Julia Extra Band 348
oder?“, fragte er, immer noch ungläubig.
„Natürlich meine ich es ernst!“
Er starrte sie an, fast als wollte er sie zwingen, ihre Worte zurückzunehmen, doch sie straffte nur die Schultern und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Irritiert und zutiefst frustriert schob er sich seine Sonnenbrille wieder auf die Nase und drehte wütend den Zündschlüssel. Den ganzen Heimweg über nahm er kaum den Fuß vom Gas, und der dröhnende Motor machte jeden Versuch einer Konversation zunichte. Obwohl Nikolai sowieso keine Lust gehabt hätte, sich mit Zara zu unterhalten, außer, dass er sie gern gefragt hätte, wer ihr beigebracht hatte, einen Mann so zum Narren zu halten, wie sie es eben mit ihm gemacht hatte. Nachdem er sie am Haupttor abgesetzt hatte, fuhr er mit quietschenden Reifen in Richtung Garage davon.
Die meisten anderen Männer in seiner Situation hätten jetzt wahrscheinlich aufgegeben, aber Nikolai gab niemals auf, wenn er etwas wirklich wollte. Und daran, dass er Zara Evans wollte, konnte es nicht den geringsten Zweifel geben.
Er wollte sie, und er musste sie bekommen.
6. KAPITEL
Wäre sie jetzt in London gewesen, hätte Zara wahrscheinlich eine Kollegin gebeten, die Abendschicht für sie zu übernehmen, damit sie Nikolai nicht wieder gegenübertreten musste. Aber sie war nicht in London. Sie saß hier in Südfrankreich in der Luxusvilla eines russischen Milliardärs fest und hatte niemanden, den sie um Hilfe bitten konnte. Ihr hatte die Zeit kaum gereicht, um schnell noch zu duschen und die Hitze des Nachmittags zusammen mit der Erinnerung an das, was fast in Nikolais Sportwagen passiert wäre, abzuwaschen, bevor sie, bewaffnet mit einem Tablett, auf dem die Gläser mit den Cocktails standen, auf die Terrasse trat. Ihr Lächeln fühlte sich an wie eingefroren.
Crystal, mit frisch gewaschenem Haar, das ihr wie ein weißgoldener Vorhang über den Rücken fiel, hatte sich in ein hautenges, mit silbernen Pailletten besetztes Kleid gezwängt. Sie hing an Nikolais Lippen und lachte immer wieder neckisch auf, während der ahnungslose Sergei neben ihr sanft transpirierte und alle zwei Sekunden sein Handy checkte.
Als Zara mit dem Tablett zu Nikolai trat, um ihm einen Drink anzubieten, hielt er ihren Blick fest und sagte: „Sie haben ja richtig Sonne abbekommen, Zara.“
„Ja.“
„Haben Sie ein Sonnenbad genommen?“
Während er sie nach wie vor eindringlich ansah, spürte sie wieder einmal, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. Versuchte er absichtlich, sie in Verlegenheit zu bringen? Wahrscheinlich. Entschlossen schob sie die Erinnerung an den Nachmittag beiseite. „Nein, Sir“, gab sie zurück.
„Das ist sehr vernünftig, passen Sie nur gut auf sich auf. Das war wohl ziemlich heiß da draußen heute?“
„Nikolai!“, mischte sich Crystal gespielt empört ein. „Hören Sie sofort auf damit, das arme Mädchen zu quälen. Sie macht nur ihre Arbeit!“
Obwohl es sie ärgerte, als „armes Mädchen“ tituliert zu werden, empfand Zara in diesem Moment Crystal gegenüber zum ersten Mal einen Anflug von Sympathie.
Das Abendessen zu servieren erforderte glücklicherweise ihre gesamte Aufmerksamkeit, weil der Koch beschlossen hatte, die Gäste des Hauses mit allen möglichen kulinarischen Köstlichkeiten zu beeindrucken. Zara weigerte sich anfangs, Nikolais Blick zu begegnen, aber er provozierte sie so lange, bis sie nicht mehr ausweichen konnte. Als sie die erotische Botschaft in seinen Augen las, fiel es ihr schwer, nicht zu zittern, und noch unerträglicher wurde es, als er sich auf seinem Stuhl zurücklehnte und sie ganz unverhohlen musterte.
Es wurde der längste Abend ihres Lebens, dessen Ende sie herbeisehnte, aber auch fürchtete, weil sie nicht wusste, was anschließend passieren würde. Würde Nikolai den Versuch unternehmen, dort weiterzumachen, wo sie am Nachmittag aufgehört hatten? Und wie sollte sie reagieren, falls er womöglich später, nachdem alle anderen im Bett waren, zu ihr aufs Zimmer kam? Sie wusste es nicht.
Aber sie musste auch keine Entscheidung treffen, weil Nikolai nicht kam.
Am nächsten Morgen stellte sie zu ihrer größten Überraschung fest, dass sie erschöpfter gewesen sein musste als angenommen und sofort nach dem Zubettgehen eingeschlafen war.
Blinzelnd öffnete sie die Fensterläden, wobei sie sich seltsam leer und … enttäuscht fühlte. Bist du eigentlich noch zu retten? fragte sie sich verstimmt, während sie unter der Dusche stand. Du bist
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