Julia Extra Band 159
„Er hat recht. Wenn er gesehen wird ... ! " Sie schloß die Tür auf und wich augenblicklich zur Seite, da Adam eilig hereintrat. Fest schloß er die Tür hinter sich. Bei Tageslicht wirkte er älter als gestern abend. Die grauen Stellen seiner Haare hoben sich stärker gegen das sonst schwarze Haar ab, und auch die Gesichtslinien erschienen Maggi tiefer. Adam hatte abgenommen. Die Jeans lag tief auf den Hüftknochen, und das hellblaue Hemd war in den Hosenbund gesteckt. Aber seine Augen hatten sich nicht verändert. Geschockt blickte Maggi in die kalten, grauen Augen, die sie immer an ein Polarmeer erinnerten ...
Adam warf einen kurzen Blick in das Zimmer. Er sah die ausgebreiteten Zeitungen und den Frühstückstisch. Dann wandte er sich wieder an Maggi: „Ihr könnt hier nicht bleiben!" sagte er knapp. „Wenn ihr nicht bald das Hotelzimmer verlaßt, werdet ihr hier von Reportern eingekesselt sein ..."
„Und wer hat uns den Schlamassel eingebrockt?" platzte Mark wütend hervor.
„Himmel, das Leben ist voller Wenn und Aber. Im Moment
hilft uns das auch nicht weiter, um dem ganzen zu entkommen."
„Ach, ja! Und dann kommst du eben mal hier vorbeigeschneit und machst für Maggi und mich alles noch schlimmer! "
„Mark", unterbrach Maggi die beiden Männer. Sie faßte ihn freundlich am Arm. „Mark, hör auf! Es bringt jetzt nichts." Sie konnte seine Wut sehr gut verstehen. „Wir wollten gerade gehen, Adam, bevor du gekommen bist", erklärte sie ruhig.
„Und wie wollt ihr das bewerkstelligen?" fragte er verächtlich. „Die Leute von der Presse schwärmen gerade durch das gesamte Haus. Glücklicherweise können sie mit dem Namen Forbes im Moment noch nichts anfangen."
Adam biß die Zähne zusammen. Er hatte Mühe, seinen Zorn zu kontrollieren. „Vielleicht können wir den Streit jetzt beenden? Ich habe mein Auto vor dem Seiteneingang geparkt." Noch bevor einer von ihnen antworten konnte, fuhr er fort: „Eure Abreise ist mit der Direktion schon besprochen. Es ist alles geklärt."
Maggi zögerte noch. Mit Adam das Hotel verlassen? „Was meinst du mit geklärt?"
„Jetzt packt eure Sachen zusammen, bevor mein Auto entdeckt wird!" trieb er sie zur Eile an.
Maggi stimmte ihm zu. Über die Hotelrechnung konnten sie sich später noch unterhalten. Jetzt mußten sie wirklich schnell sein.
Adam war Maggi ins Schlafzimmer gefolgt, während sie packten. „So, ihr schlaft getrennt?" bemerkte er.
Maggi wollte Adam gerne in dem Glauben lassen, daß sie mit Mark eine Beziehung führte. So würde Adam wenigstens keine weiteren Spekulationen über ihr Liebesleben anstellen.
„Seit dem Unfall habe ich gerne ein Bett für mich alleine. Es ist bequemer."
„Du meinst, erst schlaft ihr miteinander, und hinterher geht Mark wieder rüber in sein Bett?" bohrte Adam.
Maggi erstarrte. Sie wußte, daß er sich nichts vormachen ließ. „Unsere Schlafgewohnheiten gehen dich nichts an", wies sie ihn bissig zurecht. „Und ich schulde vor allem dir keine Erklärung über mein Liebesleben!"
„Du bist meine Frau ..."
„Du bist auch mein Ehemann gewesen", entgegnete sie beiläufig. „Und, habe ich dich gefragt, was du mit deinem Leben anstellst, geschweige denn, mit wem du so schläfst?"
Er verzog genervt das Gesicht. „Du bist früher nicht so zickig gewesen."
Maggi errötete wieder. „Ich bin früher einiges nicht gewesen. Aber man lernt dazu; weißt du, man hat die Wahl: überleben oder untergehen! So, können wir jetzt aufbrechen? Eben hatten wir es doch noch so eilig! "
„Laß den Koffer stehen!" befahl er, als Maggi sich bückte, um ihn in den Flur zu tragen. „Zwar scheinst du dich gut erholt zu haben, aber du darfst bestimmt noch keine schweren Sachen heben." Adam nahm ihr den Koffer aus der Hand.
Einen Augenblick lang wollte sie die Hilfe ablehnen und hielt den Griff fest. Als sich aber ihre Hände berührten, zog Maggi abrupt den Arm zurück. Das Kribbeln an der Haut, wo sie Adam berührt hatte, ließ nicht nach. Schon immer war die körperliche Anziehungskraft zwischen ihnen sehr groß gewesen. Jedesmal, wenn sie sich berührten, war Maggi nahe daran, zu zerschmelzen. Aber sie hatte nicht geglaubt, daß der Körperkontakt mit Adam immer noch einen so großen Effekt auf sie haben könnte.
Was den Koffer betraf, hatte er recht. Für einen Moment schossen Maggi Erinnerungen an die furchtbare Zeit im Rollstuhl durch den Kopf. Sie wollte um keinen Preis ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Die Erfahrung,
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