Julia Extra Band 0347
eingeschlafen war.
„Meine Kopfschmerzen sind verschwunden“, sagte Sophia, als Georgie sie sanft weckte. Trotz Georgies Protest bestand Sophia darauf, die Sitzung zu bezahlen. Sie kaufte auch ein Fläschchen Melissenöl und legte ein großzügiges Trinkgeld dazu. „Sie haben eine echte Gabe.“
„Danke.“
„Darf ich schon den nächsten Termin ausmachen?“
„Natürlich.“ Georgie rief ihren Terminkalender auf den Bildschirm und wollte Sophias Daten von dem ausgefüllten Fragebogen in den Computer eingeben. „Miss oder Mrs?“, fragte sie. „Sie haben es auf dem Fragebogen nicht angekreuzt.“
„Ja, weil es dort kein Kästchen für ‚Königin‘ gibt. Geben Sie ‚Miss‘ ein, so werde ich hier angesprochen.“
Georgies Herz setzte aus, sie hatte das Gefühl, maßlos getäuscht worden zu sein. „Sie sind also gar nicht wegen einer Massage gekommen?“
„Nein“, gestand Sophia. „Aber ich komme wieder … wenn ich darf. Ich leide wirklich unter Migräne, nur hätte ich niemals gedacht, dass eine Massage helfen kann. Ich habe mich offensichtlich getäuscht.“ Sie lächelte müde. „Ich mache mir Sorgen um meinen Sohn. Er ist hier in London.“
Das bestätigte nur Georgies Ahnung. Dann meldete sich der Schmerz, denn er hatte keinen Versuch gemacht, Verbindung mit ihr aufzunehmen. „Hat er mit Ihnen über mich gesprochen?“
„Ja. Sie sind genauso schön und herzlich und einfühlsam, wie er Sie beschrieben hat. Normalerweise gibt Ibrahim nicht viel von seinen Gedanken preis, doch dieses Mal … Ja, er hat mir gestanden, was ihn beschäftigt.“
„Er hat sich nicht bei mir gemeldet.“
„Er sorgt sich um Sie. Er fürchtet, dass die Presse in Zaraq über Sie herfallen wird.“ Die Königin lächelte betrübt. „Er hat miterlebt, wie sie mit mir verfahren sind. Mein Mann hat mir vergeben, das Volk von Zaraq nicht. Aber ich brauche diese Vergebung nicht. Ich führe ein wunderbares Leben hier, und mein Mann besucht mich häufig.“
„Fehlt es Ihnen nicht?“
„Manchmal.“ Sophia zuckte nonchalant mit einer Schulter. „Ich bin glücklich hier, hier kann ich, ich selbst sein.“ Sie ignorierte den Aufschrei ihrer Seele und bereute die Lüge keine Sekunde. Wenn sie Georgie in die Augen sah, sah sie dort die Möglichkeit, ihren Sohn bei sich zu halten.
Die Möglichkeit, nicht ihre gesamte Familie an die Wüste zu verlieren.
Als Ibrahim wegen der Krise die Regentschaft in Zaraq übernahm, war sie sicher gewesen, dass die Wüste wieder einmal gewonnen hatte. Doch dann hatte er ihr von Georgie erzählt, von der Frau, die er liebte, und für Sophia hatte sich eine Tür in die Zukunft aufgetan – in eine Zukunft mit einer Familie, mit der sie alt werden konnte, mit Enkelkindern, die keine Fremden blieben, mit Feier- und Geburtstagen, die nicht allein verbracht werden mussten.
‚Du kannst beide Welten haben‘, hatte sie zu ihm gesagt. ‚Wende dich nicht von der Liebe ab. Zusammen werdet ihr einen Weg finden.‘
Dasselbe sagte sie jetzt auch zu Georgie. „Er hat mir erzählt, was Sie durchgemacht haben, meinte, Sie seien zerbrechlich. Dabei kann ich sehen, dass Sie jetzt gesund und stark sind. Sie werden nicht an Zeitungsberichten zerbrechen. Und mein Sohn kann Sie beschützen, das habe ich ihm auch gesagt. Er sollte sich nicht von der Vergangenheit die Zukunft verbauen lassen.“
„Ich glaube nicht, dass wir eine Zukunft haben.“
„Da wäre ich mir nicht so sicher“, sagte Sophia lächelnd. „Ich weiß, was Sie jetzt denken, Georgie, und ich verstehe Ihre Ängste. Wenn Sie mit jemandem reden möchten, der weiß, wie es ist … Sie haben meine Adresse.“
Es ließ nicht nach.
Der Ruf verstummte nicht, auch wenn er ihn zu ignorieren versuchte. Leere herrschte in seinem Herzen und Rastlosigkeit in seiner Seele.
Auf Londons Straßen drängten sich die Menschen, der Regen war deprimierend, dennoch konnte es ein Zuhause sein.
Ibrahim hatte sich angehört, was seine Brüder und der König zu sagen hatten, doch er stimmte ihnen nicht zu. Und er hatte seiner Mutter zugehört. Seine Mutter, die ihn drängte, die Tür zu seinem Herzen nicht zuzuschlagen. Die ihm klargemacht hatte, dass ihm Möglichkeiten offenstanden.
Sein Zuhause würde hier sein, und dem Volk von Zaraq konnte er trotzdem helfen.
Er hatte seine Entscheidung getroffen, nichts würde seine Meinung mehr ändern können.
Entschlossen betrat er Georgies kleinen Laden.
„Ich habe gleich einen Kunden.“ Georgie spürte
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