Julia Extra Band 0354
einstellte?“
„Wundern würde es mich nicht, Isobel schien ein Händchen dafür gehabt zu haben, die richtigen Partner zusammenzuführen.“ Er ließ den Arm von ihren Schultern zu ihrer Taille gleiten. „Von uns beiden habe ich übrigens absichtlich nichts erzählt, denn es war ja Benjamins Feier, nicht unsere. Außerdem möchte ich unser kleines Geheimnis noch ein Weilchen still genießen und dich ganz für mich allein haben.“
Ohne sich abgesprochen zu haben, gingen sie Hand in Hand in die Bibliothek, schalteten das Licht ein und betrachteten Isobels Porträt. Isobel blickte lächelnd auf sie herab. Was mochte sie sich wohl bei ihrem eigenartigen Testament gedacht haben?
Helena deutete auf die Porzellanfiguren in der Vitrine. „Das war alles, was mir Isobel versprochen hatte, und mehr habe ich weder gewollt noch erwartet. Niemals hätte ich mit einer derartigen Erbschaft gerechnet.“
Das glaubte Oscar ihr sofort. Materielle Interessen waren Helena fremd, sie folgte der Stimme ihres Herzens.
Immer noch in den Anblick des Schäferpärchens versunken, fiel Helena plötzlich etwas ein. „Wer war eigentlich die Frau mit den beiden Kindern?“, fragte sie, ohne dabei aufzublicken.
Wortlos ging Oscar zum Regal, holte den Briefumschlag, den die Unbekannte Helena damals gegeben hatte, und forderte Helena auf, ihn zu öffnen. Er enthielt zwei Kinderzeichnungen. Blumen und Herzchen rankten sich um das dick geschriebene Wort „Danke“. Begleitet wurden die kleinen Kunstwerke von einem handschriftlichen Brief, der mit „Maria Giolitti“ unterzeichnet war.
Die Schreiberin bedankte sich bei Oscar für seine Hilfe bei einem Autounfall. Ohne sein geistesgegenwärtiges Eingreifen, so schrieb sie, wären sie und ihre Söhne wohl kaum mit dem Leben davongekommen. So hätten sie nur einige Wochen im Krankenhaus zubringen müssen.
Maria Giolitti sprach Oscar ihren tiefsten Dank aus und bedauerte, es nicht persönlich tun zu können, da ihr Rückflug nach Italien bereits gebucht war. Die Worte gingen Helena zu Herzen, und ihre Augen waren feucht, als sie Oscar den Brief zurückgab.
„Erinnerst du dich an unser erstes Treffen im Gasthof, bei dem ich viel zu spät kam? Das war der Tag des Unfalls. Zufällig war ich als Erster zur Stelle, und glücklicherweise gelang es mir, die drei aus dem Auto zu ziehen, bevor der Tank explodierte. Dann habe ich die Rettungskräfte alarmiert.“
Helena schluckte. Sie schämte sich für ihre Verdächtigungen, und der Vorfall sollte ihr als Lehre dienen. Es war gefährlich, voreilige Schlüsse zu ziehen. Leicht konnte man Schaden anrichten, der nicht wiedergutzumachen war.
Oscar legte den Brief zurück, und sie gingen die Treppe hinauf in sein Zimmer. Nachdem sie sich im Bett nebeneinander ausgestreckt hatten, wandte sich Helena zu ihm um und zeichnete mit dem Finger die Konturen seiner Oberlippe nach. „Müssen wir eigentlich in Griechenland heiraten?“, fragte sie leise. „Ich meine, ich würde lieber …“
Er unterbrach sie mit einem leidenschaftlichen Kuss. „Ich möchte nur eins“, flüsterte er, „dich sofort heiraten. Wo, ist mir egal.“
„Dann möchte ich hier heiraten, im Garten von Mulberry Court. Ich wünsche mir eine kleine Feier mit unseren engsten Freunden. In Griechenland werde ich mich dann selbstverständlich allen Zeremonien fügen, die bei euch üblich sind und die das Protokoll verlangt. Ich …“
„Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, das wird sich finden. Auch ich möchte lieber hier heiraten und mit den Menschen feiern, die ich mag – und in Anwesenheit der guten Geister der Vergangenheit.“
Verträumt schloss Helena die Augen. Sie sah alles ganz genau vor sich. Sie trug ein schlichtes weißes, mit Spitzen besetztes Baumwollkleid, im Haar eine einzelne weiße Rose, und hielt den dazu passenden Strauß in der Hand. Ihre bescheidene Hochzeitsgarderobe würde sie mit dem Geld bezahlen, das sie von ihrem Vater geerbt und für eine besondere Gelegenheit aufgespart hatte.
Einen Moment lang blieb sie so liegen und bemühte sich, ihr Glück zu begreifen. Mit allen Sinnen genoss sie Oscars Nähe, das Gefühl von Vertrautheit und Geborgenheit, das sie an seiner Seite spürte.
Sanft küsste er ihre Lider, und sie öffnete die Augen. Ihre Blicke trafen sich, und sinnliches Begehren flammte zwischen ihnen auf.
„Wir haben das Thema vorhin nicht zu Ende diskutiert.“ Helena lächelte. „Wie wäre es mit zwei Jungen und zwei Mädchen? Würde dir das
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