Julia Extra Band 159
Cal erschienen zum Frühstück. Nach Margots Auskunft waren beide „beschäftigt". Am Nachmittag sollte das Rodeo stattfinden, an dem zu Alex' Überraschung auch ihr Bruder teilnehmen wollte.
Die meisten weiblichen Feriengäste fuhren mit in die Stadt, um noch letzte Einkäufe zu erledigen. Alex entfernte sich unauffällig von der Gruppe, um dem einzigen Reisebüro am Ort einem Besuch abzustatten. Sie bekam erst für Donnerstag einen Flug nach Hause und wußte nicht, ob sie darüber froh oder unglücklich sein sollte. Man versprach, sie zu benachrichtigen, falls vorher ein Platz frei wurde. Als sie wieder auf die Straße trat, sah sie Margot gerade in dem Laden verschwinden, in dem sie ihren Hut gekauft hatte.
„Ich habe dich schon überall gesucht! Wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt?"
„Ich habe mich verlaufen", behauptete Alex und hoffte, ihre Schwägerin würde nicht wissen wollen, wie sie das in einer Stadt mit nur einer Hauptstraße und so wenigen Querstraßen geschafft hatte. „Ich würde mich gern nach Stiefeln umschauen", sagte sie, um abzulenken und ohne daran zu denken, daß sie kaum noch Verwendung für neue Stiefel haben würde. Sie würden nur noch der Erinnerung dienen.
„Was willst du heute abend anziehen?" wollte Margot wissen und begutachtete einen Ständer voller weiter bunter Baumwollröcke und bestickter Blusen. „So ein Rock würde dir bei deiner Figur wunderbar stehen."
Alex sah sie fragend an. „Was ist denn heute abend?"
„Tanz. Wir gehen alle hin, die Gäste auch. Es ist der Höhepunkt der Woche." Margot nahm einen Rock in Blautönen vom Bügel und hielt ihn Alex hin. „Probier ihn doch einfach einmal an. Und die Bluse auch gleich dazu."
„Ich weiß nicht ...", begann Alex, um sich dann mit einem Lächeln zu fügen. „Wenn du meinst. Aber das ist eigentlich nicht mein Stil."
Ihr Stil oder nicht, sie mußte kurz darauf zugeben, daß sie sich trotzdem gefiel. Die wunderschön bestickte weiße Bluse ließ die Schultern frei, und der weite Rock betonte ihre schmale Taille. Selbst wenn sie beides nie wieder tragen sollte, heute abend war sie damit genau richtig angezogen.
Margot war entzückt. „Das wird die Männer umhauen", versprach sie.
Cal nicht, dachte Alex. Er hatte nach dem gestrigen Abend bestimmt genug von ihr.
Sie trafen sich mit dem Rest der Gruppe zum Essen und fuhren danach weiter zum Rodeo in das vollbesetzte Stadion. Zum Glück hatten sie reservierte Plätze.
Die einzelnen Programmpunkte liefen fast ohne Pause ab. Der aufregendste war zweifellos der Kampf Mann gegen Pferd, und Alex ließ sich schnell von der allgemeinen Begeisterung „anstecken. Sie hatte sich bei Jingos Alleingang wenigstens noch am Sattelhorn festklammern können, aber die Rodeoreiter hatten nur den Zügel und ihre Muskelkraft als Halt. Wer sich die vor geschriebenen acht Sekunden auf dem Pferderücken halten wollte, mußte schon viel Können beweisen und einen guten Gleichgewichtssinn haben.
„Ich muß Judy für das Stutenrennen fertigmachen", sagte Margot nach einem Blick auf das Programm. „Willst du hier bleiben oder kommst mit nach hinten, wo wirklich was los ist?"
„Yeah", erwiderte Alex, und lachte, als Margot schmerzlich das Gesicht verzog. „Ich fürchte, an meinem Akzent muß ich noch arbeiten."
„Wie wahr", gab ihre Schwägerin trocken zurück. „Ich wollte, du würdest für immer hierbleiben", meinte sie dann spontan.
Mit diesem Wunsch stand sie nicht allein, aber Alex sah wenig Sinn darin, ihr das zu gestehen. „In Prescott würde ich wohl kaum Arbeit in meinem Beruf finden", sagte sie statt dessen.
„Du könntest doch Cal heiraten", schlug Margot vor. „Ihr würdet fantastisch zusammenpassen."
Alex' Lachen klang ein wenig brüchig. „O ja, wir wären wahrhaftig das vollkommene Paar!"
„Ich meine es ernst. Bis jetzt hat noch keine Frau es mit ihm aufnehmen können. Du bist die erste."
„Das ist wohl kaum eine ausreichende Grundlage für eine Ehe."
„Es ist ja noch mehr. Er fühlt sich zu dir hingezogen, das weiß ich genau. Und ich bin mir sicher, daß er dir auch gefällt,"
„Man kann sich sehr wohl körperlich anziehend finden, ohne sich gleich ineinander zu verlieben", gab Alex scheinbar uninteressiert zurück. „Cal ist so wenig meine Traumvorstellung von einem Mann, wie er in mir die ideale Frau sieht. Du verschwendest nur deine Zeit, wenn du versuchen solltest, uns zu verkuppeln. Also gibt es auf."
„Es ist ja meine Zeit, die ich
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