Julia Extra Band 0354
das Ohr. Gleichzeitig erinnerte er sich, das bereits damals immer getan zu haben. Er biss die Zähne zusammen. Diese verräterisch zärtliche Geste stand in krassem Gegensatz zu der Eifersucht, die ihn schüttelte. Ich muss mich von der Vergangenheit lösen und mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren, schärfte er sich ein.
„Hätten wir uns getroffen, wenn wir noch verheiratet gewesen wären, hätte dieses heftige Verlangen uns auch erfasst und zwölf Jahre praktisch ungeschehen gemacht.“ Beschwörend schaute er ihr in die Augen. „Jetzt sind wir beide frei und ungebunden und begehren einander.“
Julia wusste, dass dies die letzte Gelegenheit war, sich in Sicherheit zu bringen. Doch ihre Füße gehorchten ihr nicht. Seine zärtliche Geste hatte sie tief berührt und Erinnerungen geweckt. Wie oft hatte er ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr geschoben! Es war die allererste Berührung zwischen ihnen gewesen. Schicksalsergeben und in dem Bewusstsein, eine Entscheidung zu treffen, die sich nicht rückgängig machen ließ, gab Julia nach. Sie spürte plötzlich eine tiefe Ruhe in sich, als wäre sie nach langer Zeit endlich angekommen. Die Leidenschaft, mit der sie diesen Mann begehrte, hatte sie nur einmal zuvor empfunden: bei ihm!
Wie er sie anschaute! Als wäre sie die einzige Frau auf Erden. Das Gefühl, zu ihm zu gehören, geborgen zu sein, das kein anderer Mann ihr hatte geben können, war überwältigend. Wie gern hätte sie sich einfach in seine Arme fallen lassen. Doch die Angst saß tief, er könnte sie wieder enttäuschen, ihr wieder das Herz brechen. Mit letzter Kraft wich sie zurück. „Unser Wiedersehen hat gar nichts zu bedeuten, Kaden“, behauptete sie leise. „Jedenfalls heißt es nicht, dass wir zusammen im Bett landen müssen.“
Einen langen spannungsgeladenen Moment sahen sie einander in die Augen. Dann krachte direkt über dem Haus ein ohrenbetäubender Donnerschlag, und das Licht ging aus.
Julia schrie erschrocken auf, Kaden fluchte laut und vernehmlich. „Das sieht nach einem Stromausfall aus. Warte hier, Julia! Ich besorge Kerzen.“
Als Kaden sich auf die Suche begab, atmete Julia tief durch. Die Dunkelheit umfing sie wie ein Mantel, der sie vor der Außenwelt und der Vergangenheit schützte. Julia sehnte sich mit ihrem ganzen Körper nach Kaden. Sie begehrte ihn so sehr, dass sie vor Erregung bebte.
Verzweifelt versuchte sie, ihre Lust durch die Erinnerung an ihre Trennung niederzuringen. Damals hatte er behauptet, es sei nur ein Sommerflirt gewesen, der sie verbunden hatte, und er hätte keine Zeit mehr für sie, weil er sich um das Wohlergehen seines Landes kümmern müsste. Doch selbst die schmerzhaften Gedanken daran halfen nicht. Ihr leidenschaftliches Verlangen ließ sich nicht zurückdrängen.
Aus einiger Entfernung hörte sie ein Krachen, gefolgt von lautem Fluchen. Dann flackerte Feuerschein auf und Kaden kehrte zu ihr zurück. Bei Kerzenlicht wirkte er noch geheimnisvoller. Er stellte den Leuchter auf den Tisch und blieb so dicht vor Julia stehen, dass seine Körperwärme sie umfing und sein exotisch-männlicher Duft Erinnerungen an heiße Nächte voller Leidenschaft in der Wüste in ihr hervorrief.
„Ich will nicht analysieren, was das ist zwischen uns, Julia. Ich will nicht über die Vergangenheit reden. Ich will nur dich.“
Sie schaute ihm in die Augen und wusste, dass sie ihm nicht widerstehen konnte. Seit Jahren hatte sie von einem Wiedersehen mit ihm geträumt. Obwohl er damals von einem Tag auf den anderen mit ihr Schluss gemacht hatte, obwohl es ihr das Herz gebrochen hatte, als sie von seiner Heirat erfahren hatte. Irgendwann hatte sie eingesehen, dass es keinen Sinn hatte, einen Geist zu lieben, und Johns Heiratsantrag angenommen. Doch jetzt war der Geist wieder zum Leben erwacht. Er war ein Mensch aus Fleisch und Blut und stand vor ihr. Als Kaden zärtlich ihr Kinn umfasste und ihre Wange streichelte, war es endgültig um sie geschehen. Julia leistete keinen Widerstand mehr, als er sie an sich zog.
4. KAPITEL
Die durch die plötzliche Dunkelheit entstandene völlige Entrücktheit kam Kaden sehr entgegen. In dieser Welt existierten nur Julia und er. Nach einem Blick in ihre großen Augen, in denen er hätte versinken mögen, beugte er sich vor, um von ihrem sehnsüchtigen Mund zu trinken. Es fühlte sich richtig an, was sie taten. Verlangend küsste er sie, zog sie an sich und war verloren, als er ihre Brüste an seinem Körper spürte.
Das
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