Julia Extra Band 348
Innigkeit erwiderte, die alles ausdrückte, was Nikolai wissen musste.
– ENDE –
Deine Haut – so vertraut
1. KAPITEL
Die Highschoolzeit – Ein Rückblick
Als sie in dem Stapel von Rechnungen und Werbesendungen die Einladung erspähte, verzog Chloe McDaniels den Mund. Auch wenn sie damit gerechnet hatte, verursachte ihr dieser Brief ein flaues Gefühl im Magen.
Das zehnjährige Treffen der Abschlussklasse der Tilman Highschool von 2001 stand kurz bevor.
Chloes Erinnerungen an ihre Highschool in New Jersey waren nicht gerade angenehm. Genaugenommen hatte sie sich dort vier Jahre in Waschräumen und Besenkammern versteckt, um den grässlichen Dreien, also Natasha Bradford, Faith Ellerman und Tamara Kingsley, aus dem Weg zu gehen.
Sie kannte die drei seit der Grundschule. Zwar waren sie nicht befreundet gewesen, doch es hatte auch keine Feindschaft zwischen ihnen geherrscht. Bis zum Beginn der Highschoolzeit, als Chloe, die nie wirklich begriffen hatte, warum, zum bevorzugten Opfer der drei Freundinnen geworden war, wenn es darum ging, auf jemandem herumzutrampeln.
Im wahrsten Sinne des Wortes.
Irgendwie war es ihnen am ohnehin schon unangenehmen ersten Highschooltag gelungen, noch vor Beginn der ersten Stunde ein Schild mit der Aufschrift „Tritt mich!“ an Chloes Rücken zu befestigen. Seit diesem Tag warf sie stets einen Blick über ihre Schulter, wenn jemand ihr freundschaftlich auf die Schulter klopfte.
Dieser boshafte Streich war nicht besonders originell, aber effektiv gewesen. Der Hosenboden ihrer Lieblingsjeans hatte Bekanntschaft mit so vielen Sportschuhen gemacht, dass sie sich wie ein Fußball vorgekommen war.
Zwischen der dritten Stunde und der Mittagspause war sie schließlich auf Simon Ford gestoßen.
„Das hier mache ich mal lieber ab“, hatte er gesagt, als er ihr das Schild vom Hemd löste, um es ihr in die Hand zu drücken. So war er. Unaufgeregt.
Der gute alte Simon. Er hielt ihr stets den Rücken frei. Beziehungsweise – in diesem Fall – die Rückseite. Sie waren befreundet, seit er zu Beginn der dritten Klasse mit seiner Familie in das Haus gezogen war, in dem auch sie mit ihren Eltern gewohnt hatte, und ihre Freundschaft dauerte bis zum heutigen Tag an. Als sie jetzt an ihn dachte, griff Chloe zum Telefonhörer, ohne über die Uhrzeit nachzudenken. Es war Freitag und bereits nach fünf. Sicherlich war er mit seiner Freundin unterwegs.
Chloe bemerkte, dass sie wieder den Mund verzog. Aber es war eben nicht zu ändern – sie konnte Sara nicht leiden. Diese große, schlanke Blondine war zu … sie war zu perfekt.
Chloe warf einen Blick auf die Einladung. Die perfekte Sara würde nie in eine derartige Situation geraten. Die perfekte Sara wäre an ihrer Schule Homecoming Queen, Prom Queen und jede andere Sorte Queen gewesen. Ganz anders als Chloe, die in ihrer Klasse ausschließlich in den Kategorien „die meisten Sommersprossen“ und „die meisten Locken“ Erwähnung gefunden hatte.
Ihr Gefühl riet ihr, die Einladung zu zerknüllen, darauf zu spucken und sie in den Mülleimer zu befördern. Und ihr Herz … das war eine andere Sache. Es sagte ihr, dass sie sich einen Löffel schnappen und sich über das Pfefferminzschokoladeneis hermachen sollte, das im Eisfach auf sie wartete.
Doch da sie Diät halten wollte, entschied sie sich für die erste Variante.
Bevor sie die Einladung in den Mülleimer beförderte, bedachte Chloe sie noch mit Flüchen in allen möglichen Sprachen. Doch auch wenn es ihr gelang, das Eis nicht anzurühren, so fuhr sie doch ihren Computer hoch und lud ein Rezept von der Webseite ihrer Lieblingskochshow Susie Kay’s Comfort Foods herunter. Wenn es Essen gab, das die Gefahr, an Herzkrankheiten und Arterienverkalkung zu erkranken, erhöhte, konnte man davon ausgehen, dass man es auf Susie Kays Seite fand.
Auf das, was sich Chloe für heute Abend ausgesucht hatte, traf es auf alle Fälle zu. Macaroni and Cheese mit nicht weniger als vier Käsesorten und so viel Butter, dass Chloe hätte schwören können, dass allein das Durchlesen des Rezeptes ihre Kleidung enger sitzen ließ. In Anbetracht der Tatsache, dass sie ohnehin schon ihre Schlabberhose trug, war das eher unerfreulich.
Es war eine Jogginghose mit elastischem Bündchen, die sie aber nicht zum Joggen anzog, sondern nur an den Tagen, an denen sie sich wie aufgebläht fühlte. Heute war ein solcher Tag. Wären ein paar Seile an ihr befestigt, hätte sie durchaus die Sixth Avenue
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