Julia Extra Band 0347
Rücken, damit sie ihn anschauen konnte. „Wie soll es jetzt weitergehen? Das nächste Mal, wenn du deine Schwester besuchst und meine Braut an meiner Seite sitzt …“ Er war verärgert. Eine Braut zu akzeptieren, die sein Vater für ihn aussuchte, hätte ihn zwar nicht begeistert, doch er hätte sich damit arrangiert. Jetzt jedoch würde es ihn umbringen.
„Wir kommen eben zu verschiedenen Zeiten.“
„Hochzeiten, Geburten und Beerdigungen fallen jeweils auf das gleiche Datum. Was bedeutet, dass wir beide zur gleichen Zeit hier sein werden und das hier verneinen müssen.“ Er spürte ihre Haut an seiner, fühlte den Körper, der auf gewisse Weise ihm gehörte, und obwohl er sie begehrte, war er noch immer wütend auf sie. „Soll ich deinem Mann die Hand schütteln und deine hübschen Kindern loben?“ Er konnte es sich nicht einmal vorstellen. „Oder für die nächsten fünfzig Jahre nach dem Essen in den Garten schlüpfen, in der Hoffnung, dich dort heimlich zu treffen?“
Georgie schüttelte den Kopf. So würde sie nicht leben können.
Ibrahim fiel plötzlich etwas ein. „War das der Grund, warum du mich damals zurückgewiesen hast?“
„Die Scheidung war noch nicht offiziell. Ich konnte es einfach nicht tun. Es schien mir so falsch.“
„Sie besitzt Anstand!“, meinte er zerknirscht. „Womit die Rolle als Geliebte wohl hinfällig ist.“
Somit war das hier also das letzte Mal. Ibrahim stand auf, um das Licht einzuschalten. Georgie wartete, bis er zu ihr zurückkehrte, und lag still da, während er ihren Anblick in sich aufnahm. Sie spürte seinen Blick auf ihrer Haut und begann zu beben, nicht aus Scham, sondern aus Verlangen. Als sich endlich jede kleine Einzelheit in seine Erinnerung gebrannt hatte, kam er zu ihr ins Bett, um seine Lippen ebenfalls zu nutzen, ihre Erinnerung ständig in sich zu tragen. Auch sie sollten sich ewig erinnern.
Er entlockte Georgie einen Höhepunkt, der so mächtig war, dass sie beinahe Angst hatte, sich darin zu verlieren. Sie wusste, welche Absicht Ibrahim verfolgte – er machte sie auf ewig zu der Seinen. Und als er sie über die Klippe trieb, schluchzte sie seinen Namen und wusste, sie würde nie wieder dorthin kommen, ohne an ihn zu denken. Von nun an musste sie für den Rest ihres Lebens fürchten, im höchsten Moment seinen Namen auszurufen.
Und erst jetzt, als es nichts mehr gab, was er ihr noch geben könnte, nahm er sich so viel mehr. Als er in sie eindrang, tat er es mit offenen Augen, und auch Georgies Blick haftete auf seinem Gesicht. Sie blinzelte kein einziges Mal, denn sich an jedes Detail zu erinnern hatte absolute Priorität.
Als der Rhythmus ihrer beiden Körper härter und schneller wurde, meinte sie, in einen Sandstrudel gezogen zu werden, von der Wüste erschaffen. Es war eine Welt, die allein ihnen beiden gehörte. Doch mit jedem Herzschlag, mit jeder Bewegung, mit der sie weiter auf den gemeinsamen Höhepunkt hinstrebten, wussten sie beide, dass sie sich einen Schritt voneinander entfernten. Und mit diesem Wissen kosteten sie beide die Ekstase bis zur Neige aus, denn dieses Feuer würde nie wieder entfacht werden dürfen.
„Kommst du wieder?“
Felicity und Georgie saßen in der Limousine auf dem Weg zum Flughafen. Felicity war schockiert gewesen, als Georgie sie praktisch noch in der gleichen Minute, in der sie in den Palast zurückgekommen war, mit der Ankündigung überfallen hatte, dass sie nach London zurückfliegen würde.
Georgie hatte keine andere Wahl. Sie musste abreisen, sonst würde sie jede Nacht in Ibrahims Bett enden, bis die jungfräuliche Braut für ihn gefunden war. Doch sie hatte mehr Selbstachtung – und seine zukünftige Braut hatte ebenfalls mehr Respekt verdient.
Ibrahim und sie brauchten Abstand voneinander, damit die Wunden heilen und der Schmerz verblassen konnte.
„Natürlich komme ich wieder“, antwortete Georgie mit einer Überzeugung, die sie in ihrem Herzen nicht verspürte. Wie sollte sie es aushalten, in Zaraq zu sein und dabei fern von ihm?
„Und ich komme ja in ein paar Wochen nach England.“ Felicity mühte sich bewusst um Heiterkeit.
Doch als die Schwestern sich am Flughafen zum Abschied umarmten, war es schwer, die Fassade der Fröhlichkeit aufrechtzuerhalten.
„Du kommst über ihn hinweg“, versicherte Felicity bedrückt, als Georgie Tränen über die Wangen rollten. „Du schaffst das, ganz sicher.“
„Ja, ich weiß.“ Doch Georgies Herz war keineswegs so überzeugt.
An Bord
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