Julia Extra Band 0349
würden.
„Draco? Was denkst du?“, fragte Nick.
„Ich denke, Isabella liebt Rio D’Aquila oder Matteo Rossi oder wie immer er sich nennt.“
„Du willst wohl sagen, dass sie für ihn schwärmt“, korrigierte Rafe ihn. „Ist doch verständlich. Sie ist praktisch noch ein Baby und …“
„Sie ist eine erwachsene Frau“, widersprach Draco. „Den Punkt hat sie Anna deutlich klargemacht. So deutlich, dass Anna sich noch immer entschuldigte, Izzy nicht wie eine Erwachsene behandelt zu haben, als die beiden mich aus dem Zimmer gescheucht haben.“
„Anna hat sich entschuldigt?“ Dante grinste. „Das hätte ich zu gern gesehen.“
„Trotzdem …“, sagte Falco. „Selbst wenn Izzy sich einredet, dass sie den Bastard liebt … er bleibt ein Bastard. Und hat er sich etwa bei Iz gemeldet? Nein. Also …“
„Es stimmt, er hat sich nicht gemeldet“, erklang da eine raue männliche Stimme neben dem Tisch. „Er war zu beschäftigt damit, seine Wunden zu lecken und seinen Stolz wieder aufzurichten.“
Verdutzt drehten alle fünf die Köpfe zu dem Mann, der vor der Nische stand. Er war groß, genau wie sie. Breit gebaut, so wie sie. Dunkles Haar, ebenfalls wie sie. Und er trug einen maßgeschneiderten Anzug, wie sie alle. Jeder am Tisch wusste sofort, wer der Mann war.
Falco sprang auf. „D’Aquila“, knurrte er.
Rio nickte. Jetzt standen auch die anderen auf und schoben sich aus der Nische.
„Was hast du hier zu suchen?“, fragte Dante kalt.
„Ich will mit euch reden.“ Cristo, fast konnte man das Adrenalin in der Luft riechen. Jeder Muskel in Rio spannte sich an.
„Nach hinten.“ Nick wies mit dem Kopf zur Tür am anderen Ende des Raumes.
Die fünf bildeten einen Halbkreis um Rio und schoben ihn auf die Tür zu. Der Gang zur Schlachtbank, dachte er und wusste, dass er damit der Wahrheit ziemlich nahe kam.
Wenn Isabellas Brüder und der andere Mann, in dem er einen Finanzguru mit Adelstitel erkannte, ihm das Fell gerben und anschließend blutend auf dem Hinterhof, auf den die Tür vermutlich hinausführte, liegen lassen wollten, dann war es wohl nicht zu ändern.
Er hatte es verdient.
Doch hinter der Tür lag kein Hof, sondern ein kleiner Raum. Rio erhielt einen leichten Stoß in den Rücken, die Tür wurde ins Schloss geschlagen. Als er sich umdrehte, sah er sich fünf Männern mit grimmigen Mienen gegenüber.
„Das ist also dieser Rio D’Aquila“, knurrte einer der Männer.
„Vielleicht zieht er ja den anderen Namen vor“, höhnte ein anderer.
„Ist das wichtig?“, fragte der dritte.
„Nein“, kam es vom vierten. „Denn wie immer er sich nennt, der Schmerz, den er gleich zu spüren bekommt, bleibt derselbe.“
„Erst schlagen, dann fragen?“ Rio nickte. „Auch gut. Nur lasst mich wenigstens so lange bei Bewusstsein, dass ich euch erklären kann, weshalb ich gekommen bin.“
Es hatte drei Wochen gedauert, bis Rios Wut sich gelegt hatte. Und noch eine weitere, bevor er sich erlaubt hatte, den Schmerz zu registrieren. Dann endlich, vor zwei Tagen, hatte sich sein Verstand zurückgemeldet.
Er nahm Isabella nicht ab, dass sie nur wegen seiner schmutzigen Fingernägel mit ihm geschlafen hatte oder weil er gesellschaftlich unter ihr stand. Das passte einfach nicht zu seiner Isabella. Sie hatte auch nicht nur so getan, als wäre sie sexuell unerfahren. Und selbst wenn sie erfahren gewesen wäre … das spielte alles keine Rolle.
Er liebte sie. Und sie liebte ihn. Nichts anderes zählte.
Sie waren nur deshalb nicht zusammen, weil er sich wie ein Volltrottel verhalten hatte. Sie musste ihm eine zweite Chance gewähren.
Muss sie? fragte eine hämische kleine Stimme in seinem Kopf. Überleg doch mal, wie sehr du sie verletzt hast. Sie muss gar nichts.
Rio war schier wahnsinnig geworden. Bis ihm heute Nachmittag eine Idee gekommen war: ein Erfolg versprechender Plan, um das Herz einer Frau zurückzuerobern.
Er war sofort zu Tiffany’s gefahren. Jeden Tag ein Geschenk. Diamanten, Rubine, Saphire, mit einer Karte, auf der er ihr seine Liebe erklärte. Welche Frau könnte da widerstehen?
Isabella.
Die Erkenntnis hatte ihn getroffen, während er die Auswahl an Anhängern und Ohrringen begutachtet hatte. Lauter exquisite, wunderschöne Stücke, aber nichts, was seine Isabella beeindrucken würde. Also hatte er der Verkäuferin gedankt, vage gesagt, er würde sich lieber noch ein wenig umsehen, und war durch den Laden geschlendert, in der Hoffnung, dass ihm noch etwas
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