Julia Extra Band 159
auch oft."
„Wohl dem, der sich das leisten kann", bemerkte Greg etwas säuerlich, und seine Frau sah ihn reumütig an.
„Ich weiß, daß Cal dich ganz schön antreibt, aber er will doch nur, daß du möglichst schnell alles lernst, damit du im Notfall für ihn einspringen kannst."
„Ich weiß." Greg versuchte gar nicht erst, seinen Unwillen zu verbergen. „Aber wir sollten Alex jetzt lieber allein lassen. Du hast später noch genug Zeit, ihr alles zu erklären."
Alex sah den beiden nachdenklich nach. Die Beziehung zwischen ihm und seiner Frau kam ihr doch ziemlich einseitig vor; soweit sie das bis jetzt beurteilen konnte.
Aber sie vertagte die Angelegenheit für den Moment. Jetzt mußte sie zuerst einmal duschen, bevor sie an etwas anderes dachte.
Das Badezimmer war geräumig und beherbergte neben einer überdimensionalen Badewanne noch eine eigene Duschkabine. Eine Weile genoß Alex einfach nur den warmen, kräftigen Wasserstrahl, bevor sie sich einseifte. Ein brennender Schmerz fuhr ihr in die Augen, als Schaum hineingeriet. Sie tastete blind nach ihrem Handtuch, aber es entglitt ihr und fiel auf den Boden.
„Kann ich Ihnen behilflich sein?" fragte eine tiefe, männliche Stimme mit nicht zu überhörender Ironie.
Alex erstarrte und öffnete vorsichtig ein Auge. Margots Bruder stand vor ihr. Er griff nach einem Badetuch, wickelte sie hinein und hielt ihr einen Frotteezipfel hin, damit sie sich die tränenden Augen auswischen konnte.
Sie wäre vor Verlegenheit am liebsten im Boden versunken. So hatte sie sich das erste Zusammentreffen mit ihrem Gastgeber ganz bestimmt nicht vorgestellt. Er machte zu ihrer Empörung keinerlei Anstalten, das Badezimmer zu verlassen, sondern be trachtete sie statt dessen ausgiebig. Seine Augen waren stahlgrau, die Mundwinkel ein wenig nach oben gezogen. Er hatte hohe Wangenknochen, ein festes Kinn und dicke dunkle Haare. Mit ihrer Größe von deutlich über einem Meter siebzig fand Alex sich selbst schon ziemlich groß. Aber er übertraf sie sicher noch einmal um bestimmt fünfzehn Zentimeter.
„Besser?" fragte er.
„Ja, danke", gab sie kühl zurück, um Haltung bemüht. „Gehört es zu Ihren Gewohnheiten, einfach ins Bad zu spazieren, wenn jemand drin ist?"
„Die Tür war nicht verschlossen."
„Sie müssen die Dusche gehört haben."
„Nicht durch die Tür "
„Wenigstens hätten Sie gleich wieder gehen können."
„Es sah so aus, als benötigten Sie Hilfe", erwiderte er ungerührt. „Worüber regen Sie sich so auf? Bei Ihrem Beruf kann es Ihnen doch nicht viel ausmachen, wenn jemand Sie nackt sieht."
Sie wollte ihm hitzig widersprechen und war sehr in Versuchung, ihm eine Ohrfeige zu geben. Cal Forrester war nicht der erste Mann, der davon überzeugt war, daß man es als Fotomodell nur zu etwas brachte, wenn man sich auszog - und sicher war er auch nicht der letzte. Aber das machte es nicht besser.
„Und ich nehme an, Sie haben nichts gesehen, was Sie nicht schon tausendmal gesehen hätten", sagte sie bissig.
Sein Lächeln war eindeutig arrogant. „Tausendmal erscheint mir etwas hoch gegriffen. Wenn Sie fertig sind, würde ich jetzt gern selbst duschen."
„Aber selbstverständlich!" Alex raffte das Badetuch vor der Brust zusammen und wollte an ihm vorbeigehen. Dabei trat sie auf ein herunterhängendes Ende und wäre vermutlich gestürzt, wenn Cal nicht so schnell reagiert hätte. Er packte sie um die Taille und hielt sie fest. Dabei drohte das Badetuch ganz herunterzurutschen. Sie spürte seinen harten männlichen Körper, und ihr Magen krampfte sich unwillkürlich zusammen.
„Vorsicht", warnte er und ließ sie wieder los. „Ich habe den Eindruck, daß Sie zu Unfällen neigen."
„Keine Angst." Alex nahm sich zusammen. „Und nochmals vielen Dank für Ihre - Unterstützung. Ich weiß gar nicht, was ich ohne Sie getan hätte."
Ihr galliger Unterton brachte ein Glitzern in seine grauen Augen. „Jederzeit gern zu Diensten."
Sie ergriff die Flucht und erreichte ihr Zimmer ohne weitere Zwischenfälle. Der erste Eindruck sei ja immer besonders wichtig, hieß es, und Eindruck hatte sie sicher auf Cal Forrester gemacht. Nicht, daß er sich von ihr besonders angetan gezeigt hätte, mußte sie sich eingestehen.
Aber das konnte sie ihm kaum zum Vorwurf machen. Sie be trachtete sich im Spiegel. Mit dieser Duschhaube und den geröteten Augen bot sie alles andere als einen ansprechenden Anblick.
Alex ließ das Badetuch fallen. Sie hatte sanft
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