Julia Extra Band 159
„Sie sind so schnell wie der Wind gelaufen, weil ... Sie ..., weil du Jacks Papa bist?"
Auch Gifford ging jetzt zum Du über. „Das bin ich, aber du wußtest das doch schon, nicht wahr?"
Sie begann zu kichern. „Na klar, seit einer Ewigkeit. Jack ist dir wie aus dem Gesicht geschnitten. Außerdem würdest du mit dem Kind eines anderen Mannes nicht so schöntun und es so verwöhnen!"
Seine grauen Augen funkelten belustigt. „Schöntun? Verwöhnen? Ich?"
Edith nickte. „Schamlos! Und unserer Cassie hier machst du auch immer schöne Augen - wenn sie nicht hinsieht."
Er schaute zu Boden und runzelte nachdenklich die Stirn. „Stimmt das?" murmelte er mehr zu sich selbst. Dann sah er wieder hoch. „Laufen macht durstig. Könnte ich bitte ein Bier haben?"
„Kommt sofort", meinte Cass betont munter und machte, daß sie in die Küche kam.
Wenn Edith bemerkt hatte, daß Gifford ihr, Cass, schöne Augen machte, dann mußte ihre Freundin auch festgestellt haben, daß Cass ihm schöne Augen machte! Und sie hatte wirklich keine Lust dabeizusein, wenn Edith Gifford diese Tatsache enthüllte!
Cass gähnte. Dieser Tag, an dem soviel Aufregendes passiert war und an dem sie alle Höhen und Tiefen des Lebens durchgemacht hatte, schien sämtliche Energiereserven verbraucht zu haben. Sie fühlte sich total erschöpft.
Nachdem sie ausgiebig gebadet hatte, trocknete sie sich ab und schlüpfte in ein übergroßes weißes T-Shirt, das sie als Nachthemd benutzte. Obwohl es gerade erst zehn Uhr abends war, wollte sie schlafen gehen.
Leise öffnete sie die Tür zum Kinderzimmer und schlich auf Zehenspitzen hinein. Jack war nach den spannenden Ereignissen erst spät zur Ruhe gekommen, doch jetzt lag er in seiner Wiege und schlief fest. Cass sah in sein friedliches Gesicht und fühlte, wie immer bei seinem Anblick, eine tiefe Wärme in sich aufsteigen. Ihr Baby war in Sicherheit!
Sie wollte gerade in ihr eigenes Schlafzimmer gehen, als sie ein leises Klopfen an der Tür hörte. Seufzend ging sie hin, um zu öffnen. Das mußte Edith sein.
Nachdem das Eden zum Mittagessen ungewöhnlich viele Gäste beherbergt hatte, gab es keine Reservierungen zum Dinner. Während Cass versucht hatte, Jack endlich zum Schlafen zu bringen, hatten Edith und Jules an einem der Restauranttische gesessen und sich unterhalten. Beide waren der einhelligen Meinung gewesen, daß es ein außerordentlicher Glücksfall war, daß sich die rothaarige Veronica mittlerweile in einem Flugzeug auf dem Weg nach England befand.
Als Jack endlich schlief, hatte sich Cass zu Edith gesellt. „Da es so aussieht, als ob niemand mehr kommt, habe ich Jules nach Hause geschickt", hatte Edith erzählt. „Eigentlich dachte ich, daß Gifford vielleicht noch aufkreuzt, um zu Abend zu essen, aber die Entführung seines Babys muß ihn doch ziemlich mitgenommen haben."
Cass hatte zustimmend genickt. Sicher würde er sich lieber ausruhen wollen.
Stirnrunzelnd öffnete sie jetzt die Tür. Der Grill war längst abgestellt, alle Zutaten standen im Kühlschrank, es war zu spät für ein Dinner. Aber es gab immer mal Feriengäste, die an der Bar noch einen Gutenachtdrink nehmen wollten. Sicher wollte Edith, daß Cass sie bediente.
Müde schob sie sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. So sehr sie sonst darauf erpicht war, daß Touristen ins Forgotten Eden kamen - bei solchen Gelegenheiten wie jetzt wünschte sie sie zum Teufel.
Doch es war Gifford, der vor der Tür stand.
„Was ist passiert?" fragte Cass alarmiert. „Tut dein Bein weh? Willst du, daß ich dich ins Krankenhaus fahre?"
„Nein, nein, danke. Mein Bein schmerzt zwar noch, aber das ist alles. Und sieh mal", er hob beide Hände, „kein Stock! Ich habe mir gedacht, daß, wenn ich ihn mitnehme, ihn auch be nutzen werde. Also habe ich beschlossen, einmal einen kleinen Spaziergang ohne Stock zu probieren."
„Jetzt? Nur ein paar Stunden nach deinem Gewaltlauf auf dem Rollfeld?" protestierte Cass. „Und das auch noch im Dunkeln! Du könntest fallen und ..."
„Bin ich aber nicht. Ich benutze eine Taschenlampe und bin vorsichtig. Und falls ich tatsächlich hinfalle, stehe ich eben wieder auf. Ich mußte einfach zu dir kommen, denn ich habe dir etwas zu sagen." Er betrachtete ihr T-Shirt. „Aber wenn du zu Bett gehen willst ..."
„Nein, noch nicht." Sie war ihm immer noch zu dankbar, daß er mitgeholfen hatte, ihr Baby zu retten, daß sie ihn unmöglich wegschicken konnte. „Komm herein."
„Danke." Er ging
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