Julia Extra Band 159
Situation nichts mehr zu ändern war, ohne eine große Szene vor allen Leuten heraufzubeschwören. Und das war das letzte, was sie gebrauchen konnten!
Maggi benötigte aber ihre Gitarre, um weitermachen zu können - und wenn es nur aus dem Grund war, etwas in den Händen zu halten! Festen Schrittes ging sie auf Mark zu und nahm die Gitarre entgegen.
„Was zum Teufel -?" stammelte er wutentbrannt, während er auf Adam starrte.
Wortlos schüttelte Maggi den Kopf. Es gab keine andere Möglichkeit, als mit dem Konzert fortzufahren. Was sich dann hinterher abspielen würde, konnten sie nur ahnen!
Mit dem professionellen Lächeln, was nun einmal zur Bühnenarbeit dazugehörte, wandte sie sich wieder dem Publikum
zu. Wenn sie Adam nicht ansah, hatte sie eine Chance, das Ganze zu überstehen.
Sie begann zu singen, begleitete sich selber und mußte hören, wie sich ihre unterschiedlichen Spielweisen überaus harmonisch zusammenfügten. Adam hatte ein Stück angespielt, bei dem sie den Refrain gemeinsam sangen. Seine volle, tiefe Stimme war schon damals ein perfekter Kontrast zu ihrer.
Selbst Maggi bekam eine Gänsehaut, als sie seine und die eigene Stimme zusammen hörte. Es schien, als ob sie nie aufgehört hatten, gemeinsam zu singen. Dabei waren Adam und sie schon seit drei Jahren getrennt.
Das Publikum tobte, als die letzten Klänge der Gitarren verstummten. Maggi fühlte sich wie in alte Zeiten zurückversetzt. Als sie merkte, daß die Zuhörer offenbar nach mehr verlangten, sank ihr Herz. Noch immer wagte sie es nicht, einen Blick auf Adam zu werfen. Maggi konnte es dem Publikum nicht verübeln, daß es nach mehr verlangte. Dieses Ereignis hatte keiner erwartet, und ihr wurde in diesem Augenblick bewußt, daß es ein besonderer Abend war - Adam Carmichael und Maggi Fennell wieder gemeinsam auf der Bühne.
„ Home Town ", schlug Adam leise vor und meinte damit ein Stück, das sie einmal gemeinsam im Studio aufgenommen hatten und das ein großer Erfolg gewesen war.
Sie sah ihn scharf an. „Ich brauche dich nicht mehr, Adam", antwortete sie ebenso vorsichtig, da sie sich der angeschlossenen Mikrophone wohl bewußt war.
Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. „Das hast du nie getan. Aber in diesem Moment sind die Zuhörer ausschlaggebend", entgegnete er knapp und begann auch schon mit den ersten Tönen.
Wie Maggi es schaffte, die folgende halbe Stunde zu überstehen, wußte sie nicht. Die Situation sprengte jeden ihrer bisherigen Alpträume. So viele Erinnerungen wurden geweckt - Erinnerungen, die sie lieber für immer vergessen hätte ...
„Wir haben unsere Zeit schon überzogen", sagte sie endlich und zog sich den Gitarrengurt über den Kopf. Mit dieser Geste gab Maggi dem Publikum deutlich zu verstehen, daß das Konzert beendet war.
Adam behielt die Gitarre um. Er deutete auf die Menschen, von denen mittlerweile keiner mehr auf den Stühlen saß, und sagte: „Sie wollen mehr."
Maggis Augen sprühten vor Zorn. Sie blickte kurz zu Mark hinüber, der mit einem anderen Mann an der Seite der Bühne stand. „Es gibt auch noch andere Musiker, die hier heute ein Konzert geben wollen."
Adam sah zu den beiden Männern hinüber. Er ignorierte Marks wütendes Gesicht, da der andere Musiker ihm ein deutliches Zeichen gab, daß Maggi und er noch weiterspielen sollten. „Es scheint ihm nichts auszumachen."
„Aber ..."
„ Passing Years , Magdalena", erwiderte Adam herausfordernd.
Niemand außer Adam hatte Maggi jemals bei ihrem vollen Namen genannt - er löste dadurch nur noch mehr Erinnerungen aus. Ihre spanische Mutter hatte den Namen ausgewählt, aber jeder redete sie mit dem Spitznamen an, selbst ihre Eltern.
Der Vorschlag, daß sie ihren Song gemeinsam singen sollten, ließ Maggi erblassen. Gestern hatte sie ihn allein gesungen ... aber mit ihm zusammen? Das konnte sie nicht!
„Du kannst, Magdalena", entgegnete Adam hart, woraufhin Maggi bemerkte, daß sie ihren Protest laut ausgesprochen haben mußte. „Du kannst doch alles, wenn du es nur willst!" fügte er verdrossen hinzu.
Sie antwortete auf diese Beschuldigung mit einem bösen Blick in seine Richtung. „Ja, und ich will das nicht tun", protestierte sie.
„Hör auf, dich wie ein verwöhntes Kind zu benehmen, Magdalena! " Die Kälte seiner Stimme war wie ein Schlag ins Gesicht. „Du hast doch selber den Schritt zurück in die Öffentlichkeit gewählt. Jetzt mußt du dich dem auch stellen und den Zuhörern das geben, wonach sie
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