Julia Extra Band 0354
die Kette umgebunden hatte! Wieso hatte sie das wertlose Schmuckstück all die Jahre aufgehoben? Es war das einzige Schmuckstück, das er je einer Frau geschenkt hatte. Natürlich abgesehen vom Ehe- und Verlobungsring für seine Exfrau.
Nur zu genau erinnerte er sich noch, wie er Julia die Kette vor zwölf Jahren umgelegt hatte. Nein, das tat zu weh! Er wollte jetzt nicht mehr daran denken. Immer wieder ballte er die Hände zu Fäusten und war so in Gedanken versunken, dass er nicht einmal die Stewardess bemerkte, die ihm etwas zu trinken anbieten wollte, sich jedoch wortlos zurückzog, als sie seine abwesende Miene sah.
Kaden redete sich ein, zum ersten Mal seit seiner Begegnung mit Julia die richtige Entscheidung getroffen zu haben: Julia in die Vergangenheit zu verbannen. Dort gehörte sie hin.
7. KAPITEL
„Sie sind eindeutig schwanger, Julia. Wenn Ihre Angaben korrekt sind, müssen Sie am Ende des dritten Monats sein.“
Über die Lesebrille hinweg musterte die Frauenärztin ihre langjährige Patientin. „Wieso kommen Sie erst jetzt zu mir? Bei Ihrer sonst so regelmäßigen Periode müssen Sie doch längst Verdacht geschöpft haben.“
Das hatte sie allerdings. Genau gesagt, seit zwei Monaten. Aber sie hatte es nicht wahrhaben wollen. John und sie hatten jahrelang versucht, Kinder zu bekommen. Kaum war sie eine Woche mit Kaden zusammen …
„Ich konnte es einfach nicht glauben“, antwortete sie schließlich, als sie sich vom ersten Schock erholt hatte.
Die Ärztin lächelte trocken. „Das sollten Sie jetzt schleunigst tun. In etwa sechs Monaten halten Sie Ihr Baby schon im Arm. Nun machen wir aber erst einmal eine Ultraschalluntersuchung, um zu sehen, ob alles normal verläuft. Dann sehen wir weiter.“
Einen Monat später
Nervös tigerte Kaden in seinem Büro hin und her. Seit vier Monaten versuchte er, seine Gefühle zu unterdrücken. Jetzt kamen sie schlagartig wieder hoch. Julia wartete in seinem Vorzimmer! Seit einer Stunde …
Normalerweise ließ er niemanden so lange warten. Aber in diesem Fall wusste er einfach nicht, wie er sich verhalten sollte. Was wollte sie hier? Ihre Affäre fortsetzen? Fand auch sie nachts keinen Schlaf vor Sehnsucht? Seine Hände wurden feucht. Ob sie die Halskette trug?
Seine Sekretärin meldete sich auf der Gegensprechanlage. „Hoheit? Entschuldigen Sie die Störung, aber Dr. Somerton wartet noch immer. Ich glaube, Sie sollten sie jetzt besser empfangen. Ich bin etwas beunruhigt.“
„Schicken Sie sie herein!“, ordnete Kaden knapp an.
Julia erhob sich leicht schwankend auf das Zeichen der Sekretärin und ließ sich zu Kadens Büro führen. Sie war erschöpft von der beschwerlichen Reise. Wenigstens litt sie nicht mehr unter morgendlicher Übelkeit. Wieder einmal tastete sie nach dem Anhänger, um sich mental zu stählen, doch die Kette war wohlverwahrt in England geblieben.
Höflich hielt die Sekretärin die Tür auf, und Julia atmete tief durch. Sie betrat das Büro und wurde von der Spätnachmittagssonne geblendet. Daher nahm sie Kadens imposante Gestalt nur schemenhaft wahr. Ein mulmiges Gefühl beschlich sie, als sie daran dachte, wann sie das letzte Mal in diesem Büro gestanden hatte.
„Was verschafft mir das Vergnügen, Julia?“
So kühl!
Julia zwang sich, regelmäßig zu atmen, und versuchte, sich darauf zu konzentrieren, was sie Kaden zu sagen hatte. „Ich bin hier, weil ich dir etwas mitteilen muss.“
Kaden kam näher. Sein wilder ungezähmter Anblick überwältigte sie. Er hatte sich einen Bart wachsen lassen, das Haar war länger, und im traditionellen Gewand wirkte er einfach unwiderstehlich. Ihr Herz begann, schneller zu klopfen.
„Warum trägst du einen Bart?“, fragte sie unwillkürlich.
Er strich sich übers Kinn, wie um sich zu vergewissern, dass es tatsächlich nicht glatt rasiert war. „Weil ich die vergangenen zehn Tage in der Wüste verbracht habe, um mit den Stammesfürsten der Beduinen zu beraten“, erklärte er mürrisch. „Bei ihnen ist es üblich, sich einen Bart wachsen zu lassen. Ich hatte noch keine Zeit, mich zu rasieren, weil ich erst heute Morgen zurückgekehrt bin. Zufrieden?“
Als sie ihn nur wortlos anschaute, zog er fragend eine Augenbraue hoch. „Du bist sicher nicht hier, um mich über meine Rasiergewohnheiten auszufragen, oder?“
Ihr wurde schwindlig. Kein Wunder! Seit dem Frühstück im Flugzeug hatte sie nichts mehr zu sich genommen. Verflixt! Ich muss wirklich besser auf mich achtgeben, dachte
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