Julia Extra Band 159
auch wieder zu Ihnen zurückbringen."
Veronica nickte heftig. „Ich hätte den nächsten Flieger zurück nach Praslin genommen."
„Dann waren Sie also sehr erleichtert, als das Flugzeug stoppte und Sie somit in die Lage versetzte, das Baby endlich wieder abzugeben?" vermutete Gifford spöttisch.
„Sie konnte es gar nicht abwarten, es endlich loszuwerden", meinte die Französin. „Sie ist eben kein mütterlicher Typ, nicht wahr?"
Die Rothaarige runzelte die Stirn. „Nein, ich bin eine Geschäftsfrau! "
„Und Jack hat sie von der Idee kuriert, ein eigenes Kind haben zu wollen?" fragte Cass.
Veronica wischte sich mit dem Taschentuch die von schwarzer Wimperntusche verschmierten Augenlider und Wangen ab. „Für alle Zeiten", erwiderte sie mit Entschiedenheit.
„Sie haben den Eltern einen ganz üblen Schock versetzt", schaltete sich der jüngere Polizist streng ein.
Die rothaarige Frau sah ihn verwirrt an. „Eltern?"
„Ja, Mr. und Mrs.
„Tait", half ihm Gifford.
„So, und nun, wo Mr. und Mrs. Tait wieder mit ihrem kleinen Sohn vereint sind, werde ich Sie festnehmen müssen ..."
„Fe... festnehmen?" Veronica war so erschüttert, daß sie stotterte.
„Ist das nötig?" fragte Cass.
Sie hatte erwartet, daß Veronica gegen das „Mr. und Mrs." Protest einlegen würde, doch offensichtlich war sie so in ihre eigenen. Angelegenheiten verstrickt, daß sie diese Anrede gar nicht wahrgenommen hatte. Und Gifford, der auch dazu geschwiegen hatte, schien die Idee gar zu befürworten.
„Eine Festnahme ist die übliche Vorgehensweise", teilte ihr der ältere Polizist mit. „Aber es hängt natürlich davon ab, ob Sie Anklage erheben wollen oder nicht."
Cass beugte sich zu Gifford hinüber und senkte die Stimme zu einem vertraulichen Flüstern. „Falls Veronica, verhaftet wird, kommt sie doch wohl ins Gefängnis. Ich möchte das nicht, schließlich war es kein eiskalt ausgeklügelter Plan, Jack mitzunehmen. Außerdem wollte sie ihn ja auch wieder freiwillig zurückbringen, und ..."
„Du hast ein zu weiches Herz. Ich persönlich würde sie in den Kerker werfen und den Schlüssel wegwerfen", sagte er ihr ins Ohr. „Aber dieser Fall würde sich vermutlich über Monate hinziehen, also ..." Er setzte sich wieder aufrecht hin und sah die Polizisten an. „Wir verzichten darauf, diese Angelegenheit weiterzuverfolgen", teilte er mit.
Die beiden uniformierten Männer wechselten einen enttäuschten Blick. Wahrscheinlich hatten sie sich bereits darauf gefreut, bei einer aufregenden Gerichtsverhandlung aussagen zu dürfen und womöglich in die Lokalzeitung zu kommen.
„Dann ist der Fall für uns abgeschlossen", erklärte der ältere Polizist.
„Ich danke Ihnen, vielen, vielen Dank", stammelte Veronica unter Tränen. „Sie sind alle so liebenswürdig und verständnisvoll. Ich bereue meine Tat zutiefst und werde für immer in Ihrer Schuld stehen."
Als sie diese dramatische Verkündung hörte, hob die Französin spöttisch die Augenbrauen. Dann schaute sie hinaus aufs Rollfeld, wo in diesem Augenblick eine weitere De-Havilland-Propellermaschine landete.
„Wenn wir dieses Flugzeug nehmen", sagte sie zu Veronica, „könnten wir vielleicht in Mahé noch unsere Anschlussflüge erreichen. "
Der ältere Polizist nickte zustimmend. „Ich werde im Flughafen anrufen, damit Sie bevorzugt abgefertigt werden", bot er an.
Als die völlig niedergeschlagen wirkende Veronica mit der netten Französin zum Wartezimmer geführt wurde, um einzuchecken, nahm Cass Jack auf den Arm. Zusammen mit Gifford gingen sie zurück zum Jeep.
„Wie geht's deinem Bein?" fragte Cass und sah ihn besorgt an, wie er humpelnd an ihrer Seite ging.
„Es tut weh, und ich fühle mich so wacklig, als hätte ich einen Marathonlauf hinter mir."
„Das hast du ja auch beinahe. Wollen wir auf der Heimfahrt kurz im Krankenhaus von Grand Anse vorbeischauen?"
„Nicht nötig."
„Aber es wäre sicher gut, wenn dich ein Arzt untersucht." Gifford schüttelte den Kopf. „Es wird schon gehen", meinte er nachdrücklich.
Cass hob Jack in den Kindersitz und schnallte ihn an. „Ich war total erstaunt, als du plötzlich deinen Stock wegwarfst und einfach losranntest", sagt sie und setzte sich ans Steuer.
Er nahm neben ihr Platz. „Nicht so erstaunt wie ich", entgegnete er trocken. „Die Propellermaschine begann ja erst ganz langsam zu rollen. Ich dachte, wenn ich es irgendwie fertigbringen würde, nach vorn, vor die Flugzeugnase zu laufen ..."
„Ganz
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