Julia Extra Band 0354
technisch völlig unbegabt war, blieb ihr nichts anderes übrig, als ihre Werkstatt anzurufen und den Pannendienst kommen zu lassen. Sie wählte die Nummer und erläuterte einem Mechaniker die Situation. Doch welch ein Ärger! Da sie nicht als Notfall eingestuft wurde – schließlich stand sie mitten in der Stadt und noch dazu vor der eigenen Haustür –, vertröstete man sie auf den späten Nachmittag. Auf vier Stunden Wartezeit sollte sie sich mindestens einstellen.
Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Erschöpft schloss sie die Augen und lehnte den Kopf gegen die Nackenstütze. Da klingelte ihr Handy. Erfreut klappte sie es auf. Vielleicht kam der Mechaniker ja doch sofort vorbei.
Aber nicht die Werkstatt meldete sich, sondern Oscar. „Helena, bist du schon in Mulberry Court?“, erkundigte er sich.
Allein seine Stimme zu hören, verursachte ihr ein angenehmes Kribbeln. Sie schluckte. „Leider nicht. Ich bin überhaupt noch nicht losgefahren, mein Auto springt einfach nicht an. Und stell dir vor, ich werde mehrere Stunden auf den Notdienst warten müssen.“
„Wo bist du denn jetzt?“
„Wenn es nicht zum Weinen wäre, wäre es zum Lachen. Ich befinde mich immer noch vor meiner Haustür – besser gesagt: meiner ehemaligen Haustür. Ich sitze hier in meinem bis unters Dach beladenen Auto, bin von Gepäck völlig eingequetscht und warte.“ Sie versuchte ein Lachen. „Aber ich gebe nicht auf, vor Mitternacht schaffe ich es bestimmt noch nach Mulberry Court.“
Er schwieg einen Moment. „Tja, das Leben ist hart“, meinte er dann nur und verabschiedete sich.
Nett von Oscar, dass er bei all seinen Verpflichtungen den Termin ihres Umzugs nicht vergessen hatte. Helena rechnete ihm das hoch an. Sie suchte unter ihrem Sitz nach einer Wasserflasche, denn es war unerträglich heiß und stickig im Auto. Dann ließ sie das Seitenfenster herunter.
Die Zeit kroch nur so dahin, und Helena wurde immer schläfriger. Die Anstrengungen der letzten Tage forderten ihren Tribut. Also machte sie es sich in ihrem Sitz so bequem wie möglich, legte den Kopf aufs Steuer – und schlief ein.
Sie träumte sehr unruhig. Natürlich von Oscar. Wie sehr sie seine Stimme liebte! Doch warum entschuldigte er sich immer wieder dafür, sie stören zu müssen? Verwirrt öffnete sie die Augen und blinzelte.
„Es fällt mir wirklich schwer, dich aufzuwecken, Helena, aber es geht nicht anders. Wir haben heute noch viel zu tun.“
Erschrocken hob sie den Kopf – und blickte direkt in Oscars Gesicht. Es dauerte einige Zeit, bis sie ein Wort über die Lippen brachte.
„Oscar! Bist du das wirklich? Was machst du hier? Warum bist du nicht in Griechenland?“ Helena wusste nicht, ob sie wachte oder träumte.
Er lächelte amüsiert. „Ich bin es wirklich, das versichere ich dir. Ich bin nicht in Griechenland, weil ich in London bin, und ich bin in London, um dich sicher nach Mulberry Court zu bringen.“
Sie blickte ihn so fassungslos an, dass sie ihm fast schon leidtat und er ihr die Situation verständlich erklärte. „Ich bin bereits am frühen Morgen in Heathrow gelandet, weil ich am Vormittag einen Termin in meinem Büro in London hatte. Anschließend habe ich dann bei dir angerufen, um mich zu erkundigen, ob der Umzug glatt über die Bühne gegangen ist.“
Er öffnete ihr die Tür, und steifbeinig stieg sie aus, um sich zu recken. Dabei fiel ihr Blick auf einen schweren Geländewagen, der hinter ihrem Auto parkte. Fragend sah sie Oscar an.
„Ich habe mir schon gedacht, dass deine Sachen nicht in meinen Ferrari passen“, erläuterte Oscar mit einem Augenzwinkern. „Deshalb habe ich einen Jeep mit extragroßer Ladefläche gemietet. Das sollte eigentlich reichen.“ Kopfschüttelnd betrachtete er ihr vor Gepäck überquellendes Auto.
Helena war immer noch nicht in der Lage, klar zu denken. „Aber ich kann doch mein Auto nicht einfach kaputt am Straßenrand stehen lassen!“
„Das sollst du ja auch nicht. Wir fahren bei deiner Werkstatt vorbei und geben den Schlüssel ab. Der Mechaniker kann den Wagen dann abholen, reparieren und so lange bei sich abstellen, bis du ihn holst.“ Er blickte auf die Uhr. „Ich räume jetzt um.“
Immer noch ganz benommen, aber froh, dass Oscar die Sache in die Hand genommen hatte, suchte sie nach ihrem Handy und rief den Mechaniker an, um ihm die neue Sachlage zu erklären. Dann schickte sie sich an, Oscar zu helfen.
Sie griff nach einer schweren Bücherkiste im Fußraum, doch noch
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