Julia Extra Band 348
zu gut.
„Macaroni and Cheese.“
„Aha“, sagte er mit wissendem Blick. „Also hast du Frust.“
„Du sagst es.“
Er lächelte. Sein Lächeln war hinreißend. Das fand sie schon immer. Mit diesen perfekt proportionierten Lippen in einem Gesicht, das zwar nicht zum Umfallen schön, aber ansprechend und angenehm männlich war. Im Laufe der Jahre waren seine Wangen schmaler und seine Züge kantiger geworden, doch das Lächeln, das er stets parat hatte, verhinderte, dass er streng aussah.
„Wie viel hast du gegessen?“
„Zu viel.“
„Hast du mir etwas übrig gelassen?“, fragte er und spähte in Richtung Herd.
„Es ist noch genug da, aber was ist mit deiner Pizza?“
„Du weißt doch, wie es mit Pizza ist – kalt schmeckt sie noch besser.“ Dann drückte er ihr mit dem Daumen auf die Unterlippe. Sie ignorierte den Schauer, den ihr diese Berührung über den Rücken jagte. „Und was ist mit dem Wein? Hast du mir davon auch etwas übrig gelassen?“
Chloe lachte. Wie schafften es die anderen Frauen nur, Cabernet Sauvignon zu trinken, ohne dass sich ihre Lippen verfärbten? Und wo sie schon dabei war: Wie schafften es die anderen Frauen, Unmengen von Kohlenhydraten zu verdrücken, ohne anschließend Kniebeugen machen zu müssen, um in ihre Hosen zu passen?
„Es ist noch fast eine halbe Flasche da“, antwortete sie.
„Dann gieß mir ein Glas ein und erzähl mir von deinem Tag.“
Nachdem er die Pizzaschachtel auf der Küchentheke abgestellt hatte, schälte er sich aus seinem Trenchcoat. Er trug seine gewöhnliche Bürokleidung – ein weißes Hemd und einen maßgeschneiderten Anzug, aus dessen Brusttasche ein perfekt gefaltetes Taschentuch hervorlugte. Die Krawatte war allerdings verrutscht. „Bist du direkt von der Arbeit aus hergekommen?“
Es war fast acht Uhr.
„Die Fusion mit der anderen Softwarefirma, von der ich dir erzählt habe, frisst fast meine ganze Freizeit auf.“ Er ließ sich auf einen der Küchenstühle fallen.
Wie hatte sie übersehen können, wie müde er aussah? Gern hätte sie ihn in die Arme genommen. Freunde nahmen einander in die Arme. Aber sie tat es nicht. In letzter Zeit kam das öfter vor. Chloe nahm an, dass es an der perfekten Sara und den ganzen anderen Schönheiten lag, mit denen er zusammen gewesen war.
„Das tut mir leid.“ Sie schaltete den Herd an, um die Käsemakkaroni aufzuwärmen, und schenkte Simon ein Glas Wein ein. Nachdem sie es ihm gereicht hatte, stellte sie sich hinter seinen Stuhl und fing an, seinen verspannten Nacken und seine Schultern zu massieren.
Sein wohliges Stöhnen ließ sie innehalten. „Was hält denn Sara davon, dass du so viel arbeitest?“
„Nicht viel“, gab er zu, und fuhr in reuigem Ton fort: „Eigentlich wollten wir uns heute eine Show am Broadway ansehen.“
„Du hast sie versetzt?“ Das war nicht seine Art. Simon war der netteste und rücksichtsvollste Mann, den Chloe kannte – wenn er auch in puncto Frauen einen furchtbaren Geschmack hatte.
„Als ich sie angerufen habe, um ihr zu sagen, dass es später wird und es mit dem Essen vorher nichts wird, hat sie Schluss gemacht … Aber egal.“ Er schüttelte den Kopf. „Diese Beziehung hatte ohnehin keine Zukunft.“
Jubel.
Ehe sie sich’s versah, spürte Chloe das Gefühl in sich überschäumen wie Champagner. Vielleicht war dieser Tag doch nicht so schlecht, wie sie gedacht hatte.
Doch weil sie wusste, dass es sich für eine gute Freundin nicht gehörte, sich über derartige Neuigkeiten zu freuen, machte sie ein mitfühlendes Gesicht, als sie sich Simon gegenübersetzte.
„Oh. Sie hat Schluss gemacht. Das tut mir leid.“
„Es war einvernehmlich“, erwiderte er und griff nach seinem Weinglas. „Sara hat es nur als Erste ausgesprochen.“
„Aha.“
„Ich habe keinen Liebeskummer, Chloe. Nicht im Geringsten.“ Er nahm einen Schluck von seinem Wein und sah Chloe an. „Das ist seltsam, oder? Ich sollte wenigstens … ein bisschen traurig sein, oder?“
„Bist du’s nicht?“
Wieder begann sie innerlich zu jubeln, setzte aber eine ausdruckslose Miene auf.
„Kein Stück.“ Er betrachtete sein Weinglas, bevor er wieder zu ihr aufsah. „Wahrscheinlich haben wir nicht zusammengepasst.“
Hatte er tatsächlich fast ein ganzes Jahr gebraucht, um das zu begreifen? Chloe hatte es bereits gewusst, als sie Sara erst wenige Minuten kannte.
„Aber das spielt jetzt keine Rolle“, sagte Simon und lächelte. „Wir wollten doch darüber reden,
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