Julia Extra Band 348
Berg hinauf, von dem aus man die ganze Stadt übersehen konnte. Es war immer ihr Lieblingsplatz für Picknicks gewesen.
„Zara!“
Nikolais Stimme war jetzt ganz nah. Und dann spürte sie auch schon seine Hand auf ihrem Arm, die sie festhielt und versuchte, sie zu sich umzudrehen. Aber Zara wehrte sich aus Leibeskräften und hämmerte mit den Fäusten gegen Nikolais Brust. „Lass mich sofort los!“
„Nein!“
„Wenn du mich nicht auf der Stelle loslässt, schreie ich, so laut ich kann!“
„Erst hörst du mir zu, Zara. Bitte .“
Bitte war ein Wort, das er so selten benutzte, dass sie zögerte. „Was willst du? Dich über mich lustig machen oder was?“
„Zara … Zara. Meine süße Zara.“
„Hör auf damit!“, unterbrach sie ihn außer sich. „Ich kann deine Lügen nicht mehr hören!“
„Aber ich habe dich nie belogen, Zara. Das weißt du.“
Aus ihrer Kehle stieg ein Schluchzen auf, als er sie an sich zog. „Lass mich einfach, Nikolai“, flüsterte sie erstickt. „Mach es nicht noch schlimmer, als es sowieso schon ist.“
„Ich will es besser machen.“
„Das kannst du nicht.“
Jetzt legte er ihr beide Hände auf die Schultern, sodass Zara keine andere Wahl hatte, als ihm ins Gesicht zu schauen. „Auch dann nicht, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe?“, fragte er leise. „Und wenn ich zugebe, dass ich ein Idiot war? Dass ich völlig sprachlos und wie gelähmt war, als du da eben reingeplatzt kamst, sichtlich aufgewühlt, mit vor Liebe leuchtenden Augen? Weil ich zuerst gar nicht begriffen habe, wie mutig es von dir war, dich so angreifbar zu machen und mir vor aller Welt deine Liebe zu erklären?“
„Nikolai …“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf und kam ihr noch näher, sodass ihre Köpfe sich fast berührten. „Hör mir zu. Lass mich bitte sagen, was ich dir eben schon hätte sagen sollen. Dass mir erst in dem Moment, in dem ich das Wertvollste fast verloren hätte, bewusst wurde, wie glücklich ich sein kann, dass ich es habe.“
Er schaute Zara eine kleine Weile schweigend an, bevor er fortfuhr: „Ich war völlig schockiert, als mir klar wurde, was du da sagst … dass du mir in aller Öffentlichkeit eine Liebeserklärung machst. Wo mir meine Privatsphäre doch immer so unvorstellbar wichtig war, und noch wichtiger war mir, stets die Kontrolle zu behalten. Aber das gelang mir vorhin nicht mehr, ich war wie gelähmt und hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Und jetzt muss ich leider zugeben, dass ich in dieser Situation komplett versagt habe.“
„Nikolai …“
„Nein, ich bin noch nicht fertig“, unterbrach er sie erneut. „Nachdem du weg warst, kamen die Leute an und versuchten mich zu trösten, als ob mir eben etwas ganz Furchtbares widerfahren wäre. Und das war der Moment, in dem ich begriff, dass mir in der Tat etwas ganz Furchtbares widerfährt, wenn ich dir nicht auf der Stelle nachlaufe, um dir zu sagen, was ich schon seit einer ganzen Weile weiß, aber nie zu sagen gewagt habe. Offenbar musste es erst so weit kommen, damit ich den Mut finde, die Worte auszusprechen.“
Er holte noch einmal tief Luft, bevor er den Sprung ins kalte Wasser wagte.
„Ich liebe dich“, sagte er und atmete, verunsichert und völlig überrascht über seine eigene Kühnheit, erneut tief durch. „Ich war als Kind verzweifelt und allein, weit und breit war niemand, der mir Zuneigung schenkte und mir hätte beibringen können, wie man liebt. Und auch als ich erwachsen war, gab es niemanden … bis ich dich traf.“
Ein Blick in seine Augen genügte Zara, um sich davon zu überzeugen, dass er die Wahrheit sagte. Er hatte sie noch nie belogen, und er log auch jetzt nicht. Schweigend schluckte sie den dicken Kloß in ihrem Hals hinunter.
„Ich liebe dich, Zara Evans“, flüsterte er. „Ein ganzes Leben reicht nicht aus, um dir zu beweisen, wie sehr ich dich liebe, und deshalb wollte ich dich bitten …“ Er zog ihre Hand an seine Lippen. Seine blauen Augen versprühten ihr eisiges Feuer, während er eine Fingerspitze nach der anderen küsste und fortfuhr: „… meine Frau zu werden.“
Das war ein so überwältigender Moment, dass Zara die Worte fehlten. Wieder nickte sie mit Tränen in den Augen, während ihr klar wurde, dass dieser heftige Schmerz in ihrer Brust von ihrem Herzen kam, das vor Liebe zu Nikolai lichterloh brannte.
Aber er brauchte keine Worte, sondern zog Zara ganz eng an sich und küsste sie mit zärtlicher Leidenschaft, die sie mit einer
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