Julia Extra Band 159
genau, was ich. meine. Jacey! Was hat er wirklich?" „Meine Güte, Beth, das einzige, was nicht mit ihm stimmt, ist sein Blinddarm."
„Du lügst", schrie sie. „Ich habe doch gesehen, wie du geweint hast."
„Und deshalb glaubst du jetzt, daß es mit Jacey ein Problem gibt, das ich dir verheimlicht habe?" fragte er mit rauher, ungläubiger Stimme.
Beth nickte mit dem Kopf
„Ich schwöre bei Gott, oder wenn du willst, bei Jaceys Leben, daß der Junge nichts weiter hat als eine ganz normale Blinddarmentzündung." Er lehnte sich zurück und schloß die Augen. „Abgesehen davon, daß wir beide körperlich und geistig erschöpft sind, ist es nicht ungewöhnlich, daß sich Mütter von kranken Kindern vollkommen übertriebene Sorgen machen. Es tut mir wirklich leid, daß mein Verhalten solch irrationale Reaktionen bei dir hervorgerufen hat." Er zuckte kurz mit der Schulter. „Aber wie soll ich von dir erwarten können, daß du mich verstehst, da ich mir doch selbst ein Rätsel bin?" sagte er mehr zu sich als zu ihr.
Beth setzte sich neben ihn und versuchte, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen.
„Ich möchte aber verstehen, Jaime. Ich bin einfach mit den Nerven fertig. Sicherlich liegt das daran, daß Jacey morgen operiert wird. Aber ich hatte meine Sorgen unter Kontrolle, bis zu diesem Augenblick, als mir wieder eingefallen ist, wie du an seinem Bett geweint hast."
„Du hast das falsch ausgelegt, ich schwöre dir ..."
„Jaime, jetzt glaube ich dir," schnitt sie ihm das Wort ab.
Er schüttelte ärgerlich den Kopf, doch dann nahm er sich wieder zusammen. „Du hast Jacey zur Welt gebracht. Seit den ersten Augenblicken ist er Teil deines Lebens ... Ich aber habe es erst durch Zufall erfahren."
„Du bist nicht eine Sekunde davon ausgegangen, daß er vielleicht von dir sein könnte", murmelte Beth und dachte wieder daran, wie sehr ihr diese Aussicht angst gemacht hatte.
„Nein, aber wenn ich seine Blutgruppe gesehen hätte, wäre es mir sofort klargeworden." Beth schaute ihn überrascht an.
„Ich habe eine sehr seltene Blutgruppe", erklärte er mit tonloser Stimme. „Jedenfalls selten genug, daß es schon ein sehr erstaunlicher Zufall gewesen wäre, wenn Jacey die gleiche gehabt hätte. Was ich nur nicht verstehe, ist, wie du so sicher sein konntest und ... Ich meine, sicher genug, um ihm meinen Namen zu geben."
Erneut hatte Beth das Gefühl, daß man ihr einen Schlag in die Magengrube versetzte. „Er hat genau das gleiche Muttermal wie du auf der linken Schulter", hörte sie sich selbst antworten und fragte sich, warum um alles in der Welt sie nicht einfach die Wahrheit sagte.
Jaime legte den Kopf zurück auf die Sofalehne, die Augen immer noch geschlossen. „An so vielen wichtigen Dingen im Leben bin ich vorbeigegangen! Ich habe schon viele Mütter gesehen, die um ihre kranken Kinder geweint haben, und habe das ganz normal gefunden, aber wie oft habe ich einen Vater gesehen, der in Tränen ausgebrochen ist? Ich kann es nicht ein mal sagen, da ich mich selbst in den tragischsten Momenten umgedreht habe, da mir stets klar war, daß ein Mann seine Schwäche lieber verstecken möchte."
„Schwäche?" fragte Beth entgeistert. „Jaime, das hat doch damit nichts zu tun. Wenn es um sein geliebtes Kind geht, würde doch niemals ein Mann auf sein Image achten!"
„Du behauptest doch, daß ich Jacey nicht lieben würde", beschuldigte er sie und achtete gar nicht auf ihren Protest. „Du meinst doch, meine Gefühle seien einfach Ausdruck eines natürlichen Triebes. Vielleicht hast du sogar recht, aber niemand, und du auch nicht, kann sagen, was ich wirklich empfinde." Er stand auf, streckte sich und schaute ihr direkt in die Augen. „Das letzte Mal, als ich geweint habe, war ich vierzehn Jahre. Es war, als meine Mutter gestorben. ist ... Seitdem ich niemals mehr Tränen zugelassen. Selbst als mein Vater …"
Er brach ab und schüttelte ärgerlich den Kopf.
„Dein Vater?" fragte Beth sanft und dachte daran, ob er gar nicht um die Frau geweint hatte, die er hatte heiraten wollen.
„Nein, nicht jetzt ... Ich möchte nicht über meinen Vater sprechen." Er runzelte die Stirn und schüttelte erneut den Kopf. „Was empfinde ich nur für Jacey? Wenn es nicht Liebe ist, dann ist es ein Gefühl, das noch viel stärker ist. Du sprichst von irrationaler Furcht, Beth, und ich kann dich verstehen. Als Arzt weiß ich natürlich, daß diese Sorgen ganz unbegründet sind ... Aber als Vater, der ich so plötzlich
Weitere Kostenlose Bücher