Julia Extra Band 0347
schließlich groß genug, sie konnten auch woanders streiten. „Azizah schläft.“
„Dann bring sie ins Kinderzimmer“, knurrte Ibrahim.
Entweder sie kuschte oder sie ließ sich auf einen Streit mit ihm ein. Da Hassan das Telefon von einem herbeigeeilten Diener annahm, entschied sie sich für den Streit.
„Hattest du einen schlechten Tag auf dem Thron, Liebling? Soll ich dir die Kinder aus dem Weg räumen?“ Ihr Ton troff vor Sarkasmus.
„Nur dich selbst.“ Es war die Hölle, sie anzusehen und zu wissen, dass er sie nicht haben konnte. Die Hölle, so viel Courage aufgebracht zu haben, um sich fast zu erlauben, sie zu lieben, und dann die Wahrheit herauszufinden. „Ich wünschte, du würdest einfach verschwinden.“
„Es ist unser Vater.“ Hassan reichte das Telefon an Ibrahim. „Er will mit dir sprechen.“
Es wäre der ideale Moment für Georgie gewesen, Ibrahims Wunsch zu erfüllen, doch sie wollte mithören, auch wenn er sie nicht dabeihaben wollte.
Die verärgerte Stimme des Königs war deutlich durch das Telefon zu vernehmen. Während Hassan nervös auf und ab marschierte, blieb Ibrahim völlig ruhig.
„Ich habe den Rat des Stabs angenommen“, lautete seine knappe Antwort. „Ich habe mich auf die Experten verlassen“, fügte er an, weil sein Vater sich ganz offensichtlich nicht mit der Antwort zufriedengab. „Anscheinend warst du schon länger über die Sachlage informiert, hast es aber nicht für nötig befunden, etwas zu unternehmen.“ Der Puls klopfte an seinem Hals, das einzige Zeichen für den Tumult, der in ihm tobte, während er dem König Paroli bot. „Das Volk hat Vorrang vor deinem Flugplan und von Hassans Ego. Seine Gedanken sind bei seinem neugeborenen Sohn – wo sie auch sein sollten. Unsere Soldaten werden eine Feldklinik auf dem Flugfeld im Westen errichten. Alle Flüge werden vorerst gestrichen, bis wir sicher sein können, dass die Epidemie unter Kontrolle ist. Wenn du das Flugverbot aufheben willst, wenn du der Ansicht bist, dass ich nicht fähig bin, die Geschicke des Landes zu lenken, dann werde ich dir bei deiner Rückkehr den Thron natürlich sofort wieder überlassen.“ Sein Blick ging für eine Sekunde zu Georgie. „Und werde Zaraq mit deinem Flugzeug gleich wieder verlassen.“
Nach Beendigung des Telefonats wandte er sich an Hassan. „Du wirst entweder die Herrschaft übernehmen oder mich die Entscheidungen treffen lassen. Ich werde dich nicht in der Klinik ausrufen lassen, damit du dann meine Entscheidungen triffst.“ Grimmig wartete er auf die Antwort seines Bruders. „Nun, wie entscheidest du dich?“
„Das Volk braucht …“
„… eine starke Regierung in dieser Situation. Wenn du übernehmen willst, dann schlage ich vor, dass du Dschamila anrufst und ihr Bescheid gibst, dass der neue Herrscher morgen früh nach Westen fliegt, um sich vor Ort persönlich über die Lage zu informieren.“ Er gab nicht nach und war geradezu brutal direkt. „Wir sind zwar alle geimpft, aber ich an deiner Stelle würde vorher bei den Ärzten nachfragen, ob der Kontakt zu einem Neugeborenen ratsam ist.“
Hassan wurde blass.
„Wie sieht es nun aus, Hassan? Denn wenn meine Anwesenheit nicht benötigt wird, gehe ich jetzt ins Kasino“, verkündete Ibrahim.
Georgie wusste, dass er das tun würde. Genau, wie sie wusste, dass er sich mit einer anderen Frau einlassen würde, gleich welcher. Sie hatte ihn provoziert.
„Du hast meine volle Unterstützung“, sagte Hassan gepresst. „Und ich danke dir, dass du in diesem Moment die Führung übernimmst. Ich werde jetzt zu meiner Frau und meinem Sohn in die Klinik fahren.“ Er nickte Georgie noch knapp zu, dann ging er hinaus, und Ibrahim und Georgie waren allein.
„Das war niederträchtig“, sagte sie.
„Das war gesunder Menschverstand“, hielt er dagegen. „Wäre es mein Kind …“ Er sah auf Georgie, die Azizah im Arm hielt, und die Wut raubte ihm schier die Sicht. Heute Morgen hatte er es vor sich gesehen. Nicht unbedingt eine Ehefrau und ein Baby, aber eine Zukunft mit jemandem, der seiner Seele nicht komplett fremd war. Das Dasein als Prinz und die Rückkehr in die Wüste waren ihm plötzlich machbar erschienen.
„Ich habe zu arbeiten.“ Abrupt drehte er sich um, doch sie rief seinen Namen.
„Können wir reden, Ibrahim?
„Ich will nicht mit dir reden.“
„Bitte. Vor langer Zeit ist etwas passiert, das …“
„Das nicht rückgängig gemacht werden kann.“
„Seit wann pochst ausgerechnet
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