Julia Extra Band 159
zog Jeans und eine blaue, in sich gemusterte Bluse an. Mit einem hellblauen Tuch band sie das Haar aus dem Gesicht, legte etwas Lippenstift auf und verließ das Zimmer. Besser spät als nie, dachte sie in einem Anflug von Galgenhumor.
Eines der Hausmädchen ging gerade durch die Halle, als Alex die Treppe hinunterkam. „Ich wußte nicht, daß Sie schon auf sind", sagte die ältere Frau. „Was darf ich Ihnen zum Frühstück bringen?"
„Einfach nur Kaffee, danke", antwortete Alex. Sie wollte keine Mühe machen. „Wie heißen Sie?"
„Janet Leeson. Aber Sie können bis zum Mittagessen nicht nur Kaffee trinken. Ich mache Ihnen ein paar Pfannkuchen."
„Dann wäre mir Toast lieber", meinte Alex. „Aber ich kann ihn mir auch selbst machen. Sie müssen mich nicht bedienen."
Janet hob die Schultern. „Dafür werde ich schließlich bezahlt. Außerdem hat Buck es nicht gern, wenn man seine Küche durcheinanderbringt. Ich richte Ihnen das Frühstück auf der Veranda. Der Morgen ist viel zu schön, um im Haus herumzusitzen."
Sie trat ins Freie. Der Himmel über den Bergen war kobaltblau, und die Sonne stand schon hoch. Hinter den grünen. Weiden schimmerte durch einen Baumgürtel ein Fluß.
„Da sind Sie ja", sagte da eine schon fast vertraute Stimme hinter ihr, und Alex verspannte sich ganz automatisch. „Haben Sie gut geschlafen?"
„Ja, danke", erwiderte sie, entschlossen, sich keine Nervosität anmerken zu lassen. „lch hätte nicht erwartet, Sie um diese Tageszeit hier anzutreffen."
„Ich hatte im Büro zu tun. Die Arbeit auf einer Ranch besteht nicht nur im Viehhüten."
„Davon bin ich überzeugt", gab Alex liebenswürdig zurück. „Genau wie die Arbeit als Fotomodell nicht nur darin besteht, vor einer Kamera herumzustehen."
Einen winzigen Augenblick stand kleines Lachen in seinen Augen, dann kehrte der Spott zurück. „Wenn Sie es sagen. Haben Sie schon etwas gegessen?"
„Janet bringt mir Toast und Kaffee", sagte sie und fühlte den Drang hinzuzufügen: „Ich hätte mir auch selbst etwas gemacht, aber dem Vernehmen nach mag es Ihr Koch nicht, wenn Fremde sich in seiner Küche zu schaffen machen."
„Buck mag es grundsätzlich nicht, wenn man in sein Heiligtum eindringt", berichtigte Cal. „Das schließt mich ein."
Alex hob auf unnachahmliche Weise eine Augenbraue. „Sie lassen sich von ihm herumkommandieren?"
„Angesichts der Schwierigkeiten, die ich hätte, einen vollwertigen Ersatz für ihn zu finden, habe ich keine andere Wahl."
„Nun, ich vermute, es zieht Sie ohnehin nicht unbedingt in die Küche", meinte Alex.
„Da könnten Sie recht haben." Er folgte ihr zu einer Sitzgruppe. „lch leiste Ihnen Gesellschaft."
Janet hatte vorausschauend zwei Tassen dabei, als sie mit dem Frühstück kam. Alex war zwar nicht gerade auf Cals Gesellschaft versessen, aber sie fügte sich notgedrungen in ihr Schicksal.
Cal setzte sich und legte die Füße aufs Geländer. „Wenn Sie eine Scheibe Toast erübrigen könnten, wäre ich Ihnen dankbar", sagte er, als Alex sich Kaffee einschenkte. „Von Büroarbeit bekomme ich immer Hunger."
„Warum stellen Sie denn niemanden für die Buchhaltung an?" wollte Alex wissen. „Das würde doch sicher vieles leichter machen."
„Ich hatte einmal einen Buchhalter, aber er hat mich betrogen."
„Was wurde aus ihm?"
„Er wanderte hinter Gitter." Das klang eher uninteressiert. „Er hatte Glück."
Cal kippte seinen Stuhl etwas zurück. Seine Beine waren lang und gerade, die Oberschenkelmuskeln unter den engen Jeans mehr als nur zu ahnen. Er schien kein Gramm zuviel am Körper zu haben.
„Margot wollte mich heute morgen ein bißchen auf der Ranch herumführen", sagte Alex ein wenig nervös. „Haben Sie eine Ahnung, wo sie ist?"
„Sie hilft beim Zimmerwachen aus. Eines der Mädchen hat sich krank gemeldet. Ich habe mich bereit erklärt, mich um Sie zu kümmern, bis sie fertig ist."
„Sie wissen sicher Besseres mit Ihrer Zeit anzufangen."
„Nicht unbedingt. Ich würde einen Gast auch niemals sich selbst überlassen."
„Ich bin ja kein zahlender Gast", erklärte Alex nachdrücklich. „Sie brauchen also nicht für meine Unterhaltung zu sorgen."
Cal warf ihr einen Blick zu und ließ ihn auf ihren vollen, weichen Lippen verweilen. „Tue ich das denn?"
Alex wurde ganz unerwartet heiß, und sie bekam eine Gänsehaut, als sie sich unwillkürlich vorstellte, wie sein Mund sich wohl anfühlen mochte. Der Mann mochte ihr nicht weiter sympathisch sein,
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