Julia Extra Band 159
funkelte in ihren Augen. „Es braucht nicht viel Einfühlungsvermögen, um einen Menschenfeind wie Sie zu erkennen!"
Er lachte, und dieses Lachen machte sie erst richtig ärgerlich. „Es gibt vielleicht ein, zwei Leute, die ich nicht ausstehen kann, aber ich würde doch sagen, daß ich mit dem Rest ganz gut auskomme."
„Ich nehme an, daß mein Bruder zu-diesen ein, zwei Leuten gehört", erwiderte Alex bissig.
Seine Züge verhärteten sich, und jeder Anflug von Humor verflog aus seinen Augen. „Ich habe bereits gesagt, daß ich mit Ihnen nicht mehr über Ihren Bruder sprechen möchte."
„Aber Sie hoffen noch immer, daß er die Flucht ergreift, wenn Sie ihm das Leben nur genug vermiesen! " warf Alex ihm böse vor. „Sie sind völlig voreingenommen!"
„Ich weiß sehr wohl, wen ich wie zu beurteilen habe", gab Cal grimmig zurück. „Und im Augenblick fallen Sie mir gerade gewaltig auf die Nerven. Also, verschonen Sie mich, ja?"
Sie konnte jetzt sagen, was sie wollte, es hatte ohnehin keinen Sinn. Also schluckte sie jede weitere Bemerkung hinunter. Greg wäre vermutlich auch nicht begeistert, wenn sie sich für ihn in die Riemen legte. Wenn sie Margot nicht so gern gehabt hätte, hätte sie ernsthaft erwogen, am nächsten Morgen wieder abzureisen.
Aber sie machte sich etwas vor. Es war nicht nur Margot. Sie hatte ganz andere Gründe, warum sie bleiben wollte. Cal hin, das Gewitter her, hier fühlte sie sich einfach wie im Paradies. Am liebsten wäre sie nie wieder von hier weggegangen!
Cal galoppierte los, und Minty setzte sich automatisch hinter ihm in Bewegung. Alex ließ sie gewähren. Je früher sie auf der Ranch waren, desto besser.
Die anderen Gäste waren kurz vor ihnen eingetroffen und sattelten gerade ihre Pferde ab. Sie waren ebenfalls vom Gewitter überrascht worden, nahmen es aber allem Anschein nach mit Humor.
„Ich sehe, Sie haben den Boss ganz für sich allein gehabt", bemerkte die Frau, die am Abend zuvor so um Cals Aufmerksamkeit gebuhlt hatte, etwas spitz. „Sie Glückspilz."
„Ja, nicht wahr?" gab Alex ausdruckslos zurück. „Und wie war Ihr Tag?"
„Wunderbar Diesen Ausritt in die Berge sollten Sie sich auf keinen Fall entgehen lassen. Ich würde am liebsten noch eine Woche bleiben", fügte sie dann hinzu. „Aber Fred muß am Montag leider wieder im Geschäft sein. Wenigstens sind wir am Samstag zum Rodeo noch da. Soviel ich weiß, hat Cal schon mehrere Preise fürs Zureiten gewonnen."
Das wundert mich nicht, dachte Alex. Den Willen eines Pferdes zu brechen, das war genau der Kick, den er offenbar brauchte. Da fühlte er sich in seinem Element. Stark und stur, das war Cal Forrester. Jede Frau, die zärtlichere Gefühle für ihn hegte, mußte masochistisch veranlagt sein!
Ihr neuer Hut sah reichlich mitgenommen aus, hatte aber die Form behalten. Das war mehr, als man von ihrer Frisur sagen konnte. Alex fuhr sich mit den Fingern durch die feuchten Strähnen, aber das half auch nicht viel. Wenn sie so zum Essen hinunterging, würde sie zwar Cals Behauptung, sie interessiere sich hauptsächlich für ihr Aussehen, widerlegen. Aber warum sollte sie irgend etwas darum geben, was er glaubte? Sie wollte gut aussehen, das war schließlich nicht verboten.
Ob es die frische Luft oder die Bewegung war oder beides zusammen, wußte sie nicht. Jedenfalls aß sie mit großem Appetit und verspürte anschließend wenig Neigung, sich noch in irgendeiner Form zu betätigen.
Cal ignorierte sie mehr oder weniger, abgesehen von einem vielsagenden Blick auf ihre frisch gewaschenen Haare. Immerhin behandelte Greg seine Frau heute aufmerksamer, und Margot blühte regelrecht auf. Ihre Augen glänzten, und sie lachte glücklich. Vielleicht hatte sie ihrem Bruder doch unrecht getan. Er mochte für sich eine Chance gesehen haben, ein neues Leben anzufangen, aber das mußte ja nicht heißen, daß er Margot nicht liebte.
Cal beobachtete die beiden mit sichtlichem Zynismus. Das war typisch für ihn. Er würde wahrscheinlich sein Leben lang nicht heiraten, weil er nie zulassen würde, daß eine Frau Macht über ihn gewann. Ein Psychologe hätte vermutlich darauf geschlossen, daß er in der Vergangenheit von einer Frau sehr enttäuscht worden war und dieses Risiko nicht noch einmal eingehen wollte. Aber das war hausgemachte Psychologie. Vermutlich war er einfach schon als Zyniker geboren worden!
Vor lauter Angst, wieder zu spät zum Frühstück zu kommen, konnte sie lange nicht einschlafen. Und dann
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