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Julia Extra Band 159

Julia Extra Band 159

Titel: Julia Extra Band 159 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Proctor , Elizabeth Oldfield , Kay Thorpe , Carole Mortimer
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und ließen sich wenige Meter entfernt wieder auf der Erde nieder. Es waren häßliche Vögel mit ihren federlosen Köpfen und den roten Hälsen.
    Der Stier war offenbar noch nicht lange tot, obwohl der Geruch schon ziemlich beißend war. Die Hinterflanken fehlten. Aber es sah aus, als wären sie mit scharfen Werkzeugen abgetrennt und nicht von Vogelschnäbeln zerhackt worden.
    „Viehdiebe?" fragte Alex.
    „Eher Wanderarbeiter auf Arbeitssuche", vermutete Cal. „Davon haben wir hier ziemlich viele." Er richtete sich wieder auf, schob den Hut aus der Stirn und sah sich um. Die Herde weidete ein paar hundert Meter weiter.
    „Aber warum haben sie nur die Hinterbeine genommen?"
    „Es dauert, bis man einen ganzen Stier auseinandergenommen hat, und das erhöht das Risiko, entdeckt zu werden."
    „Sie nehmen das alles so ruhig hin", stellte Alex ein wenig verblüfft fest. „Macht Sie das denn nicht wütend?"
    „Was hilft mir das schon?" fragte er zurück. „Die Leute sind schon längst über alle Berge. Aber ich werde Taylor bitten, die Augen offenzuhalten."
    Taylor war vermutlich der Sheriff. Der Westen mochte sich verändert haben, aber ein Hauch der alten Romantik wehte doch gelegentlich noch darüber. Es fehlte nur, daß am Horizont Indianer auftauchten!
    In der letzten Viertelstunde hatte Alex das drohende Gewitter völlig vergessen. Erst die dicken Regentropfen, die auf ihren Hut platschten, erinnerten sie wieder daran.
    „Wir machen uns besser wieder auf den Weg", riet Cal. „Es scheint ein etwas heftigeres Gewitter zu werden."
    Das, dachte Alex, als sich nur Augenblicke später schiere Wassermassen aus den Wolken ergossen, war die Untertreibung des Jahres! Innerhalb weniger Sekunden war sie völlig durchnäßt. Die Bluse klebte ihr auf der Haut, und Wasser lief von der Hutkrempe auf den Sattel und von dort auf die Jeans. Aber es war ja ihr eigener Vorschlag gewesen, diesen Umweg zu machen, al­ so würde sie sich davor hüten, sich irgend etwas anmerken zu lassen. Zum Glück war der Regen warm.
    Nach einem letzten gewaltigen Donnerschlag direkt über ihnen verzog das Gewitter sich in Richtung Süden, und über den Bergen erschien ein blauer Streifen, der schnell breiter wurde. Der Regenguß hörte so unvermittelt auf, wie er begonnen hatte, und das Wasser verdampfte in der Sonne schnell.
    Alex streckte die nassen Beine von sich und verzog das Gesicht. „Wie viele Gewitter haben Sie hier im Jahr?"
    „In manchen Jahren bis zu sechzig", erwiderte Cal.
    „Das ist ja schlimmer als bei uns zu Hause."
    „Mit dem Unterschied, daß wir viel mehr Sonne haben. Sie werden gleich wieder trocken sein." Etwas mehr Anerkennung für ihre Tapferkeit hätte er schon an den Tag legen können, fand Alex. „Sie haben noch genug Zeit, sich vor dem Essen hübsch zu machen", fügte er dann noch hinzu.
    Alex blitzte ihn an. „Glauben Sie im Ernst, daß ich mich ausschließlich dafür interessiere, wie ich aussehe?"
    „Immerhin ist Ihr Aussehen Ihr Kapital", gab er unbeeindruckt zurück.
    „Zufällig habe ich auch so etwas wie einen Verstand."
    „Warum gebrauchen Sie ihn dann nicht?"
    Alex holte tief Luft. Es kostete sie eine fast unmenschliche Anstrengung, ihre primitiven Gelüste unter Kontrolle zu halten. Wenn je ein Mann verdient hatte, einen Tritt in seine empfindlichsten Teile zu bekommen, dann er!
    „Sie haben ja keine Ahnung, was zu meinem Job alles dazugehört", brachte sie schließlich unter Zuhilfenahme ihrer ganzen Selbstbeherrschung heraus. „Wie würde es Ihnen gefallen, stundenlang unter Studioscheinwerfern zu rösten und auf Befehl irgendwelche Posen einzunehmen, mitten im Winter im Badeanzug fotografiert zu werden und dann auch noch so zu tun, als machte Ihnen das alles Spaß?"
    „Das erfordert Durchhaltevermögen, keinen Verstand", erwiderte er ungerührt. „Warum tun Sie es überhaupt, wenn es Ihnen nicht gefällt?"
    Ich habe ja aufgehört, wollte sie schon sagen, hielt sich aber zurück. Das ging ihn nichts an. Und so hob sie nur die Schultern. „Der Job wird gut bezahlt."
    Er lächelte zynisch. „Gestern haben Sie noch behauptet, Geld wäre nicht alles."
    „Gestern habe ich gesagt, daß man mit Geld nicht alles kaufen kann", berichtigte ihn Alex.
    „Ja, ich weiß, Sie sind auf der Suche nach der großen Liebe", vollendete Cal den Satz für sie. „Sind wir das nicht alle?"
    „Ich bezweifle, daß das für Sie an erster Stelle steht", gab sie zurück.
    ,,So gut kennen Sie mich schon?"
    Ironie

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