Julia Extra Band 0347
beschämen? Hast du vergessen, wie du mit deiner Frau zusammengekommen bist?“
Georgie sah, wie Felicity das Blut in die Wangen schoss. Eine Nacht der Leidenschaft noch vor der Hochzeit hatte Azizah als Resultat hervorgebracht. Nur schien ihre Schwester das bequemerweise vergessen zu haben, als sie ihr zu der Gästeunterkunft folgte.
„Wie konntest du nur, Georgie! Das ist die Familie meines Mannes! Du bist erst ein paar Tage hier, und schon fällst du mit Ibrahim ins Bett?!“
„So ist das nicht.“
„Oh bitte!“
„Wie Ibrahim schon sagte … du hast auch nicht gerade lange gewartet, bevor du mit Karim geschlafen hast“, konterte Georgie.
„Da waren wir aber nicht in Zaraq! Hier in Zaraq hält man sich an die Regeln.“
„Weißt du“, Georgie, reichte es, „du hörst dich wirklich an wie sie. Wo ist meine Schwester geblieben?“
„Sie ist erwachsen geworden und zeigt Verantwortungsgefühl“, schrie Felicity. „Darin warst du ja nie besonders gut, nicht wahr, Georgie? Schule schwänzen, von zu Hause weglaufen … Ich habe dir geholfen, wie ich nur konnte, ich bin sogar für deine Reha aufgekommen. Und das ist jetzt der Dank.“
Georgie sah den Kummer in den Augen der Schwester, den Kummer, den sie verursacht und für den sie sich immer und immer wieder entschuldigt hatte. Und sie hörte auch Ibrahims Worte und konnte sich nicht länger schuldig fühlen.
„Für deine Hilfe werde ich dir immer dankbar sein.“ Sie zerbrach nicht, sie gab nicht klein bei. Dieser Streit hatte sich schon lange angekündigt, und sie fürchtete ihn nicht mehr. Er war sogar dringend nötig. „Ich muss nichts mehr beweisen, auch dir nicht. Ich bin längst ein anderer Mensch geworden. Ibrahim und ich haben uns nicht nur ein Schäferstündchen gegönnt.“ Dessen war sie sicher… ziemlich sicher.
„Für Ibrahim ist es das aber! Verstehst du denn nicht? Für ihn ist es nur ein Zeitvertreib, eine nette Ablenkung, solange er hier ist.“
„Ich muss ihn nicht vor dir rechtfertigen“, erwiderte Georgie steif.
„Für diesen Unsinn habe ich keine Zeit.“ Felicity schüttelte den Kopf. „Ich muss mich waschen und umziehen und wieder da raus. Sie beladen schon den Hubschrauber.“
„Können wir nicht vernünftig miteinander reden?“ Es gab Dinge, die gesagt werden mussten, die Luft zwischen ihnen sollte bereinigt werden, damit sie beide weitermachen konnten. „Felicity, bitte, ich brauche das wirklich.“
„Immer brauchst du etwas von mir, Georgie, doch zurückgeben tust du nie etwas.“ Felicitys Stimme wurde schrill. „Dafür habe ich jetzt wirklich keine Zeit. Da draußen gibt es Menschen, die krank sind und Hilfe brauchen. Dieses Mal geht es nicht allein um dich, du egoistisches Frauenzimmer!“ Damit rauschte sie hinaus und ließ Georgie vor Wut schäumend zurück.
Wie konnte Felicity es wagen, sich als Richter aufzuspielen?! Georgie hatte es satt. Sie war Zaraq leid und die geheimnisvollen Regeln, die nur dann Gültigkeit besaßen, wenn es den anderen gerade in den Kram passte!
Ibrahim erging es nicht anders.
„So sind die Regeln!“, donnerte Karim. „Nur der König kann sie ändern. Wenn du sie liebst, dann bleibst du in London. Auf der restlichen Welt kannst du den Prinzen hervorkehren, der du sein willst, hier in diesem Land jedoch wirst du dich fügen!“
Ibrahim konnte es nicht mehr hören. „Dann kann mir dieses Land gestohlen bleiben“, brauste er auf.
„Ibrahim.“ Karim wünschte, es wäre so einfach. „Du bist ein Prinz dieses Landes, und unser Volk wird von einer Epidemie heimgesucht. Hassan ist bei seinem Sohn. Der Kleine hat Fieber und …“ Er sah Ibrahims schockierte Miene und beruhigte ihn sofort: „Das Baby wird wieder gesund, doch es ist zu früh geboren und noch schwach. Der König hält sich in England auf, und ich werde in der Wüste gebraucht. Kannst du deinem Land jetzt wirklich den Rücken kehren, wenn es dich als den Herrscher braucht, zu dem du geboren wurdest?“
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Er wurde um Hilfe gebeten, und er würde die Herausforderung annehmen. „Natürlich bleibe ich, wenn ich gebraucht werde. Ich werde auch selbstverständlich vorübergehend die Führung übernehmen. Aber unser Vater wird zurückkehren, sobald er die Nachricht von der Epidemie hört.“
„Das wird vielleicht nicht möglich sein. Der Beraterstab hat eine Quarantäne vorgeschlagen – der Flughafen wird geschlossen, bis die Lage unter Kontrolle ist.“
„Also gut,
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