Julia Extra Band 159
Wie kann ich es dir nur erklären?" fragte sie mit zitternder Stimme. „Es gab eine Zeit, da war ich fast davon überzeugt, daß ich mit Jaime abgeschlossen hatte. Ich hielt ihn für einen Mann, der einfach nur seinen Spaß wollte, ohne sich um die Folgen zu kümmern."
„Ich freue mich, daß du ,fast` sagst", entgegnete Rosita zögernd. „Denn ich habe den Eindruck, daß Jaime ebenso wenig ein Herzensbrecher ist wie ... wie Miguel."
„Aber es wäre viel einfacher für mich, wenn es so wäre!" rief Beth hoffnungslos aus. „Es ist mir schon klar, daß du mich unmöglich verstehen kannst ... Und was du mir erzählt hast, hat meine Ahnungen nur bestätigt. Das hätte mir eine Warnung sein sollen ... Aber leider war es das nicht."
„Darling, ich bestehe darauf, daß nur Jaime dir die Wahrheit erzählen kann und daß alles, was ich dir gesagt habe, nur Gerede war."
„Aber es ist doch kein Gerücht, daß er niemals geheiratet hat", erwiderte Beth ungeduldig.
„Was willst damit sagen?"
„Ich versuche nur zu verstehen, wie sich die Dinge genau verhalten ... Rosita., ich habe das Gefühl, daß Jaime und die Frau, die er geliebt hat, sich schon kannten, bevor wir uns getroffen haben. Da steckte mehr dahinter, als ich gedacht hatte. Als er dann nach Barcelona gefahren ist ... Du weißt ja, was passiert ist", sagte sie mit tonloser Stimme. „Natürlich fühlte er sich mir gegenüber schlecht, nachdem er mit der anderen Frau die Dinge ins reine gebracht hatte ... Es ist doch so einfach zu sehen, wie sehr er das Abenteuer mit mir bedauert hat." Der Widerwillen, der in seinen Augen gelegen hatte, als er sie mit Cisco gefunden hatte, hatte nichts mit der kompromittierenden Situation zu tun gehabt. Auch, wenn er so tat. Er warf ihr vor, daß er die einzige Frau, die er jemals wirklich geliebt hatte, mit ihr betrogen hatte. Und die Selbstvorwürfe, die er auf Beth übertrug, führten dann zu dem Abscheu, den sie in seinem Blick gelesen hatte.
„Aber es ist nur zu deutlich, daß er Jaceys Existenz nicht bedauert", entgegnete Rosita.
Beth fühlte sieh von aller Hoffnung verlassen. Obwohl Rosita der Mensch war, zu dem sie am meisten Vertrauen hatte, spürte sie, daß es Dinge gab, mit denen sie allein fertig werden mußte.
„Aber wie lange wird es dauern?" fragte sie mit gespannter Stimme. „Jacey ist das Ergebnis dessen, was Jaime offensichtlich als Betrug ansieht. Du hast doch mit eigenen Augen gesehen, wie er mich gestern abend behandelt hat. Es war nur zu deutlich, wie er mich ablehnt."
„Beth, ich habe auch schon gesehen, daß er sich dir gegenüber ganz anders verhalten hat", gab Rosita zu bedenken. „Und gestern abend habt ihr beide nicht viel Rücksicht auf einander genommen."
Beth atmete tief durch. „Wenn es nur so einfach wäre", murmelte sie. „Wie du sicher bemerkt hast, habe ich Jaime seit gestern nicht mehr gesehen. Und es hätte mich auch nicht überrascht, wenn er eine Ausrede erfunden hätte, damit wir uns gar nicht zum Essen treffen ... Er tut alles, um mir aus dem Weg zu gehen." Sie senkte den Blick. Es blieb nichts anderes mehr, als den Stolz beiseite zu lassen und endlich die Wahrheit zuzugeben. „Ich bitte dich, mich nicht zu verabscheuen, aber ich habe ihn ermutigt, dem sexuellen Verlangen, daß er mir gegenüber immer noch empfindet, nachzugeben ... Und jetzt verspürt er tiefen Widerwillen." Beth brach in Tränen aus.
„Dich verabscheuen, mein armer Liebling?" rief Rosita entgeistert aus. „Die Liebe, die ich für dich empfinde, unterliegt keinen Bedingungen." Sie seufzte leicht auf. „Ich hätte es mir schon denken sollen. An dem Morgen, als ich in Jaceys Zimmer gekommen bin und ihr einander in den Armen liegend eingeschlafen wart. Das meinte ich, als ich gesagt habe, daß ich euch schon anders gesehen habe. Natürlich war ich am Anfang geschockt, deshalb habe ich auch zu dir gesprochen, wie ich es getan habe, aber gleichzeitig habe ich gespürt, daß er dich beschützen möchte. Ach, mein Schatz, ich hätte mit dir hier in Palma bleiben sollen", flüsterte sie traurig.
„Nicht einmal dir wäre es gelungen, mich von meinen eigenen Dummheiten abzuhalten", warf Beth ein. „Aber Jacey, er kann und muß geschützt werden."
„Beth, was sagst du da nur?" fragte Rosita mit schriller Stimme. „Du denkst doch sicher nicht daran, ihn von seinem Vater fernzuhalten, wenn er das Krankenhaus verlassen hat!"
„Was bleibt mir sonst übrig?" fragte Beth leise. „Ich kann unmöglich so
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