Palast.
Und dann erblickte sie den Reiter am Strand. Es hätte jeder der Brüder sein können, doch etwas an seiner Haltung und dem Tempo, an der Kombination von Energie, Jugend und Kraft, die von dem Reiter ausging, sagte ihr, dass es Ibrahim war. Er wirkte nicht wie ein Mann, der die Nächte durchfeierte, und nicht zum ersten Mal fragte Georgie sich, ob Felicity sich mit ihrer Einschätzung über Ibrahim nicht irrte.
Jetzt zog er die Zügel an und klopfte dem Pferd auf den Hals, führte das Tier auf das Wasser zu und drehte sich im Sattel zum Palast um.
Er musste sie gesehen haben, aber er grüßte nicht. Wandte sich nur wieder ab und trieb sein Pferd im Galopp durch das flache Wasser. Georgie wusste, dass er sie bewusst nicht grüßte. Man wies einen Mann wie Ibrahim nicht einfach ab und erwartete dann einen freundlichen Gruß am Morgen.
Warum ist er überhaupt hier, fragte sie sich, als sie duschte und sich anzog. Was hatte ihn dazu bewogen, ungeplant nach Zaraq zu kommen? Sie kannte ihn lächelnd und strotzend vor Charme, aber sie hatte seine gequälte Miene gesehen – auch wenn er das nicht wusste.
Georgie ging zu ihrer Schwester ins Frühstückszimmer.
„Ist das so in Ordnung?“ Sie schaute an sich herab. Es war stets die gleiche Frage, wenn sie in Zaraq war. Sie trug ein schlichtes weißes Sommerkleid und flache Sandalen, aber sie machte sich immer Gedanken darum, ob sie nicht zu viel Haut zeigte.
„Nur die Ruhe, du siehst gut aus“, antwortete Felicity. „Du müsstest dich nur umziehen, wenn du mich zu einem offiziellen Anlass begleiten würdest – was du nicht tun wirst“, fügte sie sofort hinzu, als sie Georgies entsetzte Miene sah. Dann lachte sie. „Obwohl das eigentlich auch nicht nötig wäre … als verheiratete Frau in Zaraq.“
„Ich bin doch nicht mehr verheiratet.“
„Oh, in Zaraq bist du das.“ Mehr konnte Felicity nicht ausführen, denn der König trat ein.
„Hast du Ibrahim gesehen?“
Felicity zuckte mit keiner Wimper, doch Georgies Puls beschleunigte sich. Der König war ein beeindruckender Mann, und im Moment wirkte er alles andere als gut gelaunt.
„Zweifelsohne schläft er noch.“
Georgie wollte die Annahme des Königs schon richtigstellen, doch dann hielt sie es für besser, nichts zu sagen. Es stand ihr nicht zu, auch wenn der König verärgert klang.
„Und wo sind die anderen?“
„Karim ist schon früh zu einer Sitzung über die Gesundheitsversorgung der Beduinen gefahren“, antwortete Felicity gelassen. „Sonst habe ich noch niemanden gesehen.“
„Nun, wenn du Ibrahim treffen solltest, erinnere ihn bitte daran, dass ich ihn in meinem Arbeitszimmer erwarte – bevor er wieder verschwindet.“
„Ganz sicher nicht“, stieß Felicity aus, sobald der König außer Hörweite war. „Den beiden gehe ich heute lieber aus dem Weg, und du solltest das auch tun.“ Sie lächelte Georgie an. „Wir werden uns heute einen angenehmen Vormittag im Badehaus machen.“
So schnell ging das jedoch nicht, denn erst meinte Felicity dem Kindermädchen ausführlichst erklären zu müssen, wie sie sich um Azizah zu kümmern hatte. Und wirklich beruhigt war sie noch immer nicht, als sie und Georgie in die Limousine stiegen.
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen“, versuchte Georgie die Schwester zu trösten. „Rina wird wundervoll mit Azizah zurechtkommen.“
„Ich weiß. Ich kann mich nur nicht an den Gedanken gewöhnen, Azizah anderen zu überlassen“, gestand Felicity zerknirscht. „Aber das werde ich wohl müssen. Es sind hier so viele Funktionen wahrzunehmen, und außerdem will ich ja auch bald wieder in meinen Beruf zurück. Ab und zu, zumindest“, fügte sie an, als sie Georgies erstaunten Blick sah. „Ich bin Hebamme, und ich liebe meinen Beruf. Rina ist wirklich großartig, aber Azizah ist einfach nicht an sie gewöhnt. Sie ist immer weinerlich, wenn sie bei dem Kindermädchen ist.“
Georgie wusste, was jetzt kommen würde, sie hatten dieses Gespräch schon öfter geführt. „Vielleicht braucht sie einfach
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