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Julia Extra Band 0349

Julia Extra Band 0349

Titel: Julia Extra Band 0349 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Stephens , Kim Lawrence , Sandra Marton , Nikki Logan
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ist.“
    „Nur weil Sie etwas nicht sehen, heißt das noch lange nicht, dass es nicht existiert!“, hielt Libby hitzig dagegen. „Da war ein Hund, ein Golden Retriever, der auf den Namen Eustace hört.“
    Besser gesagt: nicht hört, fügte sie im Stillen hinzu. Das Tier neigte ja eher dazu, wegzulaufen, wenn man es rief.
    „Wo ist er denn jetzt?“, erkundigte sich der Mann interessiert.
    „Das wissen die Götter“, gab sie ehrlich zu. „Eustace ist nicht sehr … Er ist aus dem Tierheim … Also, er ist ein bisschen sensibel.“
    Das klang besser als die Wahrheit, nämlich dass das Tier so schwer zu bändigen war wie ein Sack Flöhe.
    „Wenn ein Hund sich nicht zu benehmen weiß, ist es nicht seine Schuld, sondern die der Besitzer“, erklärte der Fremde kategorisch.
    Seine Arroganz machte Libby wütend. „Ich werfe dem Hund nichts vor und gebe gern zu, dass ich an dem Unfall schuld bin“, informierte sie ihn herablassend.
    Er lächelte breit. „Hat man Ihnen nie gesagt, dass man unter keinen Umständen seine Schuld eingestehen sollte?“
    „Nein! Ich wurde dazu erzogen, die Wahrheit zu sagen und die Verantwortung für meine Taten zu übernehmen.“
    „Sehr edel! Ich bin beeindruckt“, bemerkte er und sah völlig gelangweilt aus. „Aber in der heutigen Zeit kann es teuer werden, wenn man sich den Luxus der Ehrlichkeit gönnt. Sie wissen ja: Schadenersatz und Schmerzensgeld sind schnell verlangt!“
    „Soll das eine Drohung sein?“, fragte sie bemüht gleichmütig.
    Plötzlich bekam sie eine Gänsehaut. Denn der Fremde lächelte sie scheinbar freundlich an, aber dahinter lauerte ein gewisses Maß an Grausamkeit. Manche Frauen fanden das vielleicht anziehend, sie gehörte nicht dazu.
    Aber küssen kann er, dachte Libby unwillkürlich.
    Bevor er antworten konnte, erklang aufgeregtes Bellen, und ein Hund schoss förmlich aus dem Gebüsch auf der anderen Straßenseite heraus.
    „Und? Ist dieser Hund Ihnen real genug?“, fragte Libby triumphierend. „Komm her, Eustace! Braver Junge“, lockte sie ihn mit schmeichelndem Ton.
    Eustace blieb in sicherer Entfernung.
    „Ein Hund ist im Innersten immer noch ein Wolf, also ein Rudeltier, das sich nach dem Anführer richtet“, belehrte der Spanier sie ungefragt.
    „Aha. Und das sind in diesem Fall Sie?“, erkundigte sie sich zuckersüß und versuchte weiterhin, den Hund zu sich zu locken.
    Eine unnötige Frage, denn dieser große, dunkelhaarige, attraktive und vor allem herrische Fremde war ein Alphamann, wie er im Buche stand.
    „In meinem Leben ist kein Platz für Haustiere“, sagte Rafael abweisend.
    Dieses Leben hatte er freiwillig gewählt, und es gefiel ihm. Keine Bindungen, keine persönlichen Verpflichtungen, keine großen Gefühle.
    Er hatte es einmal mit Verantwortung für einen anderen Menschen versucht und war damit gescheitert. Dass er die einzige Person, die er jemals geliebt hatte, nicht hatte beschützen können, verursachte ihm immer noch Schuldgefühle.
    Die meisten Leute würden sagen, es wäre Aufgabe der Mutter, ihren Sohn zu behüten, nicht umgekehrt, aber das war Rafael egal. Er hatte versagt.
    Seine Mutter war eine dieser zerbrechlichen Seelen gewesen, die immer nur Zurückweisung erfuhren. Sie hatte trotzdem gierig nach Anerkennung gesucht – stets bei den falschen Männern. Denen zuliebe hatte sie sogar ihr Kind abgeschoben, wenn es störte. Und die meisten ihrer Liebhaber hatten sich von ihm, Rafael, gestört gefühlt.
    Sie war immer wieder aufgetaucht und hatte ihren Sohn zu sich zurückgeholt, von schlechtem Gewissen geplagt. Dann ging es eine Weile gut, bis der nächste Mann in ihr Leben trat.
    Und eines Tages war sie nicht mehr zurückgekommen.
    Rafael hatte sich auf die Suche nach ihr gemacht. Er hatte tatsächlich ihren Aufenthaltsort entdeckt – allerdings zu spät. Sie war vereinsamt in einem abgelegenen Dorf gestorben, in dem es keinen Arzt, ja nicht einmal sauberes Wasser gab.
    Für einen Grabstein hatte damals Rafaels Geld nicht gereicht. Kein Wunder, er war ja erst fünfzehn gewesen.
    Zwei Jahre später war er wieder in das Dorf gefahren und hatte den Grabstein errichten lassen. Inzwischen hatte der Ort Wasserversorgung und Kanalisation, im vergangenen Jahr war der Grundstein einer Klinik gelegt worden.
    „Sie haben also kein Tier, halten sich aber trotzdem für einen Experten“, warf Libby ihm an den Kopf. „Typisch! Zu Ihrer Information, mein Herr: Eustace ist von seinem Vorbesitzer schwer misshandelt

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