Julia Extra Band 159
geschwungene Hüften, eine schmale Taille und lange, wohlgeformte Beine. Man hatte sie oft für Nacktaufnahmen haben wollen, aber das hatte sie nie interessiert. Sie hatte für alles mögliche Werbung gemacht, für Unterwäsche, Kosmetik und Mode, und war sogar einmal in einer Fernsehserie aufgetreten. Aber sie hatte es nie geschafft, einen wirklich großen Vertrag an Land zu ziehen. Richtige Berühmtheit hatte sie nie erlangt. Aber das spielte jetzt auch keine Rolle mehr, denn. mit diesem Teil ihres Lebens hatte sie abgeschlossen.
Sie schlüpfte in eine weite, bequeme Hose, zog ein Seidenoberteil an und bürstete sich die Haare. Ein wenig Lippenstift war ihr ganzes Make-up. Ihre Augenbrauen und Wimpern waren von Natur aus dunkel und mußten nicht eigens betont werden. Wenn sie nicht arbeitete, legte sie Wert auf Natürlichkeit.
Die Aussicht, daß sie nach diesem Fiasko im Badezimmer in wenigen Minuten wieder Cal Forrester gegenübertreten mußte, ließ ihr die Farbe in die Wangen steigen. Sie war nicht prüde, aber sie war auch keine Exhibitionistin, ganz gleich, was er denken mochte.
Aber so peinlich ihr der Vorfall auch war, sie würde Cal ganz sicher nicht die Genugtuung erweisen, ihm das zu zeigen. Sollte er doch annehmen, was er wollte. Was wußte ein Cowboy wie er schon?
Ein metallischer Klang unter ihrem Fenster ließ sie zusammenfahren. Das war vermutlich der Ruf zum Abendessen. Die Sonne war schon fast untergegangen und färbte die Ränder der Wolken rotgolden. Tiefe Schatten lagen über dem Land. Was immer sie von ihrem Besitzer halten mochte, die Ranch war bisher alles andere als eine Enttäuschung. Sie konnte es kaum erwarten, ihre Umgebung zu erforschen.
2
Die Tür ging auf, als Alex gerade vorbeiging, und Cal Forrester trat heraus. Er trug hellgraue Hosen und dazu ein schwarzes, am Hals offenstehendes Hemd. Zwar sah er jetzt nicht mehr wie ein Cowboy aus, aber eine Bedrohung für ihren Seelenfrieden stellte er trotzdem dar, als er genüsslich den Blick über sie wandern ließ. Ein kleines, etwas spöttisches Lächeln spielte um seine Lippen. Zumindest erschien es ihr so.
„Ich fürchte, ich habe Sie noch gar nicht richtig auf der Ranch willkommen geheißen", sagte er. „Aber ich war vorübergehend abgelenkt." Er streckte die Hand aus und zog eine Augenbraue hoch, als sie unwillkürlich zurückwich. „Ich wollte Ihnen nur die Hand geben, keine Angst."
Alex verkniff sich eine beißende Entgegnung. Sein Hände druck war kurz und fest. Alles an dem Mann strahlte Männlichkeit und Kraft aus. Zweifellos war er körperlich sehr anziehend, und es war schwer, sich gegen diese Anziehung zu wehren.
„Danke Ihnen für die Einladung." Sie gab sich große Mühe, ihre Reaktion auf ihn zu verbergen. „Ich genieße es natürlich sehr, daß ich Greg nach so langer Zeit endlich wiedersehe."
Er hob nur mit einer nachlässigen Bewegung die Schultern. „Nichts zu danken. Kommen Sie, gehen wir essen."
Als sie gerade die Treppe erreicht hatten, kam Margot aus einem der Zimmer gegenüber. Sie trug immer noch ihre Jeans, hatte aber ihre blau-weiße Bluse gegen eine reinweiße getauscht. Sie sah Alex voll ehrlicher Bewunderung an. „Du bist wunderschön", stellte sie neidlos fest. „Sieht sie nicht toll aus, Cal?"
„Unbedingt", erwiderte er trocken. „Wie ein Engel."
Der aber teuflisch böse werden kann, dachte Alex grimmig, bemühte sich aber um Margots willen um ein Lächeln.
„Ich fürchte, ich habe mich vielleicht ein bißchen zu elegant angezogen", meinte sie zweifelnd.
Margot schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Nein, überhaupt nicht. Die Leute wissen alle, daß Gregs Schwester Fotomodell ist, und wären nur enttäuscht, wenn du ganz gewöhnlich rumlaufen würdest. Nicht, daß du das könntest", fügte sie schnell hinzu. „Gewöhnlich aussehen, meine ich. Du bist nicht ..."
„Gib es auf", riet ihr Bruder.
Sie kräuselte die Nase. „Alex versteht mich schon."
„Genau", bekräftigte diese. „Und ich fühle mich sehr geschmeichelt." Sie ging neben ihrer Schwägerin die Treppe hinunter und überließ es Cal, ihnen zu folgen. „Ist Greg schon unten?"
„Nein, aber er kommt gleich nach. Er hat es nicht gern, wenn ich wie eine Klette an ihm hänge. Schließlich sind wir keine siamesischen Zwillinge."
Das klang ganz nach Greg. Wie sensibel! dachte Alex. Es sah ganz so aus, als benötigte ihr lieber Bruder dringend ein bißchen Unterricht in liebevollem Umgang mit frischgebackenen
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