Julia Extra Band 159
geworden bin, denke ich ganz anders."
„Ich hatte unrecht, Jaime, und es tut mir leid", flüsterte Beth und kämpfte gegen den Schlaf an. „Vielleicht kann ich nicht genau begreifen, wie und was du empfindest, aber ich glaube dir, wenn du sagst, daß du Jacey liebst."
Er öffnete die Augen, und sie sah, daß wieder Tränen darin glitzerten. In diesem Augenblick gab sie jeden Widerstand auf. Ohne sich recht bewußt zu sein, was sie tat, öffnete sie die Ar me.
Jaime lehnte den Kopf an ihre warme Brust, und sie strich ihm durch das Haar, wie sie es mit ihrem Sohn gemacht hätte. Langsam streichelte sie ihm über die energische Stirn. Während sie schon spürte, wie der Schlaf sie überkam, sagte sie leise:
„Wir müssen nur Vertrauen in den Arzt haben, dann wird schon alles gut werden."
Mitten in der Nacht hatte sie das Gefühl aufzuwachen., da ihr kalt war. Doch es war nur ein Traum, und die Decken wickelten sich wie von allein um ihren Körper, um sie mit weicher Wärme zu schützen.
Später glaubte sie, Stimmen zu hören. Frauenstimmen, die auf das tiefe, gleichmäßige Atmen eines Mannes antworteten. Sie bildete sich ein, Rositas Stimme zu erkennen, und wollte sie schon rufen, doch dann glitt sie wieder aus dem Traum.
Beth wachte um halb neun auf, doch trotz der langen Dusche und des starken Kaffees, den ihr eine aufmerksame Hausangestellte servierte, wäre sie am liebsten gleich wieder eingeschlafen, um aus der schrecklichen Wirklichkeit zu flüchten.
Es war verwirrend, aber sie konnte sich nicht mehr recht daran erinnern, was letzte Nacht passiert war. Hatte das wirklich nur am Cognac gelegen? Warum hatte sie nicht auf Jaimes Warnung gehört und trotz des Beruhigungsmittels Alkohol getrunken? Sie erzitterte und nahm einen Schluck Kaffee. Alles, was sie wußte, war, daß sie die Nerven verloren hatte, und sie dachte wieder daran, wie Jaime sie davon überzeugt hatte, daß Jacey wirklich nur eine Blinddarmentzündung hatte ... Doch danach herrschte vollkommenes Dunkel.
Sie warf einen Blick auf die Uhr und sprang auf. In weniger als einer Stunde würde Jacey für die Operation vorbereitet werden!
„Don Jaime hat die Schlüssel des Wagens auf dem Tisch in der Halle liegengelassen", erklärte die Hausangestellte und brachte frischen Kaffee. „Aber möchten Sie nicht erst einmal frühstücken, bevor Sie abfahren?"
Beth schüttelte den Kopf. „Sonst komme ich zu spät", er klärte sie mit entschuldigendem Lächeln. „Aber wie ist Don Jaime zum Krankenhaus gefahren?"
„Señora Rubio hat ihn mitgenommen", gab die andere Frau zurück. „Ich soll Ihnen ausrichten, daß sie nicht schlafen konnte ... Ganz im Gegensatz zu Ihnen."
„Das kann man wohl sagen", lächelte Beth und dachte wieder daran, in was für einen Zustand sie das Medikament und der Alkohol versetzt hatten. Sie nahm schnell noch einen Schluck Kaffee und fragte sich, ob sie tatsächlich Rositas Stimme gehört hatte oder ob es nur Teil des Traumes gewesen war.
Endlich entschied sie, nicht mehr an die letzte Nacht zurück zudenken, und stieg in den Wagen, den Jaime ihr zur Verfügung gestellt hatte. Sie fuhr seinen Wagen, lebte in seinem Haus ... Ist das nicht zu viel Vertrauen in ihn? fragte warnend eine innere Stimme. Schon einmal war sie auf Jaime reingefallen. Nein! Dieses Mal war es ganz anders. Damals hatte sie geglaubt, daß er sie liebte, aber in Wirklichkeit hatte er nur körperliche Lust empfunden. Jetzt aber hatte sie es mit einem Mann zu tun, der unschuldige Liebe empfand. Als Vater seines Sohnes.
Ach, Jaime, dachte sie, während sie den Wagen durch den morgendlichen Verkehr steuerte, es hat dich sicherlich ganz schön umgeworfen, aber wer weiß, wer von uns beiden erstaunter ist? Sie dachte wieder an den Ausdruck von Schmerzen und Leiden, den seine Stimme angenommen hatte, bevor er den Kopf an ihrer Brust ausgeruht hatte. Nein, das war sicher kein Traum gewesen. Wieder runzelte sie die Stirn. Es war ein Fehler gewesen, in der letzten Nacht die Nerven zu verlieren. Aber das wird nicht wieder vorkommen, nahm sie sich auf dem Weg ins Krankenhaus fest vor. Wenig später betrat sie Jaceys Zimmer.
„Beth!"
„Mama!"
Sie umarmte Rosita und küßte dann Jacey, der heute morgen recht bleich aussah.
„Yaya ist doch wirklich ein Dickkopf", sagte sie lächelnd zu ihm und drehte sich mit gespielter Entrüstung zu der anderen Frau. „Du solltest eigentlich in Pollensa sein und deine Galerie aufmachen. "
„Sie fährt auch
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